Kevin Großkreutz: Von Galatasaray Istanbul zum VfB? In unserer Montage trägt er bereits Weiß-rot Foto: Bongarts/Montage StN

Ein Weltmeister für den VfB Stuttgart? Der Wechsel von Kevin Großkreutz steht kurz bevor. Er wird einen Vertrag bis 2018 unterschreiben - auch beim Geld ist man sich einig.

Stuttgart - Das hätte sich Kevin Großkreutz auch nicht träumen lassen – dass er vier Wochen nach seiner Flucht von Galatasaray Istanbul an diesem Dienstag schon wieder in die Türkei zurückkehrt. Dann fliegt der Neuzugang mit dem VfB ins Trainingslager nach Belek, sofern sein Wechsel bis dahin fix ist – woran es kaum noch Zweifel gibt. „Wir hoffen, dass wir uns in Kürze mit Galatasaray Istanbul einig werden“, sagt Sportvorstand Robin Dutt.

Am Sonntag jedenfalls stand die Einigung schon kurz bevor. Demnach soll Großkreutz einen Vertrag bis 2018 unterschreiben, knapp drei Millionen Euro Ablöse kosten und ein Gehalt von rund zwei Millionen Euro pro Saison kassieren. Anders als bei seinem abrupten Abschied jedoch steht die Türkei diesmal für einen Neuanfang: Der VfB bietet ihm eine neue Heimat. Und bringt damit das aus dem Lot geratene Seelenheil des Weltmeisters wieder ins Gleichgewicht. „Nach der unglücklichen Zeit in Istanbul brennt Kevin darauf, endlich wieder Fußball zu spielen“, sagt Robin Dutt.

Großkreutz hatte Heimweh nach Deutschland

Weg, nichts wie weg – dieser dringende Wunsch hatte die Gedanken des Ex-Nationalspielers dominiert, als Gala-Trainer Mustafa Denizli ihn Anfang Dezember vor dem Trainingszentrum als Häufchen Elend antraf. Er habe Heimweh, könne nicht ohne seine Familie im fernen Dortmund leben und wolle zurück nach Deutschland, ließ Großkreutz ihn wissen. „Für mich ist er nun ein Gastspieler“, sagte Denizli über den Abtrünnigen. Damit war das unselige Kapitel Galatasaray für Großkreutz beendet – das auch schon ähnlich kurios begonnen hatte.

Für eine Ablöse von 1,5 Millionen Euro war der Mittelfeldspieler im vergangenen Sommer am letzten Tag der Wechselperiode von Borussia Dortmund an den Bosporus gewechselt. Gespielt hat er dort kein einziges Mal, weil der türkische Club den Vollzug 48 Sekunden nach Mitternacht ins elektronische Transfersystem „Fifa TMS“ eintrug – und damit 48 Sekunden zu spät. Gala versicherte, die Meldung um 23.55 Uhr abgeschickt zu haben, und machte technische Probleme für die Verspätung verantwortlich, was den Weltverband jedoch nicht davon abhielt, Kevin Großkreutz bis zur Winterpause zu sperren.

Jetzt ist Januar, und Großkreutz kann wieder spielen – allerdings nicht für Galatasaray am 17. Januar im ersten Heimspiel des Jahres gegen Sivasspor, sondern eher für den VfB in dessen erstem Heimauftritt des neuen Jahres am 23. Januar gegen den 1. FC Köln. Es wäre eine Wohltat für den Familienmenschen Großkreutz: Schon in seinem letzten Jahr bei seinem Herzensverein Borussia Dortmund war er aufs Abstellgleis geraten. Nach dem sportlichen Höhenflug mit zwei Meistertiteln, einem Pokalsieg und dem Vorstoß ins Champions-League-Finale warfen ihn ein Muskelbündelriss und eine Knieoperation entscheidend zurück, dann stritt er mit Ex-Trainer Jürgen Klopp und machte sich auch bei dessen Nachfolger Thomas Tuchel unbeliebt, weil er mehr Einsatzzeiten forderte – vergebens natürlich. „Das enttäuscht mich ein bisschen“, sagte der Coach über die öffentlich geführte Diskussion – und ließ Großkreutz weiter links liegen.

Der VfB hat auf den Flügeln Bedarf

Beim VfB könnte er nun endlich wieder das so lange vermisste Gefühl bekommen, wirklich gebraucht zu werden. Denn Großkreutz, der sein letztes Pflichtspiel im April 2015 für den BVB II bestritten hat, ist im Mittelfeld sowohl offensiv als auch defensiv auf allen Positionen einsetzbar – also auch auf den Flügeln, auf denen der VfB Bedarf hat. Als neuer Mitarbeiter im Außendienst könnte er mittelfristig die Lücken schließen, falls Filip Kostic (links) und/oder Martin Harnik (rechts) den VfB wie erwartet im Sommer verlassen. Er kann aber auch auf der rechten Abwehrseite spielen, für die der VfB ebenfalls eine Verstärkung sucht.