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Die Fans belagerten den Stadioneingang und protestierten lautstark - Teamchef Markus Babbel ließ seine Zukunft offen.

Stuttgart - Die Fans belagerten den Stadioneingang und protestierten lautstark - Teamchef Markus Babbel ließ seine Zukunft offen. Das enttäuschende 1:1 (0:0) gegen den VfL Bochum hat beim VfB Stuttgart am Samstag fast schon Untergangsstimmung ausgelöst.

Zwei Minuten vor Schluss erzielte Christian Fuchs mit einem Freistoß den Ausgleich für die sogar in Unterzahl spielenden Bochumer. Serdar Tascis Führungstor (63.) war danach nicht mehr viel wert: Der VfB ist seit acht Spielen in der Fußball-Bundesliga ohne Sieg. Er hat wieder schlecht gespielt, wieder nicht gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg gewonnen - und nun auch noch die eigenen Anhänger gegen sich.

Babbel wirkte schwer angeschlagen. "Wir sind wieder bitter bestraft worden. Aber die Stimmung im Stadion hat zur Verunsicherung beigetragen", sagte er. Erst am Dienstag hatte ihm der Vorstand des VfB den Rücken gestärkt, nach dem späten Schock gegen Bochum dachte der 37-Jährige aber offenbar selbst über Konsequenzen nach. "Otto Rehhagel hat einmal gesagt, dass man Entscheidungen nie aus der Emotion heraus treffen darf, sondern das erst einmal verarbeiten muss. Diese Zeit nehme ich mir auch", erklärte er dem Fernsehsender "Sky". Am Samstagabend beriet der Vorstand in der Mercedes-Benz-Arena über mögliche Konsequenzen. Eine Erklärung werde es an diesem Tag aber nicht mehr geben, gab der Verein bekannt.

Nach der Partie hatten etwa 2000 VfB-Fans den VIP-Bereich der Arena belagert. Sie schrien "Wir haben die Schnauze voll" und zündeten Feuerwerkskörper. Nach vorläufigen Angaben der Polizei gab es zwei leicht verletzte Polizisten, aber keine Festnahmen. Schon vor und während des Spiels war die Stimmung explosiv. Etwa 100 Fans den Mannschaftsbus des VfB an der Einfahrt zum Stadion blockiert. Sie entzündeten ein bengalisches Feuer und ließen das Team erst nach dem Einschreiten der Polizei weiterfahren. Während der 90 Minuten kamen im Stadion nach jeder missglückten Aktion Pfiffe auf. Die Fankurve verweigerte der Mannschaft ihre Unterstützung.

Die Spieler taten auf dem Rasen allerdings nicht viel, um sie sich zurück zu holen. Statt des von Babbel nach der Absetzung von Kapitän Thomas Hitzlsperger angekündigten "Hallo-Wach-Effekts" bekamen die 40.000 Zuschauer einen Auftritt ohne Mumm und Ideen zu sehen. Der VfB war zwar ständig in Ballbesitz. Ihm fiel gegen einen dichten Bochumer Abwehrriegel aber kaum etwas ein. Ein Spieler schob die Verantwortung zum nächsten. Von Leidenschaft oder Entschlossenheit nichts zu sehen. "Klar. Das Selbstvertrauen ist nicht da", sagte Cacau.

Nur zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde der VfB deutlich aktiver. Nach Tascis 1:0 verfiel er wieder in Passivität. "Stuttgart hat nichts mehr gehabt und wir haben mehr Druck aufgebaut. Deshalb ist der Punkt absolut verdient", sagte Bochums Trainer Heiko Herrlich. Obwohl Diego Klimowicz in der 81. Minute die Rote Karte gesehen hatte, kam der VfL noch zum Ausgleich durch Fuchs.

Am Ende hatte der VfB nicht nur zwei Punkte und die Unterstützung seiner Fans verloren, sondern auch zwei Spieler. Zdravko Kuzmanovic und Hitzlsperger wurden mit Verdacht auf Muskelfaserriss ausgewechselt. Keine guten Aussichten für das entscheidende Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen Unirea Urziceni. "Ich werde mich hüten, zu sagen, es kann nicht mehr schlimmer werden", meinte Hitzlsperger. "Das haben wir vor ein paar Wochen auch schon gesagt."