Starke Leistung im ersten Heimspiel für Allianz MTV Stuttgart: Neuzugang Celine van Gestel. Foto: Baumann

Warum der beeindruckende 3:0-Sieg gegen Dauerkonkurrent Dresdner SC dem Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart viel Sicherheit gibt.

Stuttgart - Es gibt Siege im Volleyball, die sind einfach nur Pflicht. Aber auch solche, die mehr wert sind als drei Punkte. Weil sie neben dem Ergebnis noch positive Erkenntnisse liefern. Wer nach dem 3:0 (25:23, 25:22, 25:14) gegen den Dresdner SC in die erleichterten Gesichter der Verantwortlichen von Allianz MTV Stuttgart blickte, der sah: dieser Erfolg war ein besonderer. „Wir wussten, welche Qualität wir geholt haben“, sagte Sportchefin Kim Renkema, „trotzdem bin ich sehr froh, dass die Spielerinnen diese Qualität nun auch gezeigt haben.“

Neun Neuzugänge hat der Bundesliga-Primus nach dem Gewinn des ersten DM-Titels verpflichtet, in der Hoffnung, noch stärker zu werden. Allen war bewusst, dass dies ein Risiko ist, doch nun sieht es so aus, als könnte die Rechnung aufgehen. Renkema und Trainer Giannis Athanasopoulos meinten nach dem eindrucksvollen Sieg gegen Dauerkonkurrent Dresden, ihr Team liege aktuell bei 40 Prozent seines Leistungsvermögens. Und die Sportchefin fügte zufrieden lächelnd hinzu: „Viele unserer Spielerinnen haben noch richtig Luft nach oben. Das macht mir fast ein bisschen Angst.“

Annahme und Feldabwehr sind klar stärker

Es wird noch einige Zeit dauern, bis in der neuen MTV-Mannschaft alle Rädchen ineinander greifen. Doch schon jetzt ist zu sehen, welche Elemente die Maschine künftig am Laufen halten werden: die dank Celine van Gestel und Alexandra Lazic stark verbesserte Annahme und Feldabwehr, der die herausragende Libera Roosa Koskelo wie gewohnt Sicherheit gibt. Der Mittelblock mit den festen Größen Martina Samadan (1,93 m) und Juliet Lohuis (1,90 m). Der Ehrgeiz des gesamten Teams, gut zu verteidigen (Renkema: „Gegen uns zu punkten, ist enorm schwer“). Und dann gibt es auch noch Krystal Rivers.

Die Diagonalangreiferin war den Sommer über mit dem US-Nationalteam unterwegs, ihre Form aber hat durch die fehlende Pause nicht gelitten. Im Gegenteil. Seit sie Coach Athanasopoulos zu seiner neuen Kapitänin gemacht hat, geht die beste Spielerin der vergangenen Saison noch entschlossener voran. 29 Punkte machte sie beim Auftakt in Münster, 22 gegen Dresden. „Es gibt keine Stärkere in der Liga – mit Abstand“, lobte Kim Renkema, und Gäste-Trainer Alexander Waibel sagte: „Es nimmt einem Team natürlich viel Druck, wenn es eine hat, die immer etwas draus macht, wenn man ihr den Ball zuspielt. Krystal Rivers ist für mich die wertvollste Spielerin der Bundesliga.“ Zudem habe Allianz MTV Stuttgart „absolut gut eingekauft“. Was daraus folgt? „Unser Ziel“, meinte Waibel, „kann nur sein, uns zu konsolidieren und eine Leistung zu erreichen, mit der wir oben dabei sein können.“

Neue Untersuchung bei Pia Kästner

Auf dem Weg dorthin ist der Meister schon ein Stück weiter. Was nicht heißt, dass in Stuttgart alles problemlos läuft. Zuspielerin Cansu Aydinogullari, die erste Türkin in der Bundesliga, zeigte gegen den Dresdner SC zwar eine ordentliche, energiegeladene Leistung, aber auch weiterhin Schwächen in der Präzision – während ihre Kollegin Pia Kästner draußen saß und mit trauriger Miene zuschaute. Nach dem Supercup am nächsten Sonntag in Hannover gegen den Schweriner SC wird sich die Nationalspielerin einer zweiten MRT-Untersuchung unterziehen, in der sich zeigen soll, ob sich ihr Rückenleiden verbessert hat. Und ob eine baldige Rückkehr ins Training realistisch ist. Wenn nicht, wird der Verein versuchen, zumindest für zwei, drei Monate eine weitere Zuspielerin zu verpflichten. „Das wird nicht einfach, denn der Markt ist eigentlich leer“, meinte Renkema, „aber sollte Pia Kästner noch länger ausfallen, müssen wir einfach handeln.“

Weil der Sieg gegen den Dresdner SC zwar ein sehr wichtiger für das eigene Wohlbefinden war, aber in dieser Saison trotzdem noch nichts gewonnen ist.