Die Polizei sichert das abgeschirmte Hotel auf Teneriffa, in dem rund 900 Menschen isoliert sind. Foto: dpa/Str

Auf Teneriffa dürfen 871 Touristen ihre Unterkunft bis auf weiteres nicht verlassen. Derweil erreicht der Corona-Virus auch das spanische Festland

Madrid - „Den Jubelschrei werde ich so schnell nicht vergessen“, erzählt Heike Winkler. Seit zwei Wochen genießt sie gemeinsam mit ihrem Mann ihr „tolles Zimmer mit Meerblick“ im Hotel H10 Costa Adeje Palace auf Teneriffa. Aber jetzt ist alles anders, jetzt sitzen sie auf diesem Zimmer fest.

Seit Dienstagmorgen steht das Hotel wegen eines Corona-Falls unter Quarantäne. Keiner darf raus oder rein. Mittags und abends gab es ein Salamibrötchen „und einen Mininudelsalat“ zu essen, am Mittwochmorgen „ein wirklich spartanisches Frühstück“, immer auf dem Zimmer. Und dann am Mittag das: Da gingen auf einmal die Türen zum Speisesaal auf, vor dem sich schon ein paar Hundert Gäste versammelt hatten. Die Gäste jubelten: Es gab ein warmes Mittagessen.

„Seitdem ist die Stimmung deutlich besser“, sagt Heike Winkler, die aus dem ostfriesischen Wittmund stammt. „Man glaubt ja nicht, wie man sich über ein Mittagessen freuen kann.“ Am Dienstagmorgen hatten die Gäste in den 467 Zimmern des Hotels einen Zettel unter die Tür geschoben bekommen, auf dem sie darüber informiert wurden, dass ihr Vier-Sterne-Hotel im Südwesten Teneriffas von der Außenwelt abgeschlossen worden war. Rund um das Gebäude war Polizei aufgezogen, die das Strandhotel mit Plastikbändern absperrte.

Vier italienische Touristen betroffen

Der Auslöser für die Quarantäne war ein neuer Corona-Fall. Ein 69-jähriger italienischer Arzt aus der Lombardei hatte gemeinsam mit seiner Frau eine Woche Urlaub im Costa Adeje Palace verbracht, als er Symptome einer Grippe an sich bemerkte. Er ging zum Arzt, und am Montagnachmittag bestätigte das Universitätskrankenhaus der Inselhauptstadt Santa Cruz de Tenerife den Verdacht auf Covid-19. Mittlerweile stellte sich heraus, dass auch seine Frau und zwei weitere italienische Touristen aus dem selben Hotel infiziert sind. Alle vier befinden sich isoliert in einem Krankenhaus auf der Insel – während ihre Miturlauber in ihren Hotelzimmern festsitzen.

Die klagen über schlechte Informationspolitik. Am frühen Mittwochmorgen um 2.15 Uhr standen plötzlich zwei Frauen in Schutzanzügen vor der Zimmertür und baten die Winklers auf den Hotelflur, um ihnen an der Stirn die Temperatur zu messen. Ergebnis: Kein Fieber bei ihnen und bei fast niemandem der Gäste. Bisher ist es bei den vier Fällen in dem Hotel geblieben. Zwei Wochen wird die Quarantäne dauern.

Nach Angaben des Personals sind zurzeit 871 Gäste im Hotel. Die Zahl der Deutschen schätzen die Winklers auf „rund 300“. Und während ganz Spanien nach Teneriffa schaut, gibt es die ersten Fälle auf dem Festland: je zwei in Barcelona und Madrid, einen in Vilareal in der Region Valencia und einen in Sevilla. Auch sie mitgebracht aus Italien.