Emotionen pur: Foto: Baumann

Der Traum vom Double lebt! Nach einem 1:2-Satzrückstand drehte Allianz MTV Stuttgart das Pokal-Halbfinale gegen Dauerkonkurrent SSC Schwerin noch – vor allem dank Krystal Rivers.

Stuttgart - „Finale, oho!“, tönte es aus 2000 Kehlen in der Scharrena. „Finale, ohoho!“ Die Stuttgarter Volleyballerinnen haben erneut das Pokal-Endspiel erreicht, am 16. Februar geht es in der Mannheimer SAP-Arena gegen den Dresdner SC. „Ohne Heimvorteil wäre das nicht möglich gewesen“, jubelte Geschäftsführer Aurel Irion nach dem 3:2(17:25, 25:23, 19:25, 25:19, 15:9)-Erfolg gegen den SSC Palmberg Schwerin und lobte die Unterstützung der Fans: „Wir haben das beste Publikum in Deutschland.“ Und die stärkste Angreiferin.

Was Krystal Rivers im Tie-Break gelungen war, erinnerte stark an das entscheidende fünfte Spiel in der DM-Finalserie im Mai, in dem sie ihrem Team am Ende den ersten Meistertitel im Alleingang gesichert hatte. Auch am Mittwochabend drosch die Diagonalangreiferin den Ball immer wieder mit aller Kraft auf den Boden, als es drauf ankam. „Volleyball bleibt ein Teamsport, trotzdem war Krystal Rivers natürlich unglaublich“, sagte Trainer Giannis Athanasopoulos. Und Sportchefin Kim Renkema meinte: „Sie ist ein echter Titel-Fighter. Wenn’s zählt, legt sie immer noch eine Schippe drauf. Das war ganz, ganz stark von ihr.“

Drei Sätze auf höchstem Niveau

Dabei hatte es lange nicht nach einem Erfolg des Meisters gegen den Pokalsieger ausgesehen. Allianz MTV Stuttgart tat sich anfangs enorm schwer, vor allem in Annahme und Zuspiel, sodass die Angriffe immer wieder wirkungslos verpufften. Der SSC Palmberg Schwerin spielte dagegen drei Sätze lang auf höchstem Niveau, vor allem in Annahme und Feldabwehr – verpasste es allerdings, trotz einer 16:13-Führung auch den zweiten Durchgang zu gewinnen. „Kompliment an dieses starke Team. Der SSC Schwerin ist echt schwer zu knacken“, erklärte Kim Renkema, „zum Glück hat unserer Gegner am Ende wenigstens ein bisschen Menschlichkeit gezeigt.“

Mitte des vierten Satzes hatten die Gäste etwas nachgelassen, sich mehr und mehr Fehler geleistet – über die Felix Koslowski hinterher allerdings nicht mehr sprechen wollte. „Stuttgart hat toll gespielt und war diesmal besser“, meinte der SSC-Trainer, der sich zwischendurch über Beschimpfungen aus dem Publikum mächtig aufgeregt hatte, aber auch dazu nichts sagen mochte: „Kein Kommentar.“

Dramatisches Duelle zwischen den beiden besten deutschen Teams

Umso mehr sprachen die Sieger. Über die missglückte Anfangsphase (Renkema: „Das passiert uns zu oft, daran müssen wir arbeiten“). Über die Glücksgefühle (Irion: „Der SSC Schwerin ist das Maß der Dinge im deutschen Volleyball, deshalb bin ich stolz wie Bolle“). Und über die dramatischen Duelle zwischen den beiden besten deutschen Teams. „Die Mannschaften sind gleich stark, deshalb sind solche Siege besonders emotional“, sagte die MTV-Sportchefin, „beim Anschauen dieser Krimis werde ich jedes mal zehn Jahre älter. Lange geht das nicht gut.“