Die Bauarbeiten am Jugendtreff in der Stadtbadmensa dürfen fortgesetzt werden. Foto: factum/Archiv

Der Gemeinderat hat einen Ausgabenstopp beschlossen. Bereits begonnene Bauvorhaben sollen dennoch fertiggestellt werden. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ludwigsburg künftig kleinere Brötchen backen muss.

Ludwigsburg - Bis Mitte vergangener Woche stand auch der Bau einer neuen Schule an der Fuchshofstraße auf der Kippe. Doch inzwischen ist klar: Die für die Ludwigsburger Oststadt dringend benötigte Grundschule wird gebaut – trotz Corona-Krise und Haushaltssperre. Noch in dieser Woche sollen die Bagger anrollen. Der Schulbau ist eines von neun Hochbauprojekten, das trotz der krisenbedingten Finanznot der Stadt noch in diesem Jahr realisiert werden soll. Darauf haben sich Verwaltung und Gemeinderat verständigt.

Haushaltssperre, das Wort trägt in sich die Bedeutung von Blockade. Nichts geht mehr. Und das Wort enthält zugleich die Drohung, dass einer Kommune, die zu diesem Mittel greifen muss, der Stillstand bevorsteht. Man müsse tatsächlich aufpassen, dass man nicht in eine Schockstarre verfalle, meint der Ludwigsburger Oberbürgermeister Matthias Knecht: „Aber wir müssen zusehen, dass wir trotzdem kreativ bleiben und Vorschläge machen, die zukunftsgewandt sind.“

„Wir brauchen das Wohngebiet Fuchshofstraße“

In einem ersten Schritt aber heißt das für ihn und die Stadträte: Prioritäten setzen. Das heißt zum einen, Bauvorhaben, mit denen bereits begonnen wurde, auch abzuschließen. In der Hauptsache sind davon Schulum- und -neubauten betroffen. So werden die beschlossenen Sanierungs- und Umbauprojekte an der August-Lämmle-, der Friedrich-von-Keller-, der Eichendorff-, der Eberhard-Ludwig- und der Justinus-Kerner-Schule sowie des Goethe-Gymnasiums fortgesetzt.

Der Neubau der Fuchshofschule hätte bereits im März beginnen sollen, war dann aber wegen der Corona-Krise zunächst ausgesetzt worden. Dass sie nun doch in Angriff genommen wird, hat auch damit zu tun, dass das große Wohnbauprojekt an der Fuchshofstraße weiter verfolgt werden soll. „Wir brauchen dieses Projekt zwingend“, sagt OB Knecht. „Die Stadt wird mit dem Verkauf der Grundstücke auch Einnahmen erzielen.“ Ähnliches gilt für das Neubaugebiet Schauinsland in Neckarweihingen, wo die Erschließung fast abgeschlossen ist.

Rege Bautätigkeit der WBL

Weil die Stadt auf Einspareffekte hofft, ist auch eine Umnutzung von ehemaligen Vereinsräumen im Haus Stuttgarter Straße 12 auf die Prioritätenliste geraten. „Das hatten wir ursprünglich nicht auf dem Plan, aber diese Umnutzung habe ich per Eilantrag in die Wege geleitet“ sagt Knecht. Denn in diesem Gebäude sollen Büros für Rathausmitarbeiter eingerichtet werden: „Dadurch können wir bisher von uns angemietete Räume kündigen.“

Finanziert wird außerdem der fast schon abgeschlossene Straßenbau am Kaffeeberg, wo die Pflastersteine entfernt wurden, sowie die Umgestaltung des Walcker-Areals, wo der Fläche für parkende Autos verkleinert und der grüne Park vergrößert wird. Gesichert ist ebenso der Grünverbindung, mit der der Bau der Solarthermieanlage Römerhügel seinen Abschluss findet, sowie die Umgestaltung der Uferwiesen II, wo die Schiffsanlegestelle am Neckar erneuert wird.

Auch sonst tue sich noch einiges in der Stadt, sagt Knecht – auch wenn dort nicht die Stadt baut, sondern die Wohnungsbau GmbH (WBL): Zum Beispiel wird demnächst das Projekt Grünbühl Living, wo schon im vergangenen Sommer Baggerbiss sein sollte, wirklich gestartet. Und auch mit der Neukonzeption der Jägerhofkaserne soll begonnen werden.

Viele Einnahmen sind weggebrochen

Doch auch diese rege Bautätigkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass mindestens noch einmal so viele Bauprojekte in der Warteschleife landen, weil der Stadt wegen der Corona-Krise viele Einnahmen – vor allem bei der Gewerbesteuer – weggebrochen sind. Ob der Ausbau von Radwegen, die Vergrößerung von Kindertagesstätten oder der Bau von Sport- und Mehrzweckhallen: die Liste der Baumaßnahmen, die ebenfalls kurz vor der Realisierung standen, ist lang. Auf einer Vorlage hat sie die Stadtverwaltung je nachdem gelb oder hellgrün markiert. Für diese geschobenen Projekte müsse nur ein Zeitplan erstellt werden, sagt Knecht. Am Wochenende, 26. und 27. Juni, werde der Gemeinderat in einer Sondersitzung eine neue Strategie beschließen.

Der OB tut alles, um den Eindruck zu verscheuchen, Ludwigsburg stünden dunkle Zeiten bevor. Er verweist auf das Machbare: „Dann wird das Neckarweihinger Rathaus vielleicht nur für einige 10 000 Euro oder der Arsenalplatz zunächst nur zum Teil zu einer Grünanlage umgebaut.“ Alles sei besser als Stillstand.