Müssen einen passenden Bobic-Nachfolger präsentieren: Schmidt (li.) und Wahler auf der Suche nach dem neuen VfB-Zugpferd Foto: dpa

Fredi Bobic ist beim VfB seit Mittwoch Geschichte, am Tag danach gab’s zum Abschied noch einmal deutliche Kritik. Ab sofort aber geht der Blick beim VfB nach vorn, der Verein muss zügig Antworten finden – auf allerlei Fragen.

Fredi Bobic ist beim VfB seit Mittwoch Geschichte, am Tag danach gab’s zum Abschied noch einmal deutliche Kritik. Ab sofort aber geht der Blick beim VfB nach vorn, der Verein muss zügig Antworten finden – auf allerlei Fragen.
 
Stuttgart - Hat der Club bei der Trennung von Fredi Bobic stillos gehandelt?
„Ja“, sagen die einen, die Präsident Bernd Wahler vorhalten, er habe den bisherigen Sportvorstand erst nach Dortmund fahren lassen und ihm dann per Telefon seine Entlassung mitgeteilt. „Das entspricht nicht der Wahrheit“, widersprach Wahler am Donnerstag. Joachim Schmidt, der Aufsichtsratsvorsitzende des VfB berichtete von einem persönlichen Gespräch am Mittwochabend. Zuvor war Bobic aus Dortmund zurückgekehrt. Der ursprüngliche Plan sei gewesen, die Trennung nach dem Auswärtsspiel beim BVB zu vollziehen, der Entschluss stand laut Schmidt bereits am Sonntagabend fest. Der ehemalige Mercedes-Manager gab aber auch zu, dass die Trennung „nicht optimal“ gelaufen sei.
Was war ausschlaggebend für die Trennung von Fredi Bobic?
„Die Gründe liegen maßgeblich im sportlichen Bereich“, sagte Schmidt und stellte dem Ex-Sportvorstand noch einmal ein schlechtes Zeugnis aus. „Vom Etat her liegen wir zwischen Platz sechs und acht, es muss unser Anspruch sein, auch sportlich in diesem Bereich abzuschließen. Das ist in den vergangenen Jahren nicht gelungen“, sagte der Chef des Kontrollgremiums, das sich einstimmig gegen Bobic ausgesprochen hat, „andere Vereine, die einen deutlich geringeren Etat haben, haben uns überholt.“ Ohne zu wissen, wer dem 42-Jährigen nachfolgt, ergänzte Schmidt: „Ich glaube, dass wir kurz- und mittelfristig besser aufgestellt sein werden.“
Welche Hoffnungen verbindet der Club mit dem Rauswurf?
Generell hofft Schmidt auf einen „Neuanfang“. Langfristig soll vor allem die Trefferquote bei den Transfers wieder deutlich steigen, damit sich das Team entwickeln und in der oberen Tabellenhälfte etablieren kann. Wichtig ist aber auch: Der VfB benötigt dringend einen Stimmungswandel. „Der Präsident und ich waren in den vergangenen Monaten viel unterwegs“, erzählte Schmidt von Treffen mit Fans, Sponsoren und möglichen Investoren, „das Stimmungsbild war nicht gut.“ Nicht nur, aber auch wegen Bobics öffentlichen Auftritten. „Wir hoffen, dass sich dieses Stimmungsbild verbessert“, sagte Schmidt, der aber versichert: „Wir sind nicht dem Druck der Fans gefolgt.“ Clubchef Wahler weiß: „Unser Erscheinungsbild ist geprägt von der sportlichen Situation.“ Der Präsident hofft daher, dass der Kader künftig stimmiger zusammengesetzt wird: „Man muss sich auch fragen, wie einzelne Spieler untereinander funktionieren.“
Wann präsentiert der VfB einen Nachfolger von Fredi Bobic?
„Wir lassen uns nicht treiben“, versichert Wahler, der die Suche nach einem Topmanager nun beginnt. Schon bald will er Gespräche führen, bis wann es eine Entscheidung geben wird, ließ er aber offen. Klar ist: Für den Präsidenten („Diese Besetzung muss dazu beitragen, Vertrauen in meine Person zurückzugewinnen“) und seine Mitstreiter aus dem Aufsichtsrat hängt viel von der Personalie ab – nicht zuletzt die Zustimmung der Mitglieder zu einer geplanten Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung. Der neue Mann muss vom Start weg überzeugen. Damit er zumindest die Saison 2015/16 aktiv mitgestalten kann, sollte bis zur Winderpause aber eine Lösung gefunden werden.
Gibt es bereits Kandidaten?
Michael Zeyer (Stuttgarter Kickers) hat sein Desinteresse ebenso signalisiert wie Ralf Rangnick, der zu seinem derzeitigen Engagement bei Zweitligist RB Leipzig sagt: „Ich bin hier, und ich bin gerne hier.“ Lediglich ein Durchmarsch in Liga eins könnte für den Backnanger das Ende seiner Mission in Leipzig bedeuten. Ex-Torhüter Jens Lehmann wäre ein wohlklingender Name, Erfahrung auf einer solchen Position kann er aber nicht vorweisen. Jens Todt vom Karlsruher SC wollte sich zu Spekulationen über einen Wechsel nach Stuttgart nicht äußern. Ob es der VfB in seiner derzeitigen Lage schafft, erfolgreiche, aber vertraglich gebundene Manager wie Bruno Hübner (Eintracht Frankfurt) oder Christian Heidel (Mainz) zu locken, ist fraglich. „Das ist eine Schlüsselposition, der neue Mann muss zum VfB passen“, sagt Wahler und erwartet neben sportfachlicher Kompetenz auch Führungsqualitäten, „wir schauen über den Tellerrand hinaus.“ Stallgeruch muss also nicht mehr sein.
Wer hat vorerst das Sagen im Bereich Sport?
Jochen Schneider, bislang Sportdirektor unter Bobic, führt zunächst die Geschäfte in enger Absprache mit Armin Veh. Der Coach lehnt eine Doppelrolle als Trainer und Manager zwar kategorisch ab, willigte aber ein, während der Übergangsphase mehr Verantwortung im Bereich des Managements zu übernehmen. „Jochen Schneider wird die Aufgabe mit Elan angehen“, ist sich Joachim Schmidt sicher. Ob eine Dauerlösung daraus werden kann? Eher nicht.