Das Schöffengericht hat den 23-Jährigen zu einer Haftstrafe verurteilt. Foto: Archiv (dpa)

Ein 23-Jähriger hat sich vor dem Schöffengericht in Marbach verantworten müssen, da er gestohlene Fahrzeuge aus Deutschland nach Polen und Tschechien gebracht hat. Die Fahrt ab Steinheim wurde jedoch von der Polizei aufgehalten.

Steinheim - Ein junger Mann sitzt abends in einer Bar. Ein Fremder gesellt sich zu ihm, bietet einen Verdienst an. Der gelernte Waldarbeiter lehnt ab. Als die Probleme des Vaters sich aber häufen, nicht zuletzt durch Behandlungskosten seiner kranken Tochter, gibt er nach. Sechs Monate später muss er sich vor dem Schöffengericht in Marbach nun wegen schwerem Bandendiebstahl verantworten. Der Auftrag war eindeutig: Er sollte mit dem Bus nach Deutschland reisen, um ein Auto nach Tschechien zu fahren und einer bestimmten Person zu übergeben.

Für einen Transport sollte er 300 Euro erhalten, ein Viertel seines Monatslohns. In der Nacht des 19. November 2019 war es dann soweit: Der 23-Jährige übernahm in Steinheim einen rund 65 000 Euro teuren BMW und fuhr auf der A6 in Richtung Nürnberg, als ihn die Polizei stellte. Die Besitzer hatten das Fehlen ihres Wagens in der Einfahrt frühzeitig bemerkt. Als die Ermittler die Handys auswertete, stießen sie auf einen zweiten Diebstahl nur ein paar Tage zuvor. Der Angeklagte gab zu, dass sein erster Auftrag bereits in der Nacht auf den 15. November stattfand.

Da fuhr er einen 80 000 Euro teuren BMW aus Schwäbisch Hall nach Polen. „Ich wollte nicht weiter machen, doch die kauften mir in Polen ein Zugticket nach Deutschland. Weil ich – wie gefordert - kein Geld bei mir hatte, kam ich nicht zurück nach Hause“, so der Angeklagte auf Nachfragen der Richterin. Dann wurde er festgenommen, Geld hat er auch keines gesehen. Gezielt hielt die Bande nach Fahrzeugen mit „Keyless-Entry-System“ Ausschau, das es ermöglicht, den Wagen mit einem Computerchip zu öffnen und zu starten. Der Schlüssel kann in der Hand- oder Jackentasche bleiben. Sobald sich der Besitzer samt Schlüssel vom Fahrzeug entfernt, wird die Verbindung unterbrochen. Allerdings können die Funkwellen des Schlüssels mit einfachen Geräten verlängert werden.

Es reicht schon, einen Key-Scanner vor der Tür zu platzieren, wenn der Schlüssel im Flur liegt. Dazu wird ein Car-Scanner in der Nähe des Fahrzeugs platziert. Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge ging die osteuropäische Bande stets nach dem gleichen Muster vor. Dabei agierten die Arbeitsebenen abgeschottet. Ein Trupp kundschaftete die Fahrzeuge aus, einer brach sie auf, wieder andere Leute fuhren über die Grenze.

Das Gericht hielt dem 23-Jährigen sein Geständnis sowie seine nun sechs Monate andauernde Haft zugute. Eine günstige Sozialprognose ließ sich allerdings nicht aufstellen. „Wer aus dem Ausland anreist, um in Deutschland Straftaten zu begehen, erfährt die Härte der Justiz“, urteilte das Gericht und schickte den Mann für ein Jahr und neun Monate ins Gefängnis.