Jürgen Beerkircher will eine neue Beratungsqualität entwickeln. Foto: Gottfried Stoppel

Jürgen Beerkircher, der neue Vorstandsvorsitzende der Volksbank Backnang, will zeitgemäße Zugangskanäle und flexiblere Beratungsangebote für Kunden schaffen. Eine Fusion mit der Volksbank Stuttgart ist für ihn keine Option.

Backnang - Mit einem neuen Vorsitzenden und einem von drei auf vier Personen erweiterten Vorstand ist die Volksbank Backnang in das neue Jahr gestartet. Jürgen Beerkircher hat die Nachfolge von Werner Schmidgall angetreten, der die Geschicke der Genossenschaftsbank zuvor 17 Jahre lang geleitet hatte und zum Ende des Jahres in den Ruhestand verabschiedet worden war.

Deutliches Wachstum bei den Krediten

Er habe ein gut bestelltes Haus übernommen, sagt Beerkircher, der dem Vorstand selbst bereits seit sieben Jahren angehört und zuletzt der Stellvertreter von Schmidgall gewesen ist. Das zeige sich auch an den Zahlen des vergangenen Jahres. Die Bilanzsumme sei gegenüber dem Vorjahr um 120 Millionen auf 1,75 Milliarden Euro gesteigert worden, insbesondere beim Kreditgeschäft verzeichne man ein deutliches Plus. Das Volumen der Kundenausleihungen sei um 10,5 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro angewachsen. Auch die Einlagen der Kunden hätten sich trotz Niedrigzinsphase erhöht. Gleichzeitig habe man es geschafft, die Kosten weitgehend stabil zu halten, was auch Synergieeffekten nach der Fusion mit der Raiffeisenbank Oberstenfeld zu verdanken sei.

Die Volksbank Backnang sei ihrem Anspruch als „die regionale Bank vor Ort“ gerecht geworden, sagt Beerkircher. Gleichwohl sieht der 59-Jährige Bedarf, weiter zu modernisieren und sich an den Ansprüchen der Kunden auszurichten. So werde man verstärkt in zeitgemäße digitale Zugangsmöglichkeiten investieren und auch intern Automatisierungsmöglichkeiten nutzen, um „Prozesse schlank“ zu halten. Sprich: Die Kosten dürfen nicht steigen, wenn man die wegen der Niedrigzinspolitik begrenzten Ertragsmöglichkeiten erhalten will.

Filialnetz wird umgebaut

Zudem werde das Filialnetz umgebaut. Außer in der Hauptstelle in Backnang und in den Regionaldirektionen in Murrhardt und Oberstenfeld soll künftig an weiteren sechs Orten das gesamte Beratungsspektrum der Bank bis hin zur Baufinanzierung angeboten werden. Insgesamt will man die Beratungszeit durch Flexibilisierung auf die Zeit zwischen 8 bis 20 Uhr ausdehnen. Im Gegenzug sollen kleinere Geschäftsstellen ihre Öffnungszeiten reduzieren oder zu Selbstbedienungsstellen umgebaut werden. Auch auf einige Mitarbeiter werden dadurch Veränderungen zukommen. „Wir haben den Anspruch, dass die Mitarbeiter ihre neu gewonnene freie Zeit für die Beratung nutzen“, sagt Beerkircher.

Dass die Volksbank Backnang, die sich vor zwei Jahren mit den Kollegen aus Oberstenfeld zusammengetan haben, in absehbarer Zeit selbst ein Fusionskandidat sein könnte, glaubt Beerkircher nicht. „Wir haben eine ordentliche Größe, können alle Leistungen anbieten, die unsere Kunden wünschen. Einen größeren Partner brauchen wir daher nicht“, sagt der neue Backnanger Chef mit Blick auf die aus der Volksbank Rems hervorgegangenen Volksbank Stuttgart, die sich durch zahlreiche Zusammenschlüsse in den vergangenen Jahren zur größten Genossenschaftsbank Baden-Württembergs entwickelt hat.

Gute Nachbarschaft

Umgekehrt gibt sich Beerkircher freilich weniger kategorisch. Wenn sich ein neuer Juniorpartner anböte? „Warum nicht, aber das ist zurzeit nicht absehbar“, sagt der neue Chef. Neben der Volksbank Backnang und der Volksbank Stuttgart sind im Rems-Murr-Kreis nur noch fünf selbstständige Genossenschaftsbanken tätig, darunter auch die räumlich nahe gelegene Volksbank Welzheim. Dazu Jürgen Beerkircher: „Wir sind bestrebt, eine gute Nachbarschaft zu pflegen.“