Foto: Christoph Mett

Den Text zu diesem Lied hat Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1774 geschrieben.

1. Es war ein König in Thule
gar treu bis an das Grab,
dem sterbend seine Buhle
einen goldnen Becher gab.

2. Es ging ihm nichts darüber,
er leert’ ihn jeden Schmaus;
die Augen gingen ihm über,
so oft er trank daraus.

3. Und als er kam zu sterben,
zählt’ er seine Städt’ im Reich,
gönnt’ alles seinen Erben,
den Becher nicht zugleich.

4. Er saß beim Königsmahle,
die Ritter um ihn her,
auf hohem Vätersaale,
dort auf dem Schloss am Meer.

5. Dort stand der alte Zecher,
trank letzte Lebensglut
und warf den heil’gen Becher
hinunter in die Flut.

6. Er sah ihn stürzen, trinken,
und sinken tief ins Meer;
die Augen täten ihm sinken;
trank nie einen Tropfen mehr.

Die Noten zum Lied gibt es hier.

Thule: eine mystische Insel im Norden Europas

Melodie: Carl Friedrich Zelter (1758–1832), 1812

Text: Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), 1774