MTV-Spielführerin Deborah van Daelen ist wie immer hoch motiviert. Foto: Baumann

Die Volleyball-Frauen von Allianz MTV Stuttgart fühlen sich gut gerüstet für das Spitzenspiel gegen Dresden – auch dank Deborah van Daelen. Dabei hatte die Spielführerin dem Sport eigentlich schon Lebewohl gesagt.

Stuttgart - Spannender könnte die Konstellation vor einem Bundesliga-Spieltag kaum sein. Unabhängig davon, dass sich Stuttgarts Volleyball-Frauen mit dem Team des Dresdner SC schon seit Jahren hochklassige und emotional geführte Auseinandersetzungen vor allem im Pokal und in den Play-offs um die Meisterschaft liefern, ist das spielplangemäße normale Aufeinandertreffen an diesem Sonntag in der Scharrena ein richtungsweisendes, und damit höchstspannendes Duell.

High Noon zur Kaffeeklatsch-Zeit um 14.30 Uhr: Mit einem Spiel Vorsprung kommt das Team aus Sachsen als Tabellenführer und würde selbst bei einer Niederlage die schwäbische Heimat von Trainer Alexander Waibl als solcher auch wieder verlassen. Doch bei einem Stuttgarter Sieg und bei gleicher Anzahl von absolvierten Spielen könnte sich das Team von MTV-Coach Giannis Athanasopoulos an Dresden vorbeischieben – und damit die beste Ausgangsbasis für die Play-offs im April schaffen. „Wir freuen uns auf das Spiel und sind mehr als bereit“, sagt Athanasopoulos

Dresden kommt mit der besten Punktemacherin der Bundesliga

Dabei kommt mit dem Dresdner SC die Topscorerin der Liga: Piia Korhonen führt die Rangliste der gefährlichsten Punktemacherinnen mit großem Vorsprung an. Die Angriffsaufgaben der finnischen Nationalspielerin übernehmen im Stuttgarter Team mehrere Akteurinnen. Dabei hat Deborah van Daelen (28) eine wichtige Rolle übernommen. „Sie hat nicht den schnellsten und härtesten Schlag, aber sie macht Drecksarbeit auf höchstem Niveau“, lobt Trainer Athanasopoulos seine Spielführerin.

Das liegt sicher auch an der Vergangenheit der Diagonalangreiferin. Ihr erstes Profijahr absolvierte sie beim französischen Erstligisten Pays D’Ax Vennelles noch als Mittelblockerin. Unter Trainer Jan Lindenmair wurde sie in Stuttgart später erst zur Außenangreiferin und dann zur Diagonalangreiferin umgeschult. In dieser Saison ist sie wichtiger denn je: Als Spielführerin übernimmt van Daelen Führungsaufgaben auf und neben dem Spielfeld – und aufgrund der langwierigen Bauchmuskelverletzung von Nikoleta Perović auch die Hauptlast auf ihrer Position.

Das klassische Berufsleben kann noch eine Weile warten

Deborah van Daelen hat sich mittlerweile bis in die Top Ten der Topscorer der Liga vorgearbeitet. „Tatsächlich? Ich schaue da nicht drauf“, sagt die Niederländerin und lacht. „Mir ist viel wichtiger, dass die Mannschaft funktioniert.“ Keine Floskel. Sie meint das so. Dabei hatte sie ihre Karriere zwischenzeitlich schon beendet, im Jahr 2014, nach einem nicht so erfolgreichen Jahr in Italien und mit Schulterproblemen. Mit einem Bachelor-Abschluss in Kommunikation ist sie in das klassische Berufsleben eingetreten. „Aber ich habe schnell gemerkt, dass ein Achtstundentag im Büro anders ist, als jeden Tag Sport zu machen, also das, was ich so liebe“, sagt van Daelen.

In der Saison 2015/16 wurde sie vom damaligen Trainer Guillermo Naranjo Hernández reaktiviert und hat sich neben den Nationalspielerinnen Kaja Grobelna (Belgien), Aiyana Whitney (USA) und nun Nikoleta Perović (Montenegro) so entwickelt, dass sie längst zur Stammspielerin avancierte. Für das Spitzenspiel gegen Dresden hat sich Deborah van Daelen viel vorgenommen. „Wir wollen endlich zeigen, dass wir auch gegen ein Spitzenteam gewinnen können, und hey, die Scharrena ist unser Zuhause.“