Oft am Telefon: VfB-Sportvorstand Robin Dutt Foto: Baumann

Die Abstiegsgefahr sitzt dem VfB Stuttgart bedrohlich im Nacken. Die eine oder andere Verstärkung tut not, doch das Angebot ist dünn. Der VfB vertraut wohl dem aktuellen Kader.

Lagos - Zwei Wochen in seinem neuen Amt als Sportvorstand sind nicht die Welt. Robin Dutt beobachtet, führt Gespräche mit Trainer Huub Stevens und den Spielern, hängt am Handy. Seine Aufgabe: Der Eltinger soll die Mannschaft, die auf Tabellenplatz 15 knapp über den Abstiegsrängen steht, in sichere Bahnen lenken. Dem aktuellen Kader fehlt dafür, siehe die Tabellenplatzierung, wohl die Qualität. Also müssten Verstärkungen her, die für kleines Geld zu haben sind und gleich große Sprünge ermöglichen. Das ist, speziell im Winter, kein einfaches Unterfangen. „Ich habe kein Interesse, unsere Mannschaft in der Breite zu verstärken“, sagt Dutt, „wenn wir jemanden holen, muss er uns sofort sportlich verstärken.“

Dieser Mister X ist gleichwohl nicht in Sicht: „Es werden gefühlt 100 Spieler angeboten, aber die Messlatte liegt hoch“, sagt Dutt, der im Trainingslager an der Algarve jede Übungseinheit aufmerksam verfolgt und zu dem Schluss gekommen ist: „Mit jedem Tag, den ich hier zuschaue, verstärkt sich mein Eindruck, dass die Spieler auf dem Markt uns nicht weiterhelfen.“

Die Chance ist offenbar geringer als das Risiko. Dabei hat der VfB in den vergangenen Jahren durchaus gute Erfahrungen mit Wintertransfers gemacht. Cristian Molinaro (2010), Shinji Okazaki und Tamas Hajnal (2011), Vedad Ibisevic und Gotoku Sakai (2012) sowie Carlos Gruezo (2014) – sie alle stießen im Januar zur Mannschaft und erwiesen sich zunächst als Verstärkungen. Nur Federico Macheda und Felipe Lopes (2013) fanden keine Anbindung.

Diese Gefahr sieht Robin Dutt beim diesjährigen Angebot verstärkt. „Im Winter treffen doch häufig zwei Unzufriedene zusammen“, sagt er – ein Verein, dem mehr Qualität auf einer bestimmten Position gut täte, und ein Spieler, der den Nachweis dieser Qualität bei seinem eigenen Verein schuldig geblieben ist, sonst würde er dort zum festen Inventar zählen. „Einen Stammspieler bekommst du im Winter ohnehin nicht“, weiß Dutt.

Dabei hat der VfB durchaus Bedarf, wie Armin Veh deutlich angemahnt hat. Der Vorgänger von Huub Stevens hatte schon nach wenigen Wochen die Qualität des Kaders angezweifelt. Daran hat sich im Grunde nichts geändert.

Obenan steht die Besetzung der Innenverteidigung, in der Antonio Rüdiger einen Stammplatz innehat. Allerdings arbeitet der Jung-Nationalspieler im VfB-Reha-Center in Stuttgart nach seiner Meniskusoperation noch am Formaufbau. Vor März wird er aber kaum eingreifen können. Timo Baumgartl hat sich erstaunlich schnell etabliert, allerdings ist er mit seinen 18 Jahren vor Formschwankungen nicht gefeit. Karim Haggui genießt auch bei Huub Stevens, wie bei dessen Vorgängern, nur geringes Vertrauen.

So werden Georg Niedermeier und Timo Baumgartl in das erste Rückrundenspiel am 31. Januar gegen Borussia Mönchengladbach gehen und auch die weiteren Begegnungen bestreiten. Fällt einer der beiden aus, wird es schon eng. Dann könnte Daniel Schwaab von der rechten Außenposition, die er im Testspiel gegen KF Laçi innehatte, nach innen und Florian Klein aus dem Mittelfeld nach hinten rücken.

Im Mittelfeld ist die Not nicht so groß. Dort vermisst der VfB zwar schmerzlich Daniel Didavi, der sich nach Beschwerden im operierten Knie auch in der Reha befindet. Solange aber Alexandru Maxim fit ist, kann er die Rolle des Spielmachers ausfüllen.

Im Angriff hatte Huub Stevens in der Hinrunde nur ein Schmalspur-Angebot, was sich nun aber ändert. Vor allem auf Vedad Ibisevic ruhen die Hoffnungen. Der Bosnier, der seit Oktober wegen eines beginnenden Ermüdungsbruchs in der rechten Fußwurzel gefehlt hat, präsentiert sich in ansprechender Form. Ibisevic hat wieder Zug in seinen Aktionen und versprüht Torgefahr. Falls er das im Ligaalltag bestätigt, hätte der seit einem Jahr in VfB-Pflichtspielen torlose Stürmer die Wirkung eines Neuzugangs. Auch Mohammed Abdellaoue ist wieder fit, allerdings muss er noch beweisen, dass er das geforderte Niveau erreichen kann.

Robin Dutt ist jedenfalls vom Leistungswillen und der notwendigen Leidenschaft des Kaders überzeugt: „Ich habe den Eindruck, dass sich in der Mannschaft etwas entwickelt. Aber sie muss das in der Rückrunde verfestigen.“ Den Markt beobachtet er gleichwohl weiter: „Es ist immer möglich, dass du im Winter einen Spieler bekommst, der jetzt noch gar nicht auf dem Markt ist.“

Viel Zeit bleibt aber nicht. Ende Januar schließt das Transferfenster.