Im Fokus: Trainer Thomas Schneider (links), Vorstand Fredi Bobic. Foto: Baumann

Schneider und Bobic im Fokus des Präsidenten: VfB-Trainer gibt sich locker, Vorstand setzt sich für den Jugendweg ein.

Schneider und Bobic im Fokus des Präsidenten: VfB-Trainer gibt sich locker, Vorstand setzt sich für den Jugendweg ein.

Stuttgart - Als Thomas Schneider und Fredi Bobic in den proppenvollen Presseraum kommen, ist Bernd Wahler schon da. Ganz hinten hat der VfB-Präsident in der Sitzecke Platz genommen, und wenn Wahler Antennen im Kopf hätte – er würde sie wohl ausfahren. Denn jedes Signal, das der Trainer und der Sportvorstand in diesen Tagen aussenden, ist für Wahler wichtig. Und seine Anwesenheit auf der turnusmäßigen Pressekonferenz ist wohl nur so zu deuten, dass Schneider und Bobic nach acht Niederlagen nacheinander mehr denn je unter strengster Beobachtung des Clubchefs stehen.

Der Druck ist riesig vor dem Heimspiel an diesem Samstag gegen den Tabellenletzten Eintracht Braunschweig (15.30 Uhr/Sky) – und irgendwie war dieser Druck auch am Donnerstagmittag im Presseraum schon zu greifen. Es war schließlich der erste öffentliche Auftritt von Schneider und Bobic seit dem Bekenntnis zum Coach am vergangenen Dienstag – und es war zu spüren, dass sich die beiden Strategen dafür einiges vorgenommen hatten. Die Botschaften, so viel war klar, sollten Eindruck machen.

Er sei davon überzeugt, sagte Schneider also, dass er sein Team in den vergangenen Wochen gut auf die Spiele vorbereitet habe: „Wir hatten eine gute Ansprache an die Mannschaft.“ Aber wenn man so oft verliere, gebe es oft Abnutzungserscheinungen, ergänzte der Coach. Und deshalb sei er zur Erkenntnis gekommen, „dass ich nicht an meinem Stuhl klebe. Es geht nur um den Verein – aber ich bin auch keiner, der davonrennt.“ Stattdessen stellte sich Schneider vor seine Mannschaft. Er stellte ihr die Vertrauensfrage – und machte das offenbar mit Erfolg. „Das Bekenntnis des Teams war mir wichtig, das war die Grundvoraussetzung. Ich hätte es dann so oder so mitgetragen“, sagte Thomas Schneider.

Wenn sich die Mannschaft gegen ihren Trainer ausgesprochen hätte, wäre der wohl zurückgetreten – stattdessen will er nun voll durchstarten. „Ich bin froh, dass ich diese Chance bekommen habe“, sagte er, „die Stimmung scheint zurzeit irgendwie gelöst zu sein, es ist in angemessener Form eine Erleichterung da, seitdem der Verein die Entscheidung für mich getroffen hat.“ Und überhaupt, ergänzte der Coach, sei er in den vergangenen Tagen nicht in ein großes Loch gefallen: „Ich schlafe sehr gut.“

Der Trainer, er scheint auch in der prekären Lage wenig von seiner Lockerheit einzubüßen. Er lacht oft, leistet sich einen Spruch, er strahlt Selbstbewusstsein aus – und er setzt auf Kontinuität. Schneider will gegen Braunschweig jenen Profis vertrauen, die schon zuletzt in Frankfurt (1:2) in der Startelf standen. „Die Jungs haben es gut gemacht, es gibt wenig Gründe zu wechseln“, sagte er.

Ob diese Maßnahme von Erfolg gekrönt sein wird, wird auch Fredi Bobic genau beobachten. Denn bei einer Niederlage gegen das Schlusslicht müssen der Sportvorstand und seine Kollegen die Lage wieder neu bewerten – und dann gilt es als sehr wahrscheinlich, dass Schneider gehen muss. Bis dahin aber will Bobic die Kräfte bündeln. Oder, wie er es sagt: „Wir müssen unsere ganze Energie für den Samstag aufwenden – die einzige Frage, die sich uns stellt, ist die, wie wir dieses Spiel gewinnen können.“

Nach der Hängepartie um Schneiders Zukunft zu Beginn der Woche wollte Bobic von chaotischen Zuständen im Verein nichts wissen. Stattdessen holte er zum Gegenschlag aus. „Wir sind alle mit im Boot, wir haben uns mit der Entscheidung Zeit gelassen und stehen alle aus vollster Überzeugung dahinter.“ Einen Plan B mit möglichen Nachfolgekandidaten für Schneider interessiere ihn zu diesem Zeitpunkt nicht, brummte Bobic: „Vielleicht gibt es ja auch einen Plan C, das ist mir egal.“

Und am Ende hielt der Sportvorstand noch so etwas wie einen flammenden Appell für den Jugendweg des Clubs, den Schneider verkörpere: „Das wäre ein Zeichen, wenn wir es schaffen. Wir wollen diesen Weg bis zum Ende gehen.“ Wann dieses Ende kommen wird, wird sich womöglich schon am Samstag klären.

Dann, wenn auch Bernd Wahler wieder ganz genau hinschauen wird.