Talente unter sich: Trainer Sebastian Schmitz und seine Stuttgarter Nachwuchs-Volleyballerinnen Foto: Baumann

Der Volleyball-Trainer arbeitet nicht nur beim Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart, sondern auch in der Nachwuchsförderung. Wir erklären, warum davon alle profitieren.

Stuttgart - Bad Soden, Lebach oder Umkirch sind die typischen Ziele, die Sebastian Schmitz mit den Volleyballerinnen des Bundesstützpunktes Stuttgart bei Auswärtsspielen ansteuert. Im vergangenen Herbst saß der Trainer des Stuttgarter Nachwuchszentrums aber plötzlich im rumänischen Blaj und in der türkischen Weltstadt Istanbul auf der Bank, um MTV-Cheftrainer Giannis Athanasopoulos in der Champions League zu unterstützen. Ganz zufällig kam die zeitweilige Beförderung des 28-Jährigen auf die Profiebene indes nicht. „Ich habe ihn bei seinen Trainingseinheiten zugeschaut, er macht eine richtig gute Arbeit mit den Mädels“, lobt Athanasopoulos seinen Assistenten, „mit seiner Art zu trainieren, liegt er mit mir auf einer Wellenlänge.“

Dass Schmitz im Frauenvolleyball gelandet ist, ist dagegen eher dem Zufall und vor allem seiner Herkunft geschuldet. „Meine erste Station war bei den Jungs, aber in Tübingen ist der Frauenvolleyball eben eine Institution“, erklärt der Coach das Volleyball-Landesverbands Württemberg (VLW), der als Trainer beim FV Tübinger Modell auf sich aufmerksam machte. „Es gibt nicht nur unter den Spielern Talente, sondern auch unter Trainern. Sebastian Schmitz ist ein gutes Beispiel dafür, bei ihm waren die Fähigkeiten früh zu erkennen“, sagt Landestrainer Sven Lichtenauer, der den A-Lizenz-Inhaber vor rund eineinhalb Jahren nach Stuttgart an den Bundesstützpunkt lotste.

Reise nach Istanbul ist ein Höhepunkt seiner Trainer-Laufbahn

Ein Wechsel, der sich für beide Seiten lohnte: Neben den größten weiblichen Talenten aus den Jahrgängen 2000 bis 2003, die in der 3. Liga Süd antreten, betreut Schmitz auch erfolgreich die VLW-Auswahl (Jahrgänge 2004/05) – mit der er im November beim Bundespokal die Silbermedaille gewann. Und obwohl der Trainingsplan des gebürtigen Tübingers schon üppig gefüllt war, konnte er dem Angebot von Giannis Athanasopoulos nicht widerstehen. Da dessen etatmäßige Co-Trainerin Tamari Miyashiro noch mit dem US-Team bei der WM weilte, fragte der Chefcoach des Stuttgarter Bundesligisten bei seinem talentierten Trainerkollegen an – und bekam prompt ein „Ja“ zu hören. „Es war natürlich ein Höhepunkt, in Istanbul gegen eine der besten Vereinsmannschaften der Welt mit auf der Bank zu sitzen“, sagt Schmitz, der auch aktuell noch dem Trainerstab des Tabellenführers der Bundesliga angehört. Die Beförderung auf die große Volleyballbühne sieht der 28-Jährige aber nicht als persönlichen Erfolg, sondern als positive Ergänzung seiner Stützpunktarbeit: „Beim Training der Profis kann ich sehen, welche Anforderungen später auf die Talente zukommen, und ich kann das dann auch direkt einfließen lassen.“

Doch von der Doppelrolle des Übungsleiters profitieren nicht nur dessen eigene Trainingsarbeit und die des Bundesligisten, sie ist auch wichtiger Teil des fruchtbaren Austauschs zwischen dem Verband und der Profiebene in Stuttgart. „Sebastian Schmitz schlägt die Brücke zwischen der Nachwuchsförderung am Stützpunkt und dem Profiteam. Somit können wir junge Spielerinnen Bundesliga-Luft schnuppern lassen. Das klappt an anderen Standorten nicht so reibungslos“, sagt Lichtenauer.

Schmitz steht ungern im Mittelpunkt

Ohnehin stellt der Absolvent eines Lehramt-Studiums (Sport und Mathematik) sich nur ungern in den Vordergrund. Dass die Stützpunkttalente Iane Henke, Marie Hänle und Janna Schweigmann bei den Frauen bereits erste Schritte im Profibereich machen durften, sei nicht sein Erfolg, sondern einer „der gesamten Nachwuchsförderung und aller Jugendtrainer im Land“. Und vor allem der Spielerinnen, die mit Training, Wettkampf und Schule „locker auf eine 60-Stunden-Woche kommen. Wenn wir es schaffen, sie langfristig für den Volleyballsport zu begeistern, ist unser Ziel erreicht.“

Die Tür zu einem Engagement als Profitrainer lässt Sebastian Schmitz übrigens auch für sich selbst ein Stück weit offen. Angesprochen auf seine persönliche berufliche Zukunft antwortet er mit einem Lächeln: „Sag niemals nie.“