Steven Zuber hat in den jüngsten vier Spielen viermal für den VfB getroffen. Foto: Baumann

In der Rückrunde spielt Steven Zuber für den VfB Stuttgart. Der Schweizer ist ausgeliehen von der TSG Hoffenheim, am Samstag kommt es zum direkten Duell. Wie geht er mit dieser besonderen Situation um?

Stuttgart - So schnell kann es gehen. Als Thomas Doll Anfang Januar im Wintertrainingslager des VfB Stuttgart im spanischen La Manga seinen Trainerkollegen Markus Weinzierl traf und sich mit ihm unterhielt, war er noch arbeitslos. Seit Ende Januar coacht der 52-Jährige jetzt Hannover 96, einen Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Anfang dieses Monats begegneten sich die beiden in Stuttgart schon wieder, der VfB gewann mit 5:1 und distanzierte damit den Tabellenvorletzten aus Hannover. Zum Abschied umarmten sich die beiden nach der Pressekonferenz, und Weinzierl gab Doll noch eine persönliche Bitte mit auf den Weg: „Haut die Augsburger weg.“

An diesem Samstag (15.30 Uhr) nun treten die Hannoveraner in Augsburg an, während der VfB parallel den Tabellenachten TSG 1899 Hoffenheim empfängt. Die Stuttgarter können jede Schützenhilfe gut gebrauchen, um den Tabellenviertletzten FCA auf dem ersten Nichtabstiegsplatz noch einzuholen und so die Relegation zu vermeiden. Allerdings hat der VfB gegen die Top Acht der Liga in dieser Saison noch nicht einen Punkt geholt. Wie sich das nun ändern soll?

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Steven Zuber ist prädestiniert, um die Antwort auf diese Frage zu liefern. Der Schweizer Nationalspieler ist erst in der Winterpause – per Leihe ohne Kaufoption – aus Hoffenheim nach Stuttgart gekommen. Er bringt also tiefe Einblicke über den Gegner mit und hat sie auch schon mit VfB-Trainer Markus Weinzierl geteilt. „Natürlich weiß ich sehr viel darüber, wie da gearbeitet wird“, sagt Zuber, aber will nicht groß über den Gegner sprechen: „Wir sind entscheidend – wie wir auftreten.“ Und er fügt an: „Wichtig ist einfach, dass wir zusammenhalten, egal, was passiert. Das Wort ,zusammen‘ steht ganz oben auf unserer Liste.“

TSG-Trainer Julian Nagelsmann hat ihn 2017 mal als einen seiner „drei professionellsten Spieler“ geadelt. Und auch die Wertschätzung von Zuber für den Coach ist hoch. „Er lebt für diesen Sport. Er will nicht nur die Spieler stetig verbessern, sondern auch sich selbst verbessern und nimmt Kritik dankbar an“, sagt der Mittelfeldspieler.

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Eine besonders enge Verbindung hat er zu TSG-Torjäger Andrej Kramaric oder auch zu TSG-Kapitän Kevin Vogt. Doch für die 90 Minuten am Samstag wird die Freundschaft ausgeblendet. „Auf dem Platz ist es mir egal, ob das meine Kumpels sind oder nicht, da will ich einfach gewinnen – so bin ich und da werde ich mich auch nie ändern“, sagt Zuber. „Zurzeit bin ich hier angestellt, mein Herz ist jetzt hier, ich gebe alles für den VfB und freue mich auf viele Kumpels.“

Weil der gebürtige Winterthurer mehr spielen wollte, hat er sich im Winter für die Leihe zum VfB entschieden. Um in seiner persönlichen Entwicklung einen Schritt voranzukommen, mehr in der Verantwortung zu stehen. „In mir hat der Tatendrang geschlummert, Woche für Woche auf dem Platz zu zeigen, was ich wirklich drauf habe.“ Das tut er seitdem. Er ist gesetzt. Und nach Anlaufschwierigkeiten hat er in den jüngsten vier Partien vier Treffer erzielt.

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Sein erstes Tor für den VfB gelang ihm Mitte März im Heimspiel gegen RB Leipzig (1:3): Er schnappte sich bei einem Handelfmeter nach Videobeweis den Ball und verwandelte sicher. Und wer schießt, wenn es am Samstag einen Strafstoß gibt? Zuber lässt daran keinen Zweifel: „Ich!“ Im Falle eines Treffers, sei es vom Punkt oder aus dem Spiel heraus, würde er auch ganz normal wie immer jubeln – mit einem kleinen Tänzchen, garniert mit einem Kuss auf den Ringfinger, der an seine Frau Mirjana gerichtet ist.

„Ich finde ihn sehr, sehr bereichernd, er macht sehr, sehr gute Spiele“, sagt VfB-Coach Weinzierl. Zuber ist ein Spieler nach seinem Geschmack. Ein Workaholic, der sich für nichts zu schade ist. In Extraschichten nach dem Training ist immer wieder zu sehen, wie er für sich beispielsweise noch Elfmeter oder Dribblings übt. Diese Lernwilligkeit zeichnet den 27-Jährigen schon immer aus, und sie ist auch bald elf Jahre nach seinem Profidebüt im Trikot von Grasshoppers Zürich noch hoch. „Das ist ja nicht nur ein Beruf, das ist Leidenschaft pur, ich will mich stetig verbessern, ich habe große Ziele in meinem Leben“, sagt Zuber. „Dazu musst du viel opfern und investieren.“

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Wie es nach der Saison für ihn weitergeht? Der VfB hat keine Kaufoption, Zubers Vertrag in Hoffenheim läuft noch bis Sommer 2020. Alles ist denkbar – und offen. „Ich fühle mich richtig wohl hier in Stuttgart und kann mir vorstellen, hier zu bleiben“, sagt er. „Ich bin dankbar für die Chance, die ich von der ganzen Stadt bekomme. Sie hat mich herzlich empfangen, was ja nicht unbedingt üblich ist, weil Hoffenheim und Stuttgart ja nicht dicke Buddys sind.“

Ein Heimsieg gegen den wankelmütigen Tabellenachten aus Hoffenheim wäre für den VfB sehr förderlich, um die Relegation letztlich zu vermeiden. „Wir wollen es ähnlich angehen wie gegen Hannover, dass wir aktiv sind, präsent sind und die Zuschauer mitnehmen“, sagt Weinzierl. „In der Schlussphase der Saison und der aktuellen Tabellenkonstellation geht es um Punkte, das wissen wir. Ein Dreier wäre sehr viel wert.“ Und wenn ihm Trainerkollege Doll dann noch seine persönliche Bitte erfüllt, wäre es ein perfekter Samstag.

In unserer Bildergalerie zeigen wir, wer außer Steven Zuber schon sowohl beim VfB Stuttgart als auch bei der TSG Hoffenheim war.