Der Arsenalplatz im Ludwigsburger Stadtzentrum soll autofrei und das gesamte Umfeld weitgehend von Individualverkehr befreit werden. Bei vielen Stadträten und Einzelhändlern ist das umstritten. Foto: factum/Archiv

Ein Park statt Parkplätzen, weniger Autos, mehr Aufenthaltsqualität: Am Donnerstag wird der Architekturwettbewerb zum Umbau des Arsenal- und des Schillerplatzes in Ludwigsburg ausgelobt. Wie weit die City ihr Gesicht verändern darf, ist hoch umstritten.

Ludwigsburg - Es ist eine Operation am offenen Herzen dieser Stadt, und eine ziemlich komplizierte noch dazu. Die Ludwigsburger City soll sich verändern. Aus dem Arsenal- und dem Schillerplatz, die heute von Autos dominiert werden, sollen Orte werden, an denen sich Menschen aufhalten. Das Ziel ist klar, der Weg hochumstritten. Auf der einen Seite stehen jene, die von einer weitgehend autofreien Innenstadt träumen. Nicht in der gesamten Innenstadt, aber doch rund um diese beiden zentralen Plätze soll der Individualverkehr verschwinden. Zu dieser Fraktion gehören neben den Grünen und der SPD auch die wichtigsten Entscheider im Rathaus. Auf der anderen Seite stehen die Freien Wähler und die CDU, unterstützt von einigen Einzelhändlern – sie alle fürchten, dass der Verlust von oberirdischen Parkplätzen der City massiv schadet. Am Donnerstag wird der Bauausschuss den städtebaulichen Wettbewerb für das Großprojekt ausloben. Wir zeigen, was geplant ist – und an welchen Stellen Ärger droht.

Die Ausgangslage

Wer heute vom Bahnhof in die barocke Innenstadt läuft, kommt zwangsläufig am Schiller- und kurze Zeit später am Arsenalplatz vorbei – und das ist keine schöne Erfahrung. Der Schillerplatz ist von allen Seiten eingekesselt von mehrspurigen Straßen. Fußgänger brauchen Geduld vor den Ampeln, verweilen möchte hier niemand. Das Gleiche gilt für den benachbarten Arsenalplatz. Der ist zwar auf einer Seite umsäumt von den historischen Gebäuden des Staatsarchivs, ansonsten aber nur ein schnöder Parkplatz.

Das Ziel

Der städtebauliche Wettbewerb soll Grundlage für alle politischen Entscheidungen werden. Zwar will die Stadt den Architekten und Planungsbüros „maximalen Spielraum für kreative Ideen“ einräumen, doch die Eckpfeiler hat der Gemeinderat bereits aufgestellt. Arsenal- und Schillerplatz sollen „attraktive Aufenthaltsorte“ werden, mit hoher Publikumsfrequenz und unverwechselbarem Charakter, mit Ruhe-, Aktions- und Spielflächen und neuen Wegeverbindungen.

Arsenal- und Schillerplatz

Die Straßen um den Schillerplatz und die Arsenalstraße sollen weitgehend von Individualverkehr befreit werden, aber für Busse befahrbar bleiben. Auf dieser Basis kann der hässliche Schillerplatz zum schmucken „urbanen Stadtplatz“ werden, von dem aus sich Passanten in alle Richtungen der City verteilen: in die Fußgängerzone der Seestraße, in die Wilhelmgalerie, in Richtung Marktplatz und Schloss. Weit größer noch dürften die Eingriffe am Arsenalplatz werden. Die 144 Parkplätze sollen einem Park weichen. Oder, wie es das Rathaus ausdrückt: einem „Erlebnisraum für die Innenstadt“. Ein Teil der frei werdenden Fläche wird begrünt, der andere Teil erhält einen eher urbanen Charakter und wird für Aktionen und Veranstaltungen genutzt.

Das Staatsarchiv

Das Archiv besteht aus dem Zeughaus mit Millionen Akten und dem Arsenalbau mit Bibliothek und Lesesaal. Beide Gebäude sorgen kaum für Besucherfrequenz, weshalb die Stadt sie gerne anderweitig genutzt hätte, doch das Land als Eigentümer ist dagegen. Immerhin wurde ein Kompromiss gefunden: Das Erdgeschoss des Zeughauses wird geräumt, die Akten kommen in Magazine unter der Erde.

Für die frei werdenden oberirdischen Flächen fehlt noch ein Konzept, die Wettbewerbsteilnehmer sollen Vorschläge entwickeln. Gastronomie wäre denkbar. Auch darüber, die Flächen der Film-Akademie zur Verfügung zu stellen, wird nachgedacht. Aufgewertet wird wohl auch die Fläche vor dem Zeughaus. Die Parkplätze sollen weg, damit dort ein grüner Garten wachsen kann.

Die Streitfrage: wohin mit den Autos?

Die Kreissparkasse (KSK) bereitet an ihrem Hauptsitz am Schillerplatz ebenfalls umfassende Umbauten vor. Alte Gebäude sollen abgerissen und durch Neubauten mit Büros und Wohnungen ersetzt werden. Für die Stadt ist das ein Glücksfall, weil die KSK deswegen eine Tiefgarage bauen und einen Teil der Stellplätze der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen wird. Sie sollen den Verlust der Parkplätze auf dem Arsenalplatz kompensieren.

Vor allem die Freien Wähler sind davon nicht überzeugt. Sie pochen darauf, dass ein Teil der oberirdischen Stellplätze erhalten bleibt, weil dies dem Einzelhandel zugute komme. Das Rathaus, in Person von Baubürgermeister Michael Ilk, sieht es anders: Es strebe niemand nach einer komplett autofreien Innenstadt, sagt er. „Aber diese Fläche ist zu wertvoll für Parkplätze.“

Park oder sozialer Brennpunkt?

Manche Stadträte und Einzelhändler fürchten, dass ein Park mitten in der Stadt vor allem zwielichtige Gestalten anlocken wird oder Jugendliche den Ort als Partyzone missbrauchen könnten. Auch diesen Bedenken tritt Ilk entgegen. Angedacht sei keine reine Grünanlage, sondern eine Fläche für die Bevölkerung – zum Kaffeetrinken oder Eis essen. „Einfach ein Ort, an dem sich alle gerne aufhalten.“

Wie geht es weiter?

Rund 250 000 Euro kostet der städtebauliche Wettbewerb, Ende 2019 sollen die Ergebnisse vorliegen. Auf Basis der eingereichten Entwürfe wird dann ein Gesamtkonzept erarbeitet, über die Umsetzung entscheidet der Gemeinderat. Wie schnell es konkret wird, hängt davon ab, wie schnell sich die Streitfragen lösen lassen. Geplant ist eine stufenweise Realisierung.