Nächstes Duell der beiden besten deutschen Volleyball-Teams: Im Supercup trifft Meister Allianz MTV Stuttgart um seine neue Kapitänin Krystal Rivers auf Pokal­sieger SSC Palmberg Schwerin. Foto: Baumann

Die Stuttgarter Volleyballerinnen wollen an diesem Sonntag den Supercup holen – und zugleich machen ihre Chefs der Bundesliga-Geschäftsführung mächtig Druck. Es geht auch ums Geld.

Stuttgart/Hannover - Wer Aufmerksamkeit will, muss etwas bieten. Also wird am Sonntag beim Volleyball-Supercup in Hannover erstmals auf einem interaktiven LED-Glasboden aufgeschlagen. Dieser ermöglicht etliche technische Spielereien, letztlich aber geht es vor allem darum, den Durchblick zu behalten. Auf dem Feld. Und drum herum. Das gilt auch fürs Team und die Verantwortlichen von Allianz MTV Stuttgart.

Im ersten Finale der Saison wartet an diesem Sonntag (16.30 Uhr/Sport 1) ein altbekannter Rivale auf die Mannschaft von Trainer Giannis Athanasopoulos: Pokalsieger SSC Schwerin bittet zur Meister-Prüfung. „Für uns ist das ein Härtetest“, sagt Sportchefin Kim Renkema, „wir haben ein enorm ehrgeiziges Team zusammengestellt, das jedes Spiel gewinnen will. Auch wenn es noch nicht um den wichtigsten Titel des Jahres geht.“ Weshalb auch der Termin an diesem Samstag zählt.

Dann findet in Hannover die Bundesliga-Versammlung statt, in die Allianz MTV Stuttgart ebenso ambitioniert startet wie ins Duell um den Supercup. Weil dem Meister die Entwicklung der Frauen-Bundesliga zwar gefällt, er sich damit aber nicht zufriedengeben will. „Es gelingt nicht, sich weiter zu steigern, noch attraktiver zu werden, mehr Geld zu generieren“, sagt Aurel Irion, der Geschäftsführer von Allianz MTV Stuttgart, „es gibt noch viel zu tun.“

Erstklassiges Produkt, zu wenig Ertrag

Dabei sind die Werte auf der Haben-Seite schon jetzt durchaus ansehnlich. In der vergangenen Saison kamen zu den 152 Spielen der Bundesliga-Volleyballerinnen (inklusive Play-offs) im Schnitt 1340 Zuschauer, weit mehr als zu Handballerinnen (929) oder Fußballerinnen (833). Der durchschnittliche Etat der Volleyball-Bundesligisten lag zuletzt bei 1,1 Millionen Euro und damit über dem Schnitt von Fuß-, Hand- oder Basketballerinnen – Tendenz steigend. Sport 1 zeigt pro Saison 36 Spiele live, eine solche TV-Quote hat keine andere deutsche Frauen-Liga. Dazu kommt: Frauen-Volleyball ist attraktiv, findet zumeist in ansehnlichen Arenen statt, ohne Aggressionen unter den Anhängern. „Das Produkt ist erstklassig“, sagt Aurel Irion, „aber wer solche Voraussetzungen hat, der muss daraus einfach mehr Kapital schlagen – und zum Beispiel einen Namenssponsor für die Liga finden.“

Adressat dieser Kritik ist die Volleyball-Bundesliga (VBL). Dort ist man ebenfalls zufrieden mit den Zahlen bei Zuschauern, Etats und TV-Übertragungen. Geschäftsführer Klaus-Peter Jung weiß aber auch um die Defizite. Derzeit spielen nur elf Frauen-Teams erstklassig, laut Jung eine „völlig unbefriedigende Zahl“. Das Ziel? 14 Clubs. Weil zuletzt keine Zweitligisten nach oben wollten (Meister VC Offenburg verabschiedete sich sogar in die dritte Liga), gibt es auch keinen Kampf gegen den Abstieg, dieses Spannungselement fehlt komplett. Zudem gehen der Bundesliga wichtige Großstädte und Standorte wie Berlin, Hamburg, München oder Köln ab. Und am meisten schmerzt Jung, dass es der VBL bisher nicht gelungen ist, die Namensrechte zu veräußern. „Aurel Irion hat recht, wenn er dies kritisiert“, sagt der Liga-Geschäftsführer, „mir würde es auch persönlich besser gehen, wäre ich in der Lage, hier einen Erfolg zu vermelden.“ Was möglichst bald passieren soll.

Wie viel sind die Namensrechte wert?

Der Vertrag von Jung (64) läuft noch eineinhalb Jahre, spätestens wenn er in Rente geht, will er sein letztes großes Projekt abgeschlossen haben. Deshalb hat die VBL eine neue Stelle im Bereich Vertrieb/Sponsoring geschaffen, eine externe Agentur entwarf eine PR-Kampagne. Unternehmen wurden sondiert, es gibt einen genauen Plan für die Akquise. 1,5 Millionen Euro sollen erlöst werden – zusammen für beide Bundesligen (Frauen und Männer). „Diesen Erfolg“, sagt Jung, „brauchen wir noch.“ Weil er neue Spielräume schaffen würde.

Die Hälfte des Geldes könnte ins Produkt gesteckt werden – in die PR-Arbeit und die Struktur der Geschäftsstelle. Mit der zweiten Hälfte ließe sich die Arbeit der Vereine unterstützen. Aurel Irion hat zwar andere Vorstellungen davon, was die Namensrechte der Bundesliga wert sind („Je eine Million Euro für Männer und Frauen, das wäre ein guter Anfang“), klar ist für ihn aber, wer in erster Linie profitieren sollte: vor allem die schwächeren Clubs. „Dank der Leistungen der Vereine in Aachen, Potsdam oder Münster ist die Breite in der Bundesliga besser geworden, insgesamt ist die Qualität in Ordnung“, sagt der Geschäftsführer des Meisters, „trotzdem müssen wir noch stärker werden.“ Indem den Teams, die in der (Etat-)Tabelle weit hinten stehen, geholfen und zugleich Zweitligisten eine Perspektive fürs Oberhaus geboten wird. „Das halte ich für lohnenswert“, meint Aurel Irion, „auch wenn ich keine Ahnung habe, ob so ein Modell durchsetzbar wäre.“

Vielleicht wird ja auch darüber an diesem Supercup-Wochenende in Hannover diskutiert. Immer mit dem Ziel, den Durchblick zu behalten. Nicht nur auf dem neuen Glasboden.