Hannovers Oliver Sorg (l.) im Zweikampf mit Stuttgarts Lukas Rupp vom VfB Stuttgart. Foto: dpa

Diskutieren Sie mit! Die englische Woche lässt nach der Niederlage am Samstag nicht viel Zeit zum Grübeln. Am Mittwoch geht es für den VfB schon in Mönchengladbach weiter. Dort wollen die Stuttgarter zeigen, dass das 1:2 gegen Hannover 96 nur ein Ausrutscher war.

Stuttgart - Die beiden Geburtstagstorten, die der Jubilar Georg Niedermeier (30) in der Kabine mit den Kollegen teilen wollte, fanden wenig Anklang. Das lag nicht an deren Qualität, sondern an Hannover 96. Nun ja – auch an Hannover 96. Denn im Grunde hatte es sich der VfB selbst zuzuschreiben, dass ihm die 90 Minuten vom Samstag sauer aufstießen. Lust auf Süßes hatten danach jedenfalls die wenigsten. Denn die Partie erinnerte die Strategen in Weiß und Rot nur zu deutlich daran, woher sie kommen – und dass sie noch einen weiten Weg vor sich haben, um einen mental (acht Niederlagen in Serie) und personell (sieben Ausfälle) geschwächten Gegner wie Hannover zuverlässig in die Schranken zu weisen. „Jeder hat doch mit einem Sieg gegen den Tabellenletzten gerechnet“, sagte Trainer Jürgen Kramny. Doch das war gar nicht so sehr das Problem.

Überheblichkeit oder gar Leichtfertigkeit musste sich der VfB nicht vorwerfen lassen. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass jemandem die Bedeutung des Spiels nicht bewusst war“, sagte Georg Niedermeier, und Sportvorstand Robin Dutt assistierte: „Dafür war unsere Überlegenheit zu groß. Wir hatten viele Balleroberungen, alle waren fleißig.“ Vielmehr holte die Mannschaft die eigene Vergangenheit ein Stück weit ein – die Zeit vor der zuletzt starken Phase mit acht ungeschlagenen Partien, in der sie ihre Schwächen locker überspielt hatte. Zuvorderst gilt das für das Verhalten vor dem gegnerischen Tor. Auch wenn Nationalkeeper Ron-Robert Zieler stark hielt und Oliver Sorg zweimal auf der Linie klärte, blieb dem VfB eine Vielzahl an Chancen. Daraus resultierte jedoch nur die Führung durch Timo Werner, der, obwohl nicht gerade ein Riese, frei stehend einköpfen durfte. „Wir waren überhaupt nicht effektiv“, klagte Kramny, „zum Schluss hatten wir noch drei, vier Hundertprozentige.“

Ebenjener Timo Werner lieferte später den schlagenden Beweis dafür, warum der VfB den in Zivil auf der Ersatzbank sitzenden Torjäger Daniel Ginczek (Kreuzbandriss) so schmerzlich vermisst: Auf Zuspiel von Filip Kostic semmelte er den Ball aus wenigen Metern am leeren Tor vorbei. Dummerweise war Werner nicht der Einzige, dessen Kompass die falsche Richtung anzeigte. „Deshalb brauchen wir nicht gleich den Teufel an die Wand malen und die Erinnerung an die ersten Spiele der Saison heraufbeschwören“, wiegelte Georg Niedermeier ab, „zuletzt war unsere Chancenverwertung gut, jetzt ein Spiel mal nicht.“ Dennoch fand auch der Innenverteidiger: „Wir hätten in diesem Spiel Punkte holen müssen.“

Kevin Großkreutz nimmt Fehler vor 1:1 auf seine Kappe

Das gelang auch deshalb nicht, weil im Defensivverhalten alte Wunden aufbrachen. Mal steht der eine, mal der andere zu weit von seinem Gegenspieler weg. Beim Ausgleich zum 1:1 war es Kevin Großkreutz, der Christian Schulz aus den Augen verlor. „Es war mein Fehler“, räumte er ein, „ich stehe dazu und übernehme die Verantwortung.“ Das ehrt ihn, hilft dem VfB aber nur weiter, wenn es Großkreutz (und seinen Nebenleuten) gelingt, solche Schwächen abzustellen – zu denen unbedingt auch die Standards gehören. Auf 17:1 Ecken kam der VfB, aber eine war harmloser als die andere. Anders Hannover: zwei Freistöße, zwei Tore.

Besser werden soll das alles bereits an diesem Mittwoch (20 Uhr/Sky), wenn sich der VfB bei Borussia Mönchengladbach beweisen muss. „Ich bin den Umgang mit Niederlagen gar nicht mehr gewohnt“, sagte Robin Dutt. Da geht es ihm wie den Spielern, weshalb niemand so richtig einzuschätzen weiß, ob die Niederlage ein Ausrutscher bleibt oder in der Mannschaft Wirkung zeigt. „Es gehört dazu, mit Misserfolgen umgehen zu können“, sagte Jürgen Kramny, „ich denke schon, dass wir das wieder hinkriegen.“

Das wäre auch im Sinne von Christian Gentner. Mahnend hob der Kapitän den Finger und sagte: „Dieses Spiel hat unterstrichen, dass der Kampf um den Klassenverbleib noch lange nicht beendet ist.“ Statt in der Tabelle nach oben zu schielen, tut der VfB gut daran, nach unten nichts mehr anbrennen zu lassen. „Wir haben noch keine 40 Punkte und können alle rechnen“, versicherte Niedermeier.

Gegen Gladbach könnte es zum einen oder anderen Personalwechsel kommen

An diesem Montag wird Trainer Kramny die Niederlage per Video aufarbeiten und dem einen oder anderen Spieler dahingehend prüfend in die Augen blicken, ob er eine Verschnaufpause vertragen könnte. Vor allem im Mittelfeld war der VfB gegen Hannover nicht so dominant wie in den Partien zuvor. Lukas Rupp ist ein Kandidat, Martin Harnik brennt auf seine Rückkehr in die Startelf. Kevin Großkreutz könnte für Florian Klein Platz machen, und ein Wechsel ist ohnehin sicher: Daniel Didavi, gegen Hannover 96 gelbgesperrt, nimmt als zentraler Mann den Platz von Alexandru Maxim ein.

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