Busse und Autos statt Fußgänger und Radfahrer: Für die Dauer der Vollsperrung wurde der Fußweg am Pallotti-Areal zur breiten Straße umgebaut. Foto: Julia Bosch

Busfahrer bleiben mit ihren Fahrzeugen an Ampeln hängen, Autofahrer streifen parkende Autos und manche Busse kommen zu früh: Weil in Stuttgart-Birkach gebaut wird, wird der Verkehr in den Ferien über ungewöhnliche Wege geleitet. Doch an den Strecken gibt es Schwierigkeiten...

Birkach - Ganz vorsichtig schiebt sich der Bus von der Welfenstraße auf die Riedenberger Straße. Die Kurve ist eng, der Fahrer muss langsam tun. Hinter dem Bus stauen sich die Autos und Fahrradfahrer. Normalerweise müssen die drei Buslinien, die durch Birkach fahren, nicht diese Strecke nehmen, sie fahren bequem die Aulendorfer Straße entlang in Richtung Schönberg. Doch die Aulendorfer Straße ist zur Zeit gesperrt, darum muss der Verkehr umgeleitet werden.

Die Umleitungsstrecken sind nicht ganz unproblematisch: Das Tiefbauamt empfiehlt, über Plieningen oder Degerloch zu fahren, jedoch bedeutet das etwa fünf Kilometer Umweg. Es sind auch zwei kürzere Varianten möglich: von der Welfenstraße auf die Riedenberger Straße bergab zur Mittleren Filderlinie oder von der Aulendorfer Straße über den zur Straße ausgebauten Fußweg auf die Birkheckenstraße.

Polizei bestätigt kleine Unfälle an den Umleitungen

Eine Anwohnerin, die direkt an der Kreuzung Birkheckenstraße/Aulendorfer Straße wohnt, erzählt: „Ich habe schon zwei Unfälle beobachtet. Einmal ist ein Gelenkbus an der Erisdorfer Straße an einem Auto hängen geblieben und hat den Spiegel abgerissen, weil es einfach zu eng ist.“ Ein anderes Mal habe ein Bus solche Probleme gehabt, in die Birkheckenstraße einzufahren, dass er immer wieder vor- und zurück rangieren musste, bis er einem Auto schließlich hinten reingefahren sei.

Dazu komme, dass sich Paket- und Lieferdienste nicht an die Einbahnstraßenregelung hielten, die nun an der Birkheckenstraße gilt, berichtet die Anwohnerin. „Das ist wirklich gefährlich. Man muss sich wundern, dass nicht noch mehr passiert.“ Sie und ihr Mann bezeichnen ihren Küchenbalkon mittlerweile als „Autokino“, weil es durch die Sperrung und Umleitung so viel zu beobachten gebe.

Ein Sprecher der Stuttgarter Polizei bestätigt, dass es in den vergangenen Tagen einige kleine Unfälle an den Umleitungsstrecken gab: „Es wurden beispielsweise zweimal parkende Autos gestreift und es gab zwei Unfälle mit Ampeln.“ Allerdings gebe es im gesamten Stuttgarter Stadtgebiet täglich zahlreiche solcher „Kleinstunfälle“, wie der Sprecher sagt.

Busse fahren teils zu früh ab

Unübersehbar ist jedoch, dass sich viele Autos und Busse schwer tun. Auch bei den Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) ist angekommen, dass die Umleitungen teilweise Probleme machen. Vor allem bei der Buslinie 71, die vom Asemwald nach Birkach fährt und von der Birkheckenstraße links auf die Riedenberger Straße abbiegen sollte, gab es Schwierigkeiten. „Wir haben nun die Linienführung etwas abgeändert, so dass die Busse nicht die enge Linkskurve nehmen müssen“, sagt die SSB-Sprecherin Birte Schaper. Seit wenigen Tagen fahren die Busse der Linie 71 einen kleinen Kreis über die Grüninger Straße und die Äxtlestraße, so dass sie rechts auf die Riedenberger Straße abbiegen können.

Da durch die Vollsperrung und Umleitung mehrere Bushaltestellen entfallen, sind einige Busse zur Zeit schneller unterwegs als üblich. „Damit die Busse trotzdem die Abfahrtszeiten einhalten, sind die Fahrer dazu angehalten, an den Haltestellen so lange zu warten, dass der Fahrplan stimmt“, sagt Schaper. Das klappt jedoch nicht immer, wie Fahrgäste dieser Tage beispielsweise an der Haltestelle „Schemppstraße“ in Sillenbuch erleben durften. Dort fährt der Bus 65 ab, der auch durch Birkach verkehrt und durch die Vollsperrung derzeit mehrere Haltestellen nicht anfährt. Um 18.25 Uhr klappte der Busfahrer in Sillenbuch die Türen zur Weiterfahrt zu. Laut Fahrplan hätte es aber erst um 18.29 Uhr losgehen dürfen. Ganze vier Minuten zu früh, da hieß es: Beine in die Hand nehmen und bei 30 Grad hinterherjoggen. Die Diskrepanz erklärt der Busfahrer auf Nachfrage so: „Sind halt Ferien.“

Auch etwas weiter, an der Haltestelle „Bockelstraße“ in Heumaden, löst dies Irritationen aus. „Fahren Sie Richtung Obertürkheim?“, fragte eine Seniorin beim Einsteigen verunsichert. Die schmallippige Antwort: „So, wie’s oben draufsteht.“

Der Fußweg soll wieder zum Fußweg werden

Johannes Kälber vom Tiefbauamt ist überzeugt, dass die anfänglichen Probleme der Umleitung in den kommenden Wochen nachlassen werden: „Bei Vollsperrungen bemerken wir in den ersten Tagen immer etwas mehr Wendemanöver und Unsicherheiten, aber das wird weniger“, verspricht er. In Anbetracht der Umstände laufe es auf den Umleitungsstrecken ganz gut, findet er. Trotzdem kommen laut Johannes Kälber beim Tiefbauamt einige Beschwerden von Bürgern an; „Manche sind mehr verärgert, andere weniger.“ Kälber hört sich die Klagen an, sagt aber auch: „Die Umleitungssituation ist nun einmal so, wie sie ist. Wir haben sehr lange im Vorhinein geplant, damit es funktioniert.“

Bisher liegen die Bauarbeiten an der Aulendorfer Straße gut im Plan, sagt Kälber. Wenn es so weitergeht, wird die Aulendorfer Straße nach den Sommerferien wieder für den Verkehr freigegeben, die Umleitungen und derzeit geltenden Einbahnregelungen werden aufgehoben. Nur der zur Straße umgebaute Fußweg am Pallotti-Areal wird möglicherweise noch etwas bleiben: „Nach den Ferien beginnt das Siedlungswerk mit den Bauarbeiten auf dem Gelände. Eventuell nutzen die die Zufahrt noch für ihre Baumaschinen. Aber spätestens danach wird der Fußweg wieder zum Fußweg“, verspricht Johannes Kälber.