Mario Gomez im Duell mit zwei Wolfsburgern: Der VfB Stuttgart ist gegen den VfL zu ungefährlich. Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart steckt nach der 0:2-Niederlage beim VfL Wolfsburg weiter tief im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga fest. Ein vernünftiger Abschluss der verkorksten Vorrunde ist dennoch möglich.

Wolfsburg - Wolfsburg-Besucher kennen das ja. Man fährt hin – und nimmt was mit. Ein neues Fahrzeug, zum Beispiel, aus der Autostadt des Volkswagen-Konzerns. Am Dienstagabend war der VfB Stuttgart ein paar Meter weiter zu Gast in der Fußballarena des VfL – und drehte das Motto. Weshalb es am Ende mal wieder lange Gesichter gab bei den Männern in den weiß-roten Shirts.

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Der VfB nämlich kam nach Wolfsburg – und brachte was mit. Ein Silbertablett, auf dem er dem Gegner die zwei spielentscheidenden Treffer servierte. „Wir haben uns die Dinger selbst reingelegt“, klagte Abwehrspieler Marc Oliver Kempf nach der unnötigen 0:2-Niederlage, die die Stuttgarter weiter im Tabellenkeller hält. „Entscheiden war, dass wir bei beiden Gegentoren gepennt haben“, ergänzte Trainer Markus Weinzierl. Dabei hatte der VfB über weite Strecken der 90 Minuten ein ordentliches Auswärtsspiel gezeigt – auch wenn Mittelfeldmann Erik Thommy hinterher enttäuscht meinte: „Wir sind von Beginn an überhaupt nicht ins Spiel gekommen.“

Christian Gentner spricht zu den Kollegen

Doch trotz der tragischen Ereignisse nach der Partie gegen Hertha BSC am vergangenen Samstag schienen die Stuttgarter Zuversicht gezogen zu haben aus dem 2:1-Erfolg nach 0:1-Rückstand. Zumal Christian Gentner die Richtung vorgegeben hatte. Der Vater des Stuttgarter Spielführers war nach der Partie gegen die Berliner noch in der Mercedes-Benz-Arena überraschend verstorben – über den ganzen Verein hatte sich fortan eine tiefe Trauer gelegt. Doch Christian Gentner entschied bereits am Montag: Ich bin in Wolfsburg dabei. Was allen Beteiligten großen Respekt abnötigte. Das Team spielte mit Trauerflor, die Fans nahmen zu Beginn mit einem Transparent Anteil: „Wir fühlen mit Dir, Kapitän.“ Und Gentner hatte vor der Partie kurz und „sehr emotional“ (Trainer Markus Weinzierl) zu den Kollegen gesprochen. Dann, so der Wunsch des 33-Jährigen, sollte das Geschehen auf dem Rasen im Vordergrund stehen. Auf das der VfB zunächst positiven Einfluss nahm.

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Selbstsicherer als zuletzt trat das Team auf, so früh wie selten attackierte die Mannschaft immer wieder den Gegner – und Chefcoach Weinzierl hatte bereits bei seiner Aufstellung Mut bewiesen, indem er den 17-jährigen Antonis Aidonis für den verletzten Andreas Beck in die Startelf stellte. So entwickelte sich eine Begegnung auf Augenhöhe – bis dem VfB die entscheidenden Fehler unterliefen. Den ersten gab es in Minute 24.

Aussetzer von Santiago Ascacibar

Die Wolfsburger hatten einen Freistoß in der Nähe der Eckfahne zugesprochen bekommen, die Flanke segelte kurz darauf in den Stuttgarter Strafraum – wo so ziemlich alle kopfballstarken VfL-Akteure gut bewacht waren. Wo aber keiner ein Auge auf Joshua Guilavogui geworfen hatte. Der Wolfsburger Kapitän war völlig frei und traf ohne Mühe per Kopf zum 1:0. Nicht minder gravierend war der Fauxpas eine Minute vor dem Pausenpfiff.

Beim Pass von Daniel Ginczek stand Yannick Gerhardt zwar knapp im Abseits, was Schiedsrichter Robert Hartmann nicht ahndete. Den folgenden Fehler von Santiago Ascacibar entschuldigt dies aber nicht. Gerhardts Hereingabe klärte Kempf noch, der Ball kam dann zum Argentinier – der die Kugel im eigenen Strafraum direkt zu Wout Weghorst passte. Der Niederländer umkurvte noch schnell Timo Baumgartl und überwand dann den starken VfB-Keeper Ron-Robert Zieler. 2:0, ein bitterer Nackenschlag direkt vor der Pause – und bereits die Entscheidung.

Was geht gegen Schalke 04?

Der VfB gab sich zwar noch lange nicht geschlagen, vergangen scheinen die Zeiten, in denen das Team nach einem Rückstand in sich zusammenfällt. Doch wirklich gefährlich wurde es vor dem Wolfsburger Tor auch nicht mehr. Anastasios Donis wirkte irgendwie gehemmt und beendete seinen Arbeitstag bereits zur Pause. Mario Gomez kam kaum in aussichtsreiche Positionen und versuchte es immer mal wieder per Fernschuss – was aber genauso wenig Erfolg brachte wie die Einwechslungen der Offensivkräfte Erik Thommy, Daniel Didavi und Leon Dajaku. „Es war viel Zufall“, klagte Thommy. Lediglich von „Ansätzen“ sprach Weinzierl. Und Sportvorstand Michael Reschke ergänzte: „Es war ordentlich, aber nicht gut genug. Wir haben verdient verloren, wir hatten zu wenig Torgefahr.“

So kassierte der VfB Stuttgart in Wolfsburg bereits die zehnte Niederlage dieser Saison und rutschte auf den Relegationsplatz. Eine Chance bleibt noch, um die Ausgangslage für die Rückrunde (aktuell 14 Punkte) aufzubessern. Am Samstag (15.30 Uhr) kommt der FC Schalke 04 in die Mercedes-Benz-Arena. „Gegen Schalke 04 geht es darum, die Hinrunde ordentlich abzuschließen“, sagte Reschke. Über erneute Gastgeschenke wäre im Stuttgarter Lager dann sicher niemand böse.