Hebt die Aufenthaltsqualität: das Bistro 1819 unterhalb der Grabkapelle Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Auf dem Weg von Stuttgart-Rotenberg zum Kernenturm gibt es gleich drei Rastmöglichkeiten. Dazwischen liegt eine ziemlich gemütliche Wanderung. Und obendrein gibt es geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten am Wegesrand.

Stuttgart - Ein Vesper muss für diese Wanderung mit Sicherheit nicht eingepackt werden. Sie führt an drei Kiosken vorbei, die Wegzehrung servieren. An manchen Wochenenden wirkt es, als würden sich halb Stuttgart und viele Remstäler dort oben treffen. Das liegt daran, dass Rotenberg, die Egelseer Heide und der dahinter liegende Schurwald jede Menge Abwechslung zu bieten haben.

Ausflug mit zwei Höhepunkten

Nein, die Grabkapelle in Stuttgart-Rotenberg ist nun wirklich kein Geheimtipp. Aber an dem ewigen Liebesbeweis von König Wilhelm I. für seine Gattin Katharina kann man sich einfach nicht sattsehen. Die Aussicht ins Neckartal ist außerdem umwerfend. In wenigen Kilometern Entfernung bringt der Kernenturm die Wanderer dann noch einmal hoch hinaus. Das 27 Meter hohe und 1896 von der Ortsgruppe Stuttgart des Schwäbischen Albvereins errichtete Bauwerk ermöglicht wieder völlig neue Perspektiven. Nur wenige Kilometer und ein Tal liegen dazwischen. Wer mag, kann noch einen Abstecher zur Katharinenlinde einplanen, wo einst die heilige Katharina heidnischen Gottheiten geopfert worden sein soll – für eine weitere Dosis historischer Dramatik.

Zum Start erst einmal einkehren

Rund zehn Kilometer ist die Wanderung lang, mit dem Abstecher zur Katharinenlinde im Kreis Esslingen sind es etwa zwei Kilometer mehr. An einem Nachmittag lässt sich der Ausflug also meistern. Zum Start ist ein Mittagessen im Bistro 1819 auf dem Württemberg zu empfehlen. Dort gibt es Maultaschen mit Kartoffelsalat, Wengertertoast oder Linsensalat und dazu die Weine des Collegium Wirtemberg oder Kaffee und Kuchen. Im vor vier Jahren im Priesterhaus eröffneten Besucherzentrum gibt es Tickets für die Grabkapelle. Sonntags und feiertags wird eine Führung um 13 und um 16 Uhr angeboten, Familien wird das Mausoleum um 14.30 Uhr erklärt. Nach dem überraschenden Tod der jungen Königin am 9. Januar 1819 ließ ihr Gemahl auf dem Württemberg die alte Burg abtragen und die vom Hofbaumeister Giovanni Salucci entworfene Ruhestätte dort erbauen.

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Zweite Stärkung nach wenigen Kilometern

Nach dem Geschichtsunterricht geht es auf der Hauptstraße den Berg hinauf zur Egelseer Heide. Vor dem Parkplatz hält sich der Wanderer erst rechts, geht dann an der Gabelung leicht links auf dem Weg Käppeleshau an Wiesen und Schrebergärten vorbei. Mehr Maultaschen, aber auch Schweineschnitzel, gebackenen Kalbskopf oder Zucchiniküchlein gibt es an der Waldschenke 7 Linden. In diesen Genuss kommen die Ausflügler aber erst wieder vom 13. September an, wenn die Betriebsferien vorbei sind. Wer sich im Bistro 1819 gestärkt hat, kann sowieso nicht schon wieder hungrig sein! Nur 600 Meter entfernt von der Waldschenke befindet sich der Schauplatz, an dem sich im 4. Jahrhundert die heilige Katharina weigerte, heidnischen Gottheiten zu huldigen. Dafür wurde sie kurzerhand umgebracht. An der Stelle steckten die Übeltäter eine Linde verkehrt herum in den Boden: Sollte sie anwachsen, wäre dies der Beweis, dass es den christlichen Gott tatsächlich gibt – und so geschah es.

Wanderung durch den Schurwald

Der Schurwald ist mit unzähligen Wegen durchzogen. An Wochenenden teilen sich Fußgänger und Fahrradfahrer die Strecken, die sich auch mit einem Kinderwagen gut meistern lassen. Früher oder später führen jedenfalls alle Schilder zum ganzjährig geöffneten Kernenturm, der etwa 500 Meter lange, finale Anstieg ist teilweise etwas steil, aber geteert. Am Kiosk wartet schon die nächste Stärkung: Eine Flasche Bier und eine rote Wurst gehören hier zum Standard. An Wochenenden gibt es auch Kuchen. Auf den 158 Stufen bis nach oben können diese Kalorien wieder abgearbeitet werden. Von der Aussichtsplattform, an der Tafeln erklären, was man sieht, hat man eine Aussicht bis zum Stuttgarter Talkessel.

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Am Ende ein Spielplatz

Vom Kernenturm muss man nur den Schildern Richtung Rotenberg folgen. Auf der Egelseer Heide können sich die Kinder schließlich noch an Schaukeln oder Kletterbäumen austoben. Grillstellen sind dort ebenfalls vorhanden. Im Herbst ist die Wiese beliebt, um dort Drachen steigen zu lassen.

Die beste Zeit für die Grabkapelle

Natürlich hat man am Wochenanfang seine Ruhe auf der beliebten Grabkapelle. Dann haben aber auch die Kioske nicht geöffnet. Während das Mausoleum dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zugänglich ist, haben das Bistro 1819 und der Kiosk am Kernenturm nur donnerstags bis sonntags geöffnet. Die Waldschenke 7 Linden hat dagegen mittwochs und donnerstags ihren Ruhetag. Parkplätze sind in Rotenberg knapp, deshalb ist die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu empfehlen. Vom Bahnhof Untertürkheim fährt der Bus mit der Nummer 61 werktags alle 20 Minuten und sonn- und feiertags zweimal in der Stunde nach Rotenberg.