Kretschmann vertagt die Entscheidung zu Schulöffnungen. Foto: dpa/Marijan Murat

Fast täglich hat Grünen-Regierungschef Kretschmann vor den neuen Virusvarianten gewarnt. Trotzdem wollte er eine Lockerung für Kitas und Grundschulen durchdrücken - im Sinne der Kleinsten. Doch jetzt ist die Mutation in einem Kindergarten in Freiburg aufgetaucht.

Stuttgart - Nach einem Corona-Ausbruch in einer Freiburger Kita verzichtet die Landesregierung in Baden-Württemberg zunächst auf eine landesweite Öffnung von Kindertagesstätten und Grundschulen. Zwei Kinder aus der Notbetreuung seien mit einer Virusmutation infiziert, zudem hätten sich mehr als 20 Kinder und Mitarbeiter in der Einrichtung mit dem Coronavirus angesteckt, teilte Regierungschef Winfried Kretschmann am Mittwoch in Stuttgart mit.

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Nun müsse noch geklärt werden, ob es sich ebenfalls um die neuen Virusvarianten handele. „Sollte sich der Mutant schon jetzt bei uns breit machen, müssten wir uns dieser neuen Lage stellen“, sagte Kretschmann. Dann müsse auch die Frage einer Öffnung von Grundschulen und Kitas neu bewertet werden. Insgesamt seien am Mittwoch landesweit acht weitere Fälle mit den neuen Virusvarianten bekannt geworden.

Zahlen gehen auseinander

Die Zahlen zu den Infizierten gingen am Abend auseinander. Ein Regierungssprecher sagte, man wisse von elf Kindern und zwölf Erwachsenen. Die Diakonie Baden erklärte allerdings, bei 14 Erzieherinnen und 10 Kindern aus der Kita Immergrün in Freiburg bestehe Verdacht auf eine Infektion mit einer mutierten Variante des Coronavirus.

Ursprünglich wollten Kretschmann und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) an diesem Mittwoch die Entscheidung verkünden, dass Kitas und Grundschulen am kommenden Montag schrittweise wieder geöffnet werden sollen. Angesichts der sinkenden Infektionszahlen im Land galt die Entscheidung als Formsache. Die Öffnung liegt nun auf Eis. Fraglich ist, ob das Thema vor dem bisher geplanten Ende des bundesweiten Lockdowns am 14. Februar nochmal beraten wird.

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Kretschmann sagte: „Ich habe immer deutlich gemacht, dass wir die Entscheidung über die Öffnung abhängig vom Pandemiegeschehen treffen und wir vor einer ganz neuen Situation stehen würden, sollte sich einer der mutierten Viren manifestieren.“ Nun müsse man erst Klarheit haben, bevor man neu entscheiden könne.

Rückschlag für Eisenmann

Eine Sprecherin von Eisenmann erklärte: „Das Sozialministerium und das Landesgesundheitsamt müssen nun zunächst den genauen Sachverhalt aufklären.“ Erst danach könne man das weitere Vorgehen beraten. Für die Kultusministerin, die massiv auf eine Öffnung gedrungen hatte, ist die erneute Verschiebung ein Rückschlag. Sie wollte Kitas und Grundschulen im Sinne der Kinder eigentlich schon nach den Weihnachtsferien öffnen - „unabhängig von den Inzidenzen“.

In Baden-Württemberg gehen etwa 450 000 Kinder in Kitas und rund 382 000 besuchen eine Grundschule. Eine Öffnung war schon mal für den 18. Januar angedacht, doch diese hatte Kretschmann wegen zu hoher Infektionszahlen verhindert.

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Schon am Dienstag hatte Kretschmann betont, wenn sich die neuen, wohl aggressiveren Virusvarianten aus Großbritannien oder Südafrika im Südwesten verbreiteten, gebe es eine neue Lage. „Das kann zu drastischen Maßnahmen führen.“ Dann müssten auch Lockerungen wieder zurückgenommen werden.