Philipp Förster kann in der Mittelfeldraute theoretisch sämtliche Positionen spielen. Foto: Baumann

Philipp Förster wohnte einst im Internat des VfB, für den er bis 2014 bei den A-Junioren kickte. Zu den Profis musste sich der Neuzugang vom SV Sandhausen über Umwege durchkämpfen – und das hat seine Gründe.

Stuttgart - Um mit den neuen Teamkollegen fußballerisch warm zu werden, kommt Philipp Förster die Länderspielpause sehr gelegen – denn das nächste Zweitligaspiel des VfB bei Jahn Regensburg ist erst auf Samstag, 14. September terminiert. Abseits des Rasens fremdelt der 20. Neuzugang dieses ereignisreichen Transfersommers schon jetzt kein bisschen. „Ich erkenne hier ja fast noch alle Gesichter“, sagt der Mittelfeldspieler, der quasi als Last-Minute-Wechsel vom SV Sandhausen gekommen ist.

Schließlich kennt sich Philipp Förster gut aus beim VfB. Zwischen 2010 und 2014 spielte der heute 24-Jährige in der Jugend des Vereins. Ein Jahr lebte er gar im Internat der Stuttgarter im Carl-Benz-Center direkt neben dem Stadion - „doch das hat einfach nicht hingehauen.“ Die Bindung zu den Eltern, die in Bretten eine Gärtnerei betreiben, war für den 16-Jährigen noch zu stark. Also pendelte Philipp Förster täglich mit dem Zug vom Elternhaus an den Wasen, ehe das Signal nach Ende seiner Zeit bei den A-Junioren unter dem Trainer Ilja Aracic auf Rot stand.

Schon in der C-Jugend unter Tim Walter

„Man kann schon sagen, dass ich ein Spätzünder bin. Ich musste mir in meiner Karriere alles erarbeiten. Und ich bin mit meiner Entwicklung noch nicht am Ende“, sagt der Linksfuß, der bereits in der C-Jugend unter dem Trainer Tim Walter („Mir imponiert seine Spielidee“) beim Karlsruher SC kickte – und der mit den Badenern deutscher Meister wurde. Doch beim Einstieg als Profi musste Förster dann „den verschlungenen Weg gehen.“

Während sein dicker Kumpel aus VfB-Jugendtagen, der Bayern-Profi Joshua Kimmich, gleich in der Bundesliga Fuß fasste, kam Förster langsamer voran: Über den SV Waldhof Mannheim und den 1. FC Nürnberg ging es zum SV Sandhausen, wo sich Förster zu einem der besten Zweitligaspieler entwickelte. „Ich kann in der Mittelfeldraute, die Tim Walter spielen lässt, jede Position besetzen“, sagt Förster: „Aber mir ist bewusst, dass die Konkurrenz hier groß ist. Das sind alles Riesenkicker beim VfB.“

Doch auch Förster hat einiges zu bieten: Seine Leistungsdaten in den Bereichen Zweikampf, Passquote oder Laufleistung sind Zweitliga-Spitze – und hatten es dem einstigen HSV-Manager Ralf Becker angetan. Dazu spielt Förster konsequent und emotional. „Ich kann auch mal dazwischen hauen“, sagt der 24-Jährige, den Becker für die laufende Zweitligasaison eigentlich an die Elbe holen wollte – doch dann musste er selbst beim Hamburger SV seinen Hut nehmen.

Dafür zeigte auch der Aufsteiger Union Berlin Interesse an dem Mittelfeldakteur vom SV Sandhausen, der im Spiel der Kurpfälzer längst zum Dreh- und Angelpunkt avanciert war. Zwei Millionen Euro wollten die Berliner bezahlen, aber das war Sandhausen zu wenig. Zumal der VfB längst Interesse an Förster signalisiert hatte. „Er ist ein Box-to-Box-Spieler“, sagt der Sportdirektor Sven Mislintat über den 1,89-Meter-Mann, dessen Arbeitsgebiet also zwischen den Strafräumen liegt. „Philipp ist ein sehr guter Fußballer, der auch körperlich robust ist. Er besitzt zudem einen guten Zug zum Tor“, ergänzt der Cheftrainer Tim Walter, in dem nach den ersten fünf Pflichtpartien des VfB die Erkenntnis reifte, dass ein technisch guter, aber kerniger Spieler seinem Team nicht schaden könnte. Schließlich besetzt der Linksfuß mit dem Gardemaß auch gerne die Achterposition – eine Rolle, in der etwa Santiago Ascacibar zuletzt unglücklich war.

Förster kostet drei Millionen Euro Ablöse

Also schlug der VfB auf dem Transfermarkt noch ein letztes Mal zu, verpflichtete Philipp Förster für eine Ablöse von drei Millionen Euro. Dies war möglich, weil sich der Spieler bei seiner Vertragsverlängerung in Sandhausen ein paar Wochen zuvor eine Ausstiegsklausel hatte einbauen lassen. „Noch vor einer Woche hätte ich nicht gedacht, dass es noch mit dem Wechsel zum VfB klappt“, sagt Förster: „Umso schöner ist es jetzt.“