Fahrer-Filmchen: Der Fußball-Profi Boris Tashchy vom VfB Stuttgart hat dieses Video bei Instagram veröffentlicht. Foto: Screenshot red

Mit einer Aufklärungskampagne wirbt der VfB Stuttgart dafür, das Smartphone beim Autofahren stecken zu lassen. Die Fußballprofis nehmen die Regel nicht so ernst – und veröffentlichen ihre Autofahrten bei Instagram.

Stuttgart - Die Sonne geht gerade auf am Horizont, die orangefarbenen Wolken ziehen am Straßenrand vorbei. Es ist ein idyllisches Video, das der VfB-Profi Boris Tashchy bei der Online-Fotoplattform Instagram am Dienstag veröffentlicht hat. Das Problem: Das Video ist aus der Fahrerperspektive gefilmt. Und es ist verboten, sein Smartphone bei der Fahrt zu benutzen. Ganz egal, ob man damit telefoniert, Kurznachrichten schreibt, navigiert oder eben filmt.

Und es ist nicht nur Tashchy, der bei Instagram in letzter Zeit gerne Videos von seinen Autofahrten veröffentlicht. Auch Alexandru Maxim und Carlos Mané haben in den vergangenen Wochen immer wieder Fotos und Videos aus der Fahrerperspektive gepostet. Für ihre Fans richten sie die Smartphone-Kamera auf schneebedeckte Straßen, filmen den Tacho und zeigen auf dem Mittelkonsolen-Display, welchen Sender oder welches Lied sie gerade hören.

VfB-Profis veröffentlichen regelmäßig solche Fahrer-Filmchen auf ihren Profilen – dabei war der VfB vor knapp einem Jahr Teil einer Kampagne zum Thema Sicherheit im Straßenverkehr: Mit dem Slogan „Nicht ablenken lassen – Finger weg vom Handy!“ hatte der VfB Stuttgart im November des vergangenen Jahres gemeinsam mit dem Landesverkehrsministerium für mehr Sicherheit auf den Straßen im Land geworben.

Spieler wie Christian Gentner warben vor allem bei jungen Fans dafür, das Handy bei der Fahrt in der Tasche stecken zu lassen. Wenige Tage nach dem Start der Kampagne knipste sich der Mittelfeldspieler Daniel Didavi im Auto und entschuldigte sich später dafür.

Filme löschen sich nach 24 Stunden selbst

Auch wenn die Fußballprofis ihre Alltagsschnipsel als so genannte Instagram Stories versenden, die sich nach 24 Stunden selbst löschen, bleibt die Botschaft bei Tausenden von Fans hängen. Die Spieler bringen sich mit den Selfie-Aktionen nicht nur selbst und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr. Sie sind auch ein schlechtes Vorbild für Fans mit Führerschein, so sieht das etwa die Polizei: „Es besteht die Gefahr, dass es einen Nachahmer-Effekt gibt“, sagt ein Sprecher der Polizei Stuttgart. „Jeder sollte sich an die Regeln halten – ob Promi oder nicht.“

Die Regel lautet so: Sobald der Fahrer das Smartphone zückt, während der Motor läuft, begeht er eine Ordnungswidrigkeit. Das kostet 60 Euro und gibt einen Punkt in Flensburg. Doch vor allem kann es tödlich enden, während der Fahrt sein Smartphone zu benutzen. Laut US-Forschern der Virginia Tech verdoppelt ein Smartphone in der Hand das Unfallrisiko. Einer Allianz-Studie zufolge ist Ablenkung sogar noch gefährlicher als Alkohol am Steuer. Jeder zehnte Tote im Straßenverkehr auf einen Ablenkungsunfall zurückzuführen.

Verein will mit Spielern sprechen

Erst vor wenigen Monaten ist eine 35-jährige Stuttgarterin von einem Richter wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Sie hatte auf dem Smartphone bei voller Fahrt nach dem Weg geschaut und das Auto eines 24-Jährigen gerammt, der an seinen Verletzungen noch an der Unfallstelle starb. Der VfB will seine Spieler nun zurückpfeifen. „Wir wollen ein Vorbild für andere sein und nehmen dementsprechend unsere Vorbildfunktion sehr ernst“, sagt ein Sprecher des VfB Stuttgart gegenüber unserer Redaktion. Die Handynutzung am Steuer sei nicht nur gefährlich, sondern auch ein schlechtes Vorbild für junge Menschen. „Wir werden den Vorfall zum Anlass nehmen, nochmals allen Spielern die Problematik zu verdeutlichen.“