Der Vertrag von Daniel Ginczek beim VfB Stuttgart läuft noch bis 2020. Foto: Getty

Der VfL Wolfsburg eröffnet den Transferpoker und lockt Daniel Ginczek – doch der VfB Stuttgart hält ein gutes Blatt in den Händen.

Stuttgart - Daniel Ginczek hatte noch einmal einen großen Auftritt im Trikot des VfB Stuttgart. Auf Leinwand, denn zur Einstimmung auf die Mitgliederversammlung wurden kürzlich seine beiden Tore zum 4:1-Triumph im Saisonfinale beim FC Bayern gezeigt. Was natürlich prima zur weiß-roten Glückseligkeit an diesem Tag passte. Aber sind es Ginczeks letzte Aktionen im VfB-Dress gewesen?

Der VfL Wolfsburg buhlt um die Dienste des Stürmers. Und schon während der Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten in der Scharrena hatte der VfB-Manager Michael Reschke mit der Bemerkung aufhorchen lassen, es würden in diesem Sommer auch Personalentscheidungen fallen, die nicht jedem Fan mit dem Brustring im Herzen gefallen. Diese Aussage war zwar ganz allgemein auf das Transfergeschäft gemünzt, doch nun ist klar, dass Ginczek der erste Fall werden könnte – und das wäre für den Anhang ein besonderer.

Labbadias Wunschstürmer

Ginczek ist ein Publikumsliebling in Stuttgart, doch auch Bruno Labbadias Wunschkandidat. Der Wolfsburger Trainer, so ist aus der VW-Stadt zu vernehmen, wollte den Angreifer einst schon zum Hamburger SV holen. Nun will der frühere VfB-Coach Ginczek erneut in seinen Reihen haben, unbedingt. Schon deshalb, weil die Leihgabe Divock Origi zum FC Liverpool zurückkehrt und der Fast-Absteiger im Moment ohne Mittelstürmer dasteht. Am Geld dürfte es auf alle Fälle nicht scheitern.

VW soll dem Werksclub 100 Millionen Euro als Transferbudget zur Verfügung gestellt haben. Ein Leichtes wäre es da, das kolportierte Jahresgehalt des Stürmers beim VfB von knapp zwei Millionen Euro mal eben zu verdoppeln. Das Ganze gepaart mit einem langjährigen Vertrag – das könnte einem 27-Jährigen mit langer Verletzungshistorie den Kopf verdrehen.

Ginczek selbst hält sich bedeckt. Auch sein Berater will sich nicht äußern, er ließ mehrere Anfragen unbeantwortet. Deshalb sind Ginczeks Zukunftspläne noch unklar. Bei näherer Betrachtung lassen sich Gründe für einen Verbleib beim VfB genauso finden wie für einen Wechsel. In Stuttgart passt für den siebenfachen Torschützen des Überraschungssiebten sowohl die sportliche wie auch die Lebenssituation. Erst kürzlich eröffnete der Szene-Gänger ein Feinkostgeschäft in der Innenstadt.

Andererseits ist es so, dass der ehrgeizige Ginczek auch mal gerne als Stürmer Nummer eins gesetzt sein würde. Beim VfB bleibt er – trotz aller Wertschätzung – aber hinter Mario Gomez die Nummer zwei. Er muss die längeren Laufwege zurücklegen, auch mal auf die Flügel ausweichen, und Gomez bleibt der Mann für den Strafraum.

Eine zweistellige Millionensumme müsste es schon sein

Dass Ginczek Lust auf mehr eigene Treffer verspürt, ist nicht verwerflich. In Wolfsburg könnte er die Rolle des Torjägers einnehmen und von der Aufbruchstimmung profitieren, die seit dem Amtsantritt von Sportchef Jörg Schmadtke herrscht. Allerdings hält der VfB das Heft des Handelns in der Hand. Ginczek verfügt über einen Vertrag bis 2020 – ohne Ausstiegsklausel. Weshalb sich Reschke gelassen auf seine WM-Reise nach Russland gemacht hat.

Die Akte Ginczek hat er dabei nicht ganz oben in seinem Koffer liegen, da auf dem Schreibtisch des Sportvorstands bisher noch keine offizielle Anfrage gelandet ist, geschweige denn ein Angebot. Eine zweistellige Millionensumme müsste es aber schon sein, die sein Kollege Schmadtke aufruft, damit Reschke in den Poker einsteigt. Denn die VfB-Granden sind überzeugt, dass sie ein gutes Blatt in den Händen halten.

Zuletzt hat die Vereinsführung stets betont, dass die Stuttgarter im Allgemeinen keinen Spieler verkaufen müssen, um selbst noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden zu können. Und im Fall Ginczek ist es im Speziellen so, dass der VfB bisher mit ihm für die neue Saison plant. So ließe sich der Kontrakt auch vorzeitig verlängern – samt Gehaltserhöhung.

Korkut jedenfalls schätzt nicht nur Ginczeks Bereitschaft, sich in den Dienst des Teams zu stellen, sondern auch dessen Vielseitigkeit in der Offensive. Er funktioniert als alleiniger Stoßstürmer, ebenso an der Seite von Gomez als zweite Spitze, und aufgrund seiner Schnelligkeit kann er auch über die Außenpositionen spielen – wie in München Mitte Mai zu sehen war.