Die Daumen gehen nach oben: VfB-Kapitän Christian Gentner freut sich über den Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale Foto: Baumann

Es ist geschafft! Nach zähem Kampf und viel Krampf hat der VfB Stuttgart durch ein 3:2 (1:1, 1:1) nach Verlängerung gegen Zweitligist Eintracht Braunschweig das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht. In dem geht es nun gegen Borussia Dortmund.

Stuttgart - Nach 90 Minuten hing der VfB wie ein angezählter Boxer in den Seilen, nach 110 Minuten und dem 2:2-Ausgleich der Gäste ging er kurz in die Knie und rutschte gefährlich nahe Richtung Boden – und nach 120 Minuten war er der große Triumphator! Das 3:2 durch Toni Sunjic (118.) hatte die letzten Kraftreserven freigesetzt: Jubelnd sprangen die Mitspieler dem Torschützen um den Hals, sie schrien ihr Glück hinaus – und glücklicherweise sammelten sie sich dann wieder so weit, dass sie die letzten Minuten schadlos überstanden.

Der VfB steht im Viertelfinale, in dem am 9. oder 10. Februar 2016 Borussia Dortmund kommt. „Das ist eine große Herausforderung für uns“, sagte Sportvorstand Robin Dutt, „aber wir sind sehr froh, dass wir ein Heimspiel haben.“ In bisher vier direkten Pokalduellen gab es zwei Siege für den VfB (4:1 im Halbfinale 1986, 3:1 im Achtelfinale 1998) und zwei für den BVB (3:1 im Viertelfinale 1980, 2:0 im Halbfinale 1989). Allerdings hing der Einzug am seidenen Faden. „Wir haben es spannender gemacht, als es hätte sein müssen“, sagte Timo Werner.

Jürgen Kramny: „Wir haben Mentalität und Moral gezeigt“

Es war von Beginn an weit entfernt von hoher Fußballkunst, was der VfB gegen Braunschweig bot. Offensiv blieb vieles beliebig, und die Defensive leistete sich zu viele Patzer. Immerhin: Nach seinem ersten Sieg im vierten Spiel darf Interimscoach Jürgen Kramny weiter auf eine Festanstellung hoffen. „Heute haben wir Mentalität und Moral gezeigt“, sagte er, „wir wären aber gerne früher in der Kabine gewesen.“

Da wäre es hilfreich gewesen, wenn der VfB nicht schon die Anfangsphase verschlafen hätte. Ehe sich Przemyslaw Tyton versah, musste er bereits hinter sich greifen. Nach einer Flanke von Salim Khelifi blieb der Schlussmann auf der Linie kleben, Saulo Decarli nutzte die Konfusion und köpfte den Ball an die Latte, den Abpraller schob Joseph Baffo mit dem rechten Fuß zur Gäste-Führung über die Linie (6.). „Wir haben wieder unglaubliche Fehler gemacht, aber der Wille ist da, die Moral ist gut“, sagte Kapitän Christian Gentner. Kramny ärgerte sich: „In den ersten Minuten waren wir nicht auf dem Platz. Nach dem 0:1 sind wir endlich aufgewacht.“ Georg Niedermeier gab schließlich die Antwort auf den Rückstand: Nach einer Ecke von Filip Kostic und einer Kopfballverlängerung durch Christian Gentner köpfte er aus fünf Metern zum 1:1 ein (21.).

VfB-Offensivmann Maxim scheitert vom Elfmeterpunkt

Auch jetzt blieb vieles Stückwerk beim VfB, der den Gegner immer wieder leichtfertig ins Spiel kommen ließ – und vorne auch nichts zustande bekam. Erst schloss Kostic einen Konter über Timo Werner mit einem Fehlschuss ab (30.), dann vergab Alexandru Maxim einen Foulelfmeter (Decarli an Werner) kläglich: Sein Schuss, halbhoch und halbherzig, war eine leichte Beute für Braunschweigs Keeper Rafal Gikiewicz (34.) – der fortan zum VfB-Schreck wurde.

Vor der Pause entschärfte der Pole mit einem Reflex einen Kopfball von Lukas Rupp, in der stärksten VfB-Phase nach dem Wechsel lenkte er einen Kopfball von Gentner an den Pfosten (52.), drehte einen Kopfball von Toni Sunjic übers Tor (53.) und hielt einen Kopfball von Daniel Schwaab (54.). Viel Aufwand – und kein Tor für den VfB, bei dem nun sichtlich die Kräfte schwanden. Trainer Kramny brachte in Borys Tashchy, Robbie Kruse und Jan Kliment drei Stürmer, doch die Vorstöße wurden zunehmend ideenlos – und blieben schließlich ganz aus.

So ging es in die Verlängerung, die Timo Werner mit dem 2:1 eröffnete (99.). Orhan Ademi glich zum 2:2 aus (110.), das schwer in Gefahr geriet, als Niedermeier im Strafraum Ademi foulte (113.), der fällige Elfmeterpfiff aber ausblieb. Die Spannung stieg und stieg – bis Sunjic für die große Erlösung sorgte.