Günther Oettinger: Spielt der Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg und jetzige EU-Kommissar bald eine tragend Rolle beim VfB? Foto: dpa

Im Gespräch für den VfB-Aufsichtsrat sind EU-Kommissar Günther Oettinger und Kärcher-Chef Hartmut Jenner. Ein Landrat bewirbt sich als Präsident.

Stuttgart - Nur langsam ebben die Turbulenzen beim VfB Stuttgart ab, die Suche nach einem neuen Präsidenten harrt weiter einer überzeugenden Lösung, der erhoffte Befreiungsschlag bleibt bisher aus. Da ist es kein Nachteil, dass der Steuermann die Ruhe behält. Joachim Schmidt, der neue Vorsitzende des Aufsichtsrats, will von einer Krise jedenfalls nichts wissen. „Ich sehe mich keinesfalls als Krisenmanager, und ich sehe mich beileibe auch nicht als Einzelkämpfer“, sagte der Mercedes-Manager.

Am Mittwoch sichteten Schmidt und seine Kollegen aus dem Aufsichtsrat die ersten Bewerber für das vakante Amt des Präsidenten, den die Mitglieder am 22. Juli wählen. Die Suche nach einem geeigneten Bewerber für den zurückgetretenen Gerd Mäuser genießt jetzt absolute Priorität beim VfB – an diesem Donnerstag stellen sich weitere Kandidaten vor. Dabei hätte der Verein auch andere Fragen zu besprechen, etwa die nach einer Strukturreform mit einer damit verbundenen Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung. Doch das ist zurzeit tabu.

Oettinger und Jenner mit im Rennen

So deuten sich zunächst nur Änderungen im Aufsichtsrat an, aber auch da in einem bescheidenen Rahmen. Schmidt hat seine Mitstreiter wissen lassen, dass er eine große Lösung nicht befürwortet. Dabei besteht nach dem Rücktritt seines Vorgängers Dieter Hundt Handlungsbedarf. Zudem soll Ralf Klöpfer seinen Stuhl räumen. Der Karlsruher war einst als Vertreter des Sponsors EnBW in den Aufsichtsrat gekommen. Seit seinem Ausscheiden aus dem Energiekonzern ist Klöpfer Geschäftsführer des Karlsruher Energieberatungs-Unternehmens Enevio. Mit dem VfB hat er nun nichts mehr zu tun, weshalb er nach der Vorstellung maßgeblicher Kreise aus dem Kontrollgremium ausscheiden soll.

So gilt es, am 22. Juli zwei Positionen neu zu besetzen. Die eine, so ist zu hören, soll Baden-Württembergs Ex-Ministerpräsident und jetzige EU-Kommissar Günther Oettinger einnehmen, der seine internationalen Kontakte für den VfB spielen und ihm neue Finanzquellen erschließen könnte. Die andere Position soll Hartmut Jenner besetzen. Der Chef des Reinigungsgeräteherstellers Kärcher mit Sitz in Winnenden hat den erwünschten regionalen Bezug und ist dem VfB als Sponsor verbunden. Bei den Fans hat er sich viele Sympathien erworben, weil er sich einst öffentlich gegen Mäuser gestellt und ihn zum Rücktritt aufgefordert hatte.

Ein weiterer Kandidat für das Präsidentenamt

Diese Lücken sind offenbar einfacher zu füllen als die Vakanz im Präsidentenamt. Das dürfte sich bestätigen, wenn ein weiterer Interessent, wie angekündigt, demnächst seinen Hut in den Ring wirft. Der Calwer CDU-Landrat Helmut Riegger (51) soll in Kürze bei der Personalberatung, die den VfB berät, seine Bewerbungsmappe abgeben. Ob er in die engere Wahl kommt, ist aber offen.

Riegger, seit 2010 im Amt, war zuvor Erster Bürgermeister in Sindelfingen und Kirchheim/Teck sowie im Staatsministerium und in der Landesvertretung in Bonn tätig. Seine Anbindung an den VfB besteht wohl darin, dass er ständiger Stadionbesucher ist – was ihn nicht fürs erste Amt im Verein qualifizieren dürfte. Dennoch bleibt Schmidt Optimist: „Ich bin überzeugt, dass wir den geeigneten Kandidaten finden.“