Die Herbstsonne strahlte beim Historischen Volksfest auf dem Schlossplatz. Die Bezirksbeiräte Mitte finden den Standort ideal für künftige Feste dieser Art. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Bezirksbeirat Mitte hält nichts von der Idee, dass das Historische Volksfest nach Bad Cannstatt umzieht. Es soll ein Fest auf dem Schlossplatz bleiben – für eine feste Zielgruppe und unter bestimmten Bedingungen.

S-Mitte - Der Bezirksbeirat Mitte hat sein Herz an die nostalgischen Buden und Fahrgeschäfte verloren. Als Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle auf der jüngsten Bezirksbeiratssitzung einen Antrag der CDU zum Verbleib des Historischen Volksfests auf dem Schlossplatz aufrief, erinnerte sie an den gemeinsamen Besuch der Bezirksbeiräte auf dem Fest. Am Ende hätten alle miteinander begeistert das Württemberg-Lied gesungen.

Kienzle und die große Mehrheit der Bezirksbeiräte äußerten dann auch Sympathie für den Wunsch der CDU nach einem regelmäßigen Historischen Wasen in der Innenstadt. Das Historische Volksfest auf dem Schlossplatz war in diesem Jahr als einmalige Veranstaltung dazu gedacht, das 200-jährige Bestehen des Wasens in Cannstatt zu feiern. Die Stadt investierte dafür etwa eine Million Euro. Die CDU-Fraktion forderte in ihrem Antrag nun, dass die Stadt das Fest mindestens im Turnus von fünf Jahren ausrichtet. Besser sei aber ein zweijähriger Rhythmus, merkte der CDU-Bezirksbeirat Klaus Wenk an.

Bezirksbeirätin lehnt Vorhaben ab

Rita Krattenmacher von SÖS/Linke-plus monierte, dass der Schlossplatz bereits oft wegen Veranstaltungen belegt sei. Deshalb lehne sie das Vorhaben der CDU ab: „Außerdem ist es wie bei einer tollen Hochzeit. Die kann man doch auch nicht einfach wiederholen“, meinte die Bezirksbeirätin. Krattenmacher blieb allerdings die einzige Stimme in dem Gremium, die Ablehnung äußerte.

Andere Bezirksbeiräte verwiesen darauf, dass der Historische Wasen eine interessante Alternative für alle gewesen sei, die den Cannstatter Wasen eher mieden. Die Veranstalter zählten an acht Festtagen nach der Eröffnung des Historischen Volksfests auf dem Schlossplatz am 26. September rund 600 000 Besucher.

CDU will Fest für Familien

Den CDU-Bezirksbeirat Klaus Wenk erstaunt die Zahl nicht. „Da gab es Eltern, die Walzer getanzt haben und ihre Kinder hatten auch Spaß. Viele Rentner waren da. Es ging entspannter zu als in Bad Cannstatt“, sagte Wenk. Der Wasen in Bad Cannstatt falle bisweilen durch Exzesse auf, bemerkte der CDU-Politiker. Anders falle die Bilanz des Volksfests auf dem Schlossplatz aus. „Die Polizei hat während dem Historischen Wasen keine Auffälligkeiten festgestellt. Es herrschte da eben eher Besinnlichkeit als Ballermann“, sagte der CDU-Bezirksbeirat. Veronika Kienzle wollte wissen, dass Gastwirte in der Innenstadt sogar ihre Lokale geschlossen hätten nach dem Zapfenstreich auf dem Wasen. So hätten sie sich „Lederhosen tragende Gruppen“ erspart, meinte sie.

Die Bezirksbeiräte waren sich dann auch einig, dass der Historische Wasen nicht Teil des Cannstatter Wasens werden soll. Das hatte jüngst der Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) als Lösung angedacht. Föll hatte Anfang Oktober erklärt, dass die Stadt den hohen Besucherandrang beim Volksfest auf dem Schlossplatz nicht ignorieren könne. Gleichwohl solle der Historische Wasen in der Innenstadt auch aus Kostengründen eine Ausnahme bleiben, erklärte er. Die Bezirksbeiräte Mitte äußerten Kritik an den Plänen Fölls. „Ein Flohzirkus passt nicht auf den Wasen in Bad Cannstatt“, meinte der Grünen-Bezirksbeirat Wolfgang Kämmer. Die Schaubuden würden auf dem Wasengelände kaum Beachtung finden, waren sich die Bezirksbeiräte einig.

Bezirkschefin warnt vor zu viel Alkohol

Damit der Historische Wasen künftig seinen beschaulichen Charakter behält, sei es wichtig, dass der Bezirksbeirat den Rahmen für das Fest definiert, sagte Bezirkschefin Veronika Kienzle. „Das Fest wird sich nicht rechnen und es könnte versucht werden, vermehrt Einnahmen über die Cocktailbar zu erzielen“, warnte sie. Alkohol dürfe aber nicht im Zentrum des Historischen Volksfests stehen.

Friedrich Neunhöffer, stellvertretender Bezirksbeirat der Fraktion SÖS/Linke-plus, äußerte einen persönlichen Wunsch. Er fände es schade, wenn der Historische Wasen am Ende nur alle fünf Jahre gefeiert würde. Er wünscht sich eine engere Taktung. „Ich will eigentlich nicht warten, bis meine Enkel zehn sind, um wieder so großen Spaß zu haben“, sagt er.