Auch das noch: Christian Gentner tut sich gegen Hannover richtig weh. Foto: Baumann

Im Spiel gegen Hannover 96 offenbarte der VfB Stuttgart am Montagabend wieder Schwächen im Zentrum. Einer könnte sie beheben.

Stuttgart - Jan Schindelmeiser hat sich gut überlegt, was er sagt. Das tut der Manager des VfB Stuttgart immer, denn er ist ja ein Mann des strukturierten Satzbaus und des geschliffenen Wortes. Im Grunde ist Schindelmeiser sogar ein Strukturfanatiker, die feinen Linien seines Handelns beim Fußball-Zweitligisten müssen ebenso klar erkennbar sein wie das fußballerische Werk der VfB-Elf auf dem Platz.

Doch das Bild, das sich dem Sportchef beim 1:2 gegen Hannover 96 bot, war zeitweise ein anderes. Vor allem am Anfang, als Schindelmeiser wie alle anderen im Stadion hinten eine Fünferkette und vorne eine Dreierreihe sah, aber dazwischen ein großes Nichts. „Wir hatten zu wenig Kontrolle und auch zu wenig Bewegung im Zentrum“, sagt der Manager.

Es ist ein Satz, der schon ziemlich viel über das Spitzenspiel aussagt. Hannover machte vieles gut, der VfB brauchte trotz der frühen Führung durch Simon Terodde (12.) viel Zeit, „um sich zu fangen, sich zu steigern und in der Schlussphase dem Siegtor eigentlich näher zu sein“, wie Hannes Wolf betont. Und es ist das gute Recht eines Trainers, die positiven Ansätze gerade bei einer bitteren Niederlage hervorzuheben.

Hätte, wäre, wenn ...

Doch wie das bei bitteren Niederlagen so ist, münden sie auch in Debatten – über die „Slapstick-Einlage“ (Schindelmeiser), die zum zweiten Gegentor durch Felix Klaus führte (87.); über die mäßig umgesetzte Taktik; über die nicht vorhandene Dominanz; über die vergebene Chance, den Punkteabstand auf den Tabellendritten aus Niedersachsen zu vergrößern.

Mit all diesen Themen und Fragen, die sich daraus ableiten, müssen sich Schindelmeiser und Wolf jetzt wieder in einer Form beschäftigen, die sich mehr an einem Ergebnis bemisst – und weniger an einer Entwicklung. Hätte also Daniel Ginczek in der 82. Minute das Tor getroffen, wäre die Einordnung natürlich eine andere gewesen als nun, da Alexandru Maxim sich zu einem folgenschweren Rückpass verleiten ließ und der Torhüter Mitch Langerak sich zur tragikomischen Figur des Spiels machte.

Missverhältnis zwischen Matchplan und Matchverlauf

„Ich wehre mich aber dagegen, die Bewertung unserer Leistung an einer Szene festzumachen“, sagt Wolf. Für den Trainer geht es zum einem um das große Ganze: „Wenn mir nach dem Dresden-Schock Mitte Oktober einer angeboten hätte, dass wir zum Ende der Vorrunde die Möglichkeit auf 35 Punkte haben, dann hätte ich das unterschrieben.“ Zum anderen geht es dem 35-Jährigen aber auch um Details: „Unser Problem war im ersten Abschnitt, dass wir die Chipbälle der Hannoveraner nicht gut verteidigt haben.“

Gegen Aue hat es noch funktioniert

Immer wieder fielen diese hohen Pässe hinter die letzte Verteidigungslinie der Schwaben und brachten durch schnelle Läufe der Gäste auch den Ausgleich durch Martin Harnik (26.). Dabei hatte Wolf sein Team gerade darauf eingestellt und sich für eine Systemvariante entschieden, die in Aue noch funktioniert hatte. Denn bereits im Erzgebirge hatte der VfB Probleme mit solchen Angriffen offenbart. Aber die Umstellung von Vierer- auf Fünferkette brachte am Spieltag zuvor Sicherheit und die Erkenntnis, es gegen Hannover gleich so zu probieren.

Allerdings ging es diesmal taktisch wieder rückwärts, um das Missverhältnis zwischen Matchplan und Matchverlauf zu bereinigen. Vor allem dank Benjamin Pavard gelang das. Der Franzose wurde aus der Abwehr in das defensive Mittelfeld beordert und erledigte seine Aufgabe dort so gekonnt, dass sich daraus eine zukunftsfähige Lösung für das Stuttgarter Spiel ergeben könnte.

„Die Sechs ist eine Position, die er auf jeden Fall spielen kann“, sagt Schindelmeiser, der schon länger mit dieser Option liebäugelt. Weil Pavard die Qualitäten mitbringt, die an dieser Schaltstelle zwischen Defensive und Offensive gefragt sind: Der 20-Jährige kann mit seiner Eleganz gestalten, er kann aufgrund seiner Ausbildung als Abwehrspieler aber auch zerstören.

Beide Komponenten hat er gegen Hannover zusammengeführt und damit den Gegenentwurf zu den bisherigen Spielern auf dieser Position verkörpert: Matthias Zimmermann, der sich über Fleiß in die Mannschaft gespielt hat, und Hajime Hosogai, der durch eine Verletzung aus der Mannschaft herausgefallen ist. Beide sind jedoch Spielertypen, die allein den kernigen Teil der Sechser-Aufgaben betreiben und im Spiel nach vorne eher durch Fehlpässe als durch Präzision auffallen.

Der VfB braucht eine starke Mitte

Will der VfB jedoch mehr Kontrolle gewinnen, braucht er eine starke Mitte, die sowohl Druck von der Abwehr fernhält als auch Druck nach vorne aufbaut. „Die totale Dominanz ist aber Illusion“, sagt Wolf über den immer wieder an ihn herangetragenen Anspruch, der VfB müsste doch eigentlich die zweite Liga beherrschen. Nein, meint der Trainer. In Wirklichkeit müsse sich der VfB noch in allen Bereichen verbessern. Zum Beispiel, um auch am Sonntag beim Aufsteiger in Würzburg zu bestehen.

Fernsehen: Der TV-Sender Sport  1 hat mit der Übertragung des VfB-Spiels gegen Hannover (1:2) einen Einschaltrekord für die laufende Saison erzielt. Im Schnitt verfolgten 1,21 Millionen Zuschauer die Zweitligapartie des 16. Spieltags, in der Spitze 1,98 Millionen.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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