Krystal Rivers schlägt zu: Die Kapitänin von Allianz MTV Stuttgart war im Pokal-Halbfinale gegen den SSC Palmberg Schwerin die dominierende Spielerin. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Es gibt in Deutschland keine bessere Volleyballerin als Krystal Rivers. Weshalb ziemlich fraglich ist, wie lange die Diagonalangreiferin noch bei Meister Allianz MTV Stuttgart spielen wird.

Stuttgart - Der letzte Ballwechsel war der spektakulärste. Noch einmal stemmten sich die Volleyballerinnen des SSC Schwerin mit aller Kraft gegen das Aus im Pokal-Halbfinale, doch Krystal Rivers war zu stark. Nach zwei abgewehrten Versuchen drosch sie den dritten Ball, den sie zugespielt bekam, mit einem mächtigen Armzug auf den Boden. Durch ihren 32. (!) Punkt sicherte die Diagonalangreiferin von Allianz MTV Stuttgart, die den Tie-Break allein dominiert hatte, den 3:2-Sieg. „Sie ist Stuttgarts Lebensversicherung“, meinte Gäste-Trainer Felix Koslowski, „sie wäre auch noch angespielt worden, wenn sie auf der Bank gesessen hätte.“

Kim Renkema findet solche Aussagen nicht lustig. „Klar, Krystal Rivers war unfassbar gut, als es drauf ankam. Und unsere Strategie war natürlich, über sie anzugreifen“, sagt die MTV-Sportchefin, „aber Volleyball bleibt ein Teamsport. Wir haben auch andere sehr gute Spielerinnen.“ Allerdings keine, die so wichtig ist wie Krystal Rivers.

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Im Sommer 2018 kam die US-Amerikanerin aus dem französischen Béziers, die Erwartungen waren hoch. Und Rivers Leistungen noch besser als gedacht. Sie führte ihr Team nicht nur zum DM-Titel, sondern wurde auch zur besten Spielerin der Bundesliga gekürt. „Sie ist ein absoluter Glücksgriff gewesen“, sagt Kim Renkema über ihre Kapitänin, „normalerweise ist eine Spielerin auf diesem Niveau für uns nicht bezahlbar.“

Trotzdem gelang den Verantwortlichen des Meisters der nächste Coup – sie verlängerten den Vertrag mit Rivers um zwei Jahre bis Mai 2021. Aktuell ist die 25-Jährige die am besten bezahlte Volleyballerin, die es in Stuttgart je gegeben hat, pro Saison erhält sie angeblich rund 50 000 Euro netto plus Auto und Wohnung. Doch es ist eine Investition, die sich bezahlt macht. „Sie hat sich im Sommer noch einmal verbessert, kann nun verschiedene Winkel schlagen. Das macht sie noch gefährlicher“, sagt Renkema, „sie spielt eine absolut fantastische Saison.“ Und macht damit auch international auf sich aufmerksam – weshalb sich die Frage stellt, wie lange sie noch in Stuttgart bleiben wird.

Krystal Rivers hat eine Ausstiegsklausel

Rivers hat in ihrem Kontrakt eine Ausstiegsklausel, könnte nächsten Sommer für eine festgeschriebene Ablösesumme gehen. „Sie schätzt Stuttgart, fühlt sich hier sehr gut aufgehoben“, sagt Geschäftsführer Aurel Irion, „ich bin sicher, dass sie nur dann wechselt, wenn sie ein finanzielles Angebot erhält, bei dem sie einfach nicht nein sagen kann.“ Doch das ist nicht ausgeschlossen, in Italien könnte Rivers wohl fünf mal so viel verdienen wie in Stuttgart – mindestens.

Allerdings gibt es auch die sportliche Seite: Nur ein halbes Dutzend Vereine in Europa wären im Vergleich zu Allianz MTV Stuttgart eine klarer Schritt nach vorne. Und diese Clubs haben Weltklasse-Diagonalangreiferinnen zur Auswahl, die schon länger auf höchstem Niveau agieren. „Krystal Rivers ist enorm stark, sie beeindruckt mich mit ihrer Sprunghöhe, Schlaghärte und Robustheit immer wieder neu“, sagt Renkema über ihre Führungskraft, „aber sie ist erst auf dem Weg in die Weltspitze. Letztlich ist alles eine Frage des Geldes, zumal längst nicht sicher ist, ob es einen Verein gibt, der bereit ist, die Ablösesumme zu bezahlen. Ich hoffe, dass wir Krystal überzeugen können, ihren Vertrag in Stuttgart bis zum Ende zu erfüllen.“

Die Saison bietet noch viele Höhepunkte

Und wenn nicht? Würde selbst die Ablöse nicht ausreichen, um eine Diagonalangreiferin ähnlicher Güte zu verpflichten. „Krystal zu ersetzen, ist für uns fast unmöglich“, sagt die MTV-Sportchefin, „deshalb wäre dies wohl eher nicht unsere Strategie.“ Das Geld könnte ja auch eingesetzt werden, um andere Positionen zu stärken. Doch das ist die Zukunft. Was mehr zählt, ist die Gegenwart. Das Bundesliga-Heimspiel gegen den SSC Schwerin am 21. Dezember. Das Pokalfinale gegen den Dresdner SC am 16. Februar in Mannheim. Und das mögliche erste Double der Vereinsgeschichte. „Derzeit läuft es sportlich so gut, dass wir aufpassen müssen, nicht in Euphorie zu verfallen“, erklärt Geschäftsführer Irion, „denn gewonnen haben wir in dieser Saison bisher noch gar nichts.“ Trotz der überragenden Krystal Rivers.