Severin Freund und Peter Prevc bei der 64. Vierschanzentournee Foto: Bongarts

Spannung bis zum letzten Sprung: Severin Freund und Peter Prevc begeistern derzeit die Skisprung-Fans mit ihrem Duell.

Innsbruck - Das Duell zwischen Severin Freund und Peter Prevc um den Triumph bei der 64. Vierschanzentournee elektrisiert die Skisprung-Fans. Schon in der Vorsaison lieferten sich die beiden Ausnahmekönner bis zum letzten Sprung einen erbitterten Kampf um den Gesamtsieg im Weltcup - bei Punktgleichheit triumphierte am Ende der Deutsche wegen der größeren Anzahl an Einzelsiegen. „Die Zwei schreiben auch dieses Mal die Story“, prophezeit Bundestrainer Werner Schuster bis zum Schluss einen spannenden Zweikampf um die Tournee-Krone.

Es ist das Duell zwischen den zwei besten und konstantesten Schanzenpiloten der vergangenen zwei Jahre. Schon bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 kamen sich die introvertierten Schanzenstars ins Gehege. Damals schnappte Prevc seinem Rivalen mit einem Zaubersprung im Finale die Bronzemedaille auf der Großschanze weg.

„Bis in die Haarspitzen motiviert“

Wenige Tage später führte Freund das deutsche Team zu Gold - es war der Beginn einer grandiosen Erfolgsserie. Es folgte der WM-Titel im Skifliegen - Zweiter wurde Prevc. Dann kam die WM 2015. Freund holte Gold im Mixed und auf der Großschanze, Prevc ging als Vierter leer aus. Und dann kam das große Saisonfinale in Planica: erneut mit Freund als Triumphator.

Prevc hat das nicht umgehauen. „Es ist immer interessant, wenn es eine Geschichte zwischen zwei Springern gibt. Solche Duelle sind sehr beliebt“, sagt der 23-Jährige. Sein Ehrgeiz wurde durch die vielen knappen Niederlagen noch mehr angestachelt. „Er und sein Umfeld sind bis in die Haarspitzen motiviert. Wenn er hinter Severin Zweiter geworden ist, ist er am nächsten Tag gesprungen, als gäbe es kein Morgen mehr“, sagt Schuster über den Slowenen.

Im Sommer arbeitete Prevc noch intensiver, um Freund endlich vom Thron zu stoßen. Zur Tournee-Halbzeit ist der Weltcup-Führende an der Spitze angekommen. Zu Recht, wie sogar Freund findet. „Wenn man alle Sprünge anschaut, hat Peter weniger Differenzen drin“, sagt der Bayer.

„Severin ist mental immer stärker geworden“

Was nicht heißt, dass er den Kampf schon verloren gibt. „Ich mache die Schritte, die ich im Vorjahr gemacht habe, jetzt früher. Mir fehlt nur noch ein Tick. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schnell es gehen kann, dass man den letzten Schritt auch noch macht. Deshalb gehe ich zuversichtlich in die nächsten Wettbewerbe“, erklärt Freund.

Die introvertierten Schanzenstars, die das Scheinwerferlicht am liebsten meiden, ähneln sich in einigen Wesenszügen. Wie Prevc ist auch Freund ein akribischer Arbeiter, der sich selbst durch viele Rückschläge nicht von seinem Weg an die Spitze abbringen ließ.

„Severin ist mit den Erfolgen mental immer stärker geworden. Das ist phänomenal. Denn viele Sportler haben ein Ziel, und wenn sie es erreicht haben, fallen sie in ein Loch. Bei ihm steht immer die Arbeit im Mittelpunkt. Mit jedem Sieg wird er stabiler, gelassener und klarer in seiner Vorgehensweise“, adelt Schuster den deutschen Vorzeigespringer.

Schwäche für Schokolade

Auch sonst gibt es Gemeinsamkeiten - sowohl auf als neben der Schanze. Freund liebt gutes Essen, dass er zu besonderen Anlässen gerne selbst zubereitet. Prevc hält ebenfalls nichts von einer zu strengen Diät. Er hat zudem eine Schwäche für Schokolade, verriet er nach seinem Sieg beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen.

Sportlich gelten die Rivalen als exzellente Flieger mit einer hervorragenden Technik. Beide sind Tüftler und leben für ihren Sport, den sie schon seit frühester Kindheit ausüben. Stillstand kennen sie nicht. Die Vierschanzentournee steuert also auf ein Grande Finale zu.