Hat noch viel Detailarbeit vor sich: der neue VfB-Trainer Markus Weinzierl Foto: Baumann

Ohne ausreichend Zeit zur Vorbereitung und trotz einiger Verletzter macht sich Markus Weinzierl beherzt ans Werk. „Wir müssen einen gemeinsamen Weg finden“, sagt der neue VfB-Trainer vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund.

Stuttgart - Ganz zum Schluss der Pressekonferenz bekommt Markus Weinzierl von einer schwungvollen Reporterin noch ein Problem aufgetischt, das dieser Tage wohl nicht zu seinen größten zählt: Was er denn dazu sagen würde, wollte die Blondine wissen, dass er in einer Rangliste der schönsten Trainer in Deutschland einst hinter Pep Guardiola und Joachim Löw lediglich auf Platz drei gelandet war? „Ich will jeden Wettbewerb gewinnen, deshalb bin ich mit der Bronzemedaille nicht zufrieden“, antwortete der 43-jährige Weinzierl mit einem schelmischen Grinsen: „Aber ich weiß nicht, wie es in dem Alter noch besser werden soll.“

Der VfB-Chefcoach zeigt Humor

Der Humor ist dem neuen Chefcoach des Bundesliga-Tabellenletzten VfB Stuttgart also trotz der verzwickten Lage bei seinem neuen Arbeitgeber nicht abhandengekommen. Immerhin hat Weinzierl bei einem Club angeheuert, der sich angesichts von 15 Chefcoaches in den vergangenen zehn Jahren bei einigen Kommentatoren bereits den Ruf eines „Trainerfresservereins“ erworben hat – und es steht ihm eine Herkulesaufgabe bevor. Doch Weinzierl geht mit Elan an die Sache heran. „Noch sieht er gut aus – das habe ich in einem Artikel über mich gelesen.“

Tatsächlich ist die Ausgangslage zum Einstand aber eine ziemlich heikle für den Niederbayern. Auf fünf Punkte und sechs Tore hat es der VfB in sieben Ligaspielen nur gebracht. „Du bekommst in den ersten Tagen unheimlich viele Informationen, die du alle wissen solltest – und auch willst“, sagt Weinzierl: „Die saugst du alle auf.“

Der Tabellenführer schaut vorbei

Immerhin steht für das Schlusslicht an diesem Samstag (15.30 Uhr) ein Heimspiel im Dienstplan. Doch es schaut keine Laufkundschaft vorbei, sondern mit Borussia Dortmund der Tabellenführer, der aktuell über eine eminent umtriebige, gerade im Vorwärtsgang sehr gefährliche Elf verfügt. Sie wird angeführt von dem wieder genesenen Kapitän Marco Reus, dem treffsicheren Paco Alcacer und dem quirligen Jaden Sancho.

Erst seit Donnerstag hat Weinzierl durch die Länderspielpause sein neues Team komplett beisammen. Zuvor konnte er lediglich mit zehn Spielern aus dem Profikader trainieren. Als Letztes trudelten ganz wichtige Stützen des Teams wie der Weltmeister Benjamin Pavard oder der Argentinier Santiago Ascacibar ein. Letzterem steckte dabei nach einem Transatlantikflug noch der Jetlag in den Knochen. Vier Spieler sind zudem verletzt, der Spielmacher Daniel Didavi ist schon länger angeschlagen. Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Neubeginn könnten also besser sein.

Doch Weinzierl will nicht hadern, sondern für das Team schnellstmöglich einen Weg heraus aus der Krise finden: „Ich bin nicht blauäugig“, sagt er: „Aber grundsätzlich gehe ich in jedes Spiel hinein mit dem Ziel, es zu gewinnen. Auch wenn ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit gegen den BVB geringer ist als gegen viele andere.“

„Es geht in erster Linie um Ergebnisse“

Dass es gleich zum Einstand des Neuen mutigen Offensivfußball zu sehen gibt, für den Weinzierl grundsätzlich steht und den die Stuttgarter Fans neben dringend benötigten Punkten so sehr herbeisehnen, das erscheint aber sehr fraglich. „Natürlich würden wir gegen Dortmund gerne ein Offensivspektakel bieten“, sagt der Trainer: „Aber das ist nicht die erste Aufgabe. Es geht in erster Linie um Ergebnisse.“

Fleißig hat Weinzierl sämtliche VfB-Spiele dieser Saison auf Video angesehen und analysiert – und er hat mit vielen Spielern Gespräche geführt: „Da bekommst du sehr viele wichtige Einblicke“, erklärt der Coach, dem sich auch die Taktikfrage stellt: „Ich habe auf meinen Stationen mehrere Systeme gespielt, in Augsburg etwa aus einer Viererkette heraus – auf Schalke mit einer Dreierkette“, sagt der Trainer: „Die jetzige Mannschaft kann beides. Jetzt gilt es, einen gemeinsamen Weg zu finden. “

Dieser ist aber natürlich auch ein Kompromiss aus dem, wie der Trainer am liebsten spielen lassen würde, und dem, was die Mannschaft davon beherrscht. Schließlich hat Weinzierl weder den Kader zusammengestellt noch eine Vorbereitung mit dem Team absolviert. Er springt vielmehr erstmals seit dem Erwerb der Fußballlehrerlizenz 2011 als Feuerwehrmann ein. Und zwar als Nachfolger von Tayfun Korkut, der damals mit ihm in einer Klasse saß.