VfB-Legenden unter sich: Jürgen Klinsmann, Guido Buchwald und Hansi Müller (v. li.) Foto: Baumann

Bei der Suche nach einem neuen Clubchef empfiehlt Guido Buchwald dem VfB Stuttgart Jürgen Klinsmann. Das hat verschiedene Gründe, wie der Weltmeister von 1990 im Interview verrät.

Stuttgart - Im Streit ist Guido Buchwald im Februar aus dem VfB-Aufsichtsrat ausgeschieden. Nach dem Rücktritt von Präsident Wolfgang Dietrich sieht der Weltmeister von 1990 nun den Zeitpunkt gekommen, den Verein neu aufzustellen.

Herr Buchwald, wie haben Sie die Turbulenzen beim VfB in den vergangenen Tagen erlebt?

Es hat ja jeder gesehen, was da alles passiert ist. Ich möchte das gar nicht mehr aufwärmen. Tatsache ist, dass der Verein ein denkbar unglückliches Bild abgegeben hat, das schnellstmöglich korrigiert werden sollte.

Hat Sie der Rücktritt Präsident Wolfgang Dietrich überrascht?

Vor der Mitgliederversammlung hätte ich mir das nicht vorstellen können. Er hatte es ja auch selbst ausgeschlossen. Sie wie die Sitzung dann verlaufen ist, blieb ihm keine andere Wahl. Man sollte seine Entscheidung respektieren, fertig, aus.

Eine Befreiung für den VfB?

Auf jeden Fall. Andernfalls wäre der Verein auch weiterhin nicht zur Ruhe gekommen. Das ist ohnehin schwer genug nach den vergangenen Monaten. Dabei wäre es so wichtig, dass die Mannschaft wieder in Ruhe arbeiten kann, sich alles um den Fußball dreht und innerhalb des Vereins wieder alle in die gleiche Richtung gehen.

Was muss jetzt passieren?

Es müssen Leute gefunden werden, die den Verein nicht mehr spalten, sondern vereinen. Ich finde es klasse, dass der VfB ein so lebendiger Verein mit so vielen engagierten Mitgliedern ist. Es soll auch weiterhin unterschiedliche Meinungen geben, über die man diskutiert. Aber das funktioniert nur, wenn man zusammen arbeitet und nicht gegeneinander.

Wäre Jürgen Klinsmann der richtige Mann, der die Situation wieder befrieden und den VfB in die richtige Richtung führen könnte?

Ohne Zweifel. Er bringt alles mit, was der VfB benötigt. Auf der einen Seite unheimlich viel Fachwissen und einen riesigen Erfahrungsschatz. Auf der anderen Seite ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Er kann die Leute mitreißen und begeistern.

Aber er ist jetzt auch schon eine ganze Weile draußen und hat als Clubchef noch nie gearbeitet.

Ich weiß, dass Jürgen noch immer unheimlich nah dran ist am Fußball und sich immer auf dem Laufenden hält. Und wer ihn kennt, weiß, wie sehr er sich auch für neue Aufgaben begeistert und wie schnell er sich einarbeiten kann. Er hat alles erlebt, was man im Fußball erleben kann. Er war Spieler in vier Ländern, Nationaltrainer in zwei Ländern, jetzt ist er Fernsehexperte. Viel mehr Expertise kann man nicht haben.

Sie stehen in regelmäßigem Austausch. Hat er Ihnen schon gesagt, dass er zum VfB kommen will?

Wir haben zuletzt vor der Mitgliederversammlung gesprochen, seit Sonntag nicht mehr. Aber ich denke schon, dass ihn diese Aufgabe unheimlich reizen würde. Jürgen ist VfBler durch und durch. Und jeder weiß, dass es gerade die schwierigen Aufgaben sind, die für ihn besonders interessant sind.

Sie selbst sind im Februar im Streit aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden. Wie steht es um Ihr Interesse, sich wieder beim VfB zu engagieren?

Bei der Mitgliederversammlung war die Resonanz mir gegenüber unheimlich positiv. Das hat mir sehr gut getan. Denn es hat mir gezeigt, dass die Beziehung zum Verein und den Mitgliedern in keiner Weise gestört ist. Wenn man mich braucht, werde ich den VfB beim Neuaufbau selbstverständlich unterstützen.

In welcher Funktion?

Es geht nicht um Ämter – es geht jetzt vor allem darum, dass alle dazu beitragen, dass der VfB wieder die Kurve bekommt. Die Führungskrise, die wir nun erleben, ist immer auch eine Chance. Die Chance, den VfB gemeinsam wieder nach oben zu bringen.