Blick auf die Zentrale der Volksbank Stuttgart. Im Sommer machte man hier stolz die Fusionspläne öffentlich. Foto: privat

Von der Euphorie über die bevorstehende Fusion, die im Sommer zu spüren war, ist nichts geblieben. Nun steht fest: Aus den Plänen wird nichts. Störfeuer kamen vom früheren Chef der Volksbank Göppingen.

Stuttgart - Am Ende stimmte die Chemie zwischen den beteiligten Partnern wohl doch nicht: Die Volksbank Stuttgart und die Volksbank Göppingen beerdigen offiziell ihre Fusionspläne. Offenbar konnten sich die Partner nicht über die gemeinsame Unternehmensführung einigen. In einer Mitteilung der Volksbank Stuttgart heißt es, es habe „kein abschließendes, gemeinsames Zielbild“ vereinbart werden können. Deshalb hätten sich die Vorstände beider Institute darauf verständigt, die Fusionsverhandlungen zu beenden. Stattdessen wolle man nun die Zusammenarbeit in bestimmten Geschäftsfeldern wie dem Kreditgeschäft intensivieren.

Erst Ende Juli waren die beiden Volksbanken mit ihren Fusionsplänen an die Öffentlichkeit gegangen. In dem schwierigen Bankenumfeld wollten die beiden „kerngesunden“ Institute ihre Kräfte bündeln, verkündeten die Vorstände beider Institute stolz. Die Volksbank Stuttgart ist mit einer Bilanzsumme von 6,5 Milliarden Euro nahezu dreimal so groß wie die Göppinger Volksbank, die es auf 2,2 Milliarden Euro bringt.

Gemeinsam hätten sie zu den großen Kreissparkassen in der Region aufgeschlossen. Die Volksbank Stuttgart betont auch jetzt, beide Banken seien „wirtschaftlich gesund und stehen unter keinem Fusionsdruck“. Beide seien weiter von der grundsätzlichen Notwendigkeit einer Bündelung der genossenschaftlichen Kräfte überzeugt – und schließen eine „weitergehende Zusammenarbeit in Zukunft auch nicht aus“.

Abstimmungen über die Fusion wurden verlegt

Dass Fusionsverhandlungen bei Genossenschaftsbanken platzen, kommt vor – ist aber selten. Meistens werden die Gespräche in dem früheren Stadium der Sondierungen abgebrochen. So zum Beispiel im März geschehen zwischen den Volksbanken in Pforzheim und Karlsruhe. Dass in Stuttgart und Göppingen nicht alles so rundlief wie im Sommer erwartet, zeigte sich, als vor Kurzem die Abstimmungen in den Vertreterversammlungen von November 2017 ins Frühjahr 2018 verlegt wurden.

Störfeuer für die Fusionsverhandlungen kamen von ungewöhnlicher Seite. Der frühere Göppinger Volksbank-Chef Peter Aubin, der vor drei Jahren in den Ruhestand wechselte und in Spanien lebt, meldete sich in einem Brief zu Wort und schoss gegen das Vorhaben. Wie die lokale Tageszeitung in Göppingen schrieb, sieht Aubin „keinen objektiven Grund für die Fusion“. Die Verschmelzung mit einem wesentlich größeren Institut sei „immer ein Zeichen von Schwäche“. Den beiden aktiven Vorständen in Göppingen warf er „mangelnde Kraft“ vor, das aktuell schwierige Umfeld selbstständig zu meistern. „Als willkommener Nebeneffekt“ käme ein Karrieresprung mit höheren Bezügen hinzu. Aubin sorgt sich auch um die Mitarbeiter der zweiten Führungsebene, die mit einer Herabstufung rechnen müssen: „Sie fühlen sich zu Recht verraten und verkauft“, wird aus dem Brief zitiert.

In Stuttgart hat der Brandbrief für Verwunderung gesorgt. Dem Vernehmen nach soll er aber bei der Entscheidung, die Gespräche zu beenden, keine Rolle gespielt haben.

Das Fusionstempo hat sich erhöht

Beim baden-württembergischen Genossenschaftsverband äußert man sich nicht zu Einzelfusionen. Dort beobachtet man seit 2016 ein erhöhtes Fusionstempo. In diesem Jahr wird es elf Fusionen – darunter eine Viererfusion – geben. Der Verband rechnet damit, dass die Fusionsbestrebungen noch mindestens die kommenden drei bis vier Jahre anhalten werden. Damit einhergehend, werde sich die Zahl der Mitarbeiter und Filialen in moderatem Maße verringern.

Wenn das Geschäftsmodell einer Genossenschaftsbank mit ihrer Verankerung in der Region in Zukunft Bestand haben soll, „müssen wir Strukturen schaffen, dass wir uns das in Zukunft leisten können“, sagte Rudolf Zeisl, Chef der Volksbank Stuttgart, noch im Sommer. Sollte die Volksbank Göppingen allein bleiben, werde der Veränderungsdruck stärker werden, betonte damals sein Göppinger Kollege, Lukas Kuhn.