Arthur Boka (re.) verlässt den VfB. Foto: Pressefoto Baumann

Arthur Boka spielt seit acht Jahren beim VfB. Er hat die großen Zeiten mit der Meisterschaft 2007 mitgemacht, er hat mehrmals gegen den Abstieg gekämpft. Boka weiß, was Höhen und Tiefen sind – nun zieht er weiter zum FC Malaga.

Stuttgart - Wenn Arthur Boka (31) an seine Anfangszeit beim VfB zurückdenkt, hat er nur das Geld im Kopf. „Ich habe viel eingezahlt in die Mannschaftskasse“, sagt der Ivorer und lacht, „aber irgendwann habe ich mir gesagt, dass man das viele Geld auch für andere Dinge ausgeben kann – und dass es sich lohnt, pünktlich zu sein.“

Als Boka im Sommer 2006 von Racing Straßburg zum VfB wechselte, war vieles neu. Die Sprache, die Mentalität – und Werte wie Pünktlichkeit und Fleiß. „In Straßburg habe ich noch gemacht, was ich wollte“, sagt Boka, für den es fast schon normal war, auch mal zu spät zum Training zu kommen. In Stuttgart kam das ungefähr so gut an wie ein Gegentor gegen den Karlsruher SC – und Boka bekam es zu spüren. „Ich habe hier verdammt viel gelernt“, sagt er, „wenn man im Leben etwas erreichen will, muss man viel arbeiten, man muss immer perfekt sein, und man muss pünktlich sein.“ Die Menschen in Stuttgart hätten ihm das beigebracht. „Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.“

Arthur Boka bestreitet an diesem Samstag beim FC Bayern München (15.30 Uhr/Sky) sein letztes Pflichtspiel für den VfB, nach acht Jahren wechselt er ablösefrei zum spanischen Erstligisten FC Malaga. „Ich bin sehr traurig, es ist ein Abschied mit Schmerzen“, sagt Boka, „ich wollte beim VfB bleiben, aber es hat leider nicht geklappt.“

Im Winter hatte Sportvorstand Fredi Bobic dem Ivorer mitgeteilt, dass der VfB den auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte. Zwar hielt Bobic ein Hintertürchen offen und stellte weitere Gespräche nach der Saison in Aussicht. So lange aber wollte Boka nicht warten, und so kam es zum Vertragsabschluss mit dem FC Malaga, wo er für zwei Jahre unterschrieb. „Ich werde dort ein schönes neues Leben haben“, sagt Arthur Boka – der allerdings nicht mit dem alten abschließen will. „Ich habe beim VfB alles erlebt“, sagt er, „und ich hoffe, dass ich bald wiederkommen kann, um mir ein Spiel abzuschauen.“

Der Ivorer würde Beifall ernten in der Mercedes-Benz-Arena – so wie schon am vergangenen Samstag, als er sich nach dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg (1:2) vor der Cannstatter Kurve von den Fans verabschiedete. Boka wurde in seiner ersten Saison 2007 deutscher Meister („mein schönstes Erlebnis“), er stand zweimal im DFB-Pokalfinale (2007 und 2013), und er kickte mit dem Club aus Cannstatt in der Königsklasse. Er steht irgendwie für die guten, erfolgreichen Zeiten, die in diesen Tagen so verdammt weit weg zu sein scheinen.

Boka war dabei einer, der auf dem Platz vorneweg marschierte. Dass der Paradiesvogel das auch gerne mal im Nachtleben, den Autohäusern oder den Friseuren der Region tat, verziehen ihm die meisten Anhänger angesichts seiner tadellosen Einstellung auf dem Platz, wo er gerne den bissigen Vorkämpfer gab.

Boka spielte mit Herz und Leidenschaft – manchmal war er aber auch der Bruder Leichtfuß, der einfache Fehler machte, die er sich nicht mal selbst so recht erklären konnte. So wie am vergangenen Samstag gegen Wolfsburg, als er in der Nachspielzeit im eigenen Strafraum nicht klärte, sondern Mitspieler Georg Niedermeier anschoss.

Die Kugel landete bei Ivica Olic – der sagte Danke, während Trainer Huub Stevens draußen dreinschaute, als hätte er gerade einen Strauß Brennnesseln in der Hand. „So ein Fehler kann einem 14-Jährigen passieren, aber nicht einem erfahrenen Spieler wie Boka“, schimpfte der Niederländer hinterher. Einige ehemalige Übungsleiter des VfB, die Boka ebenfalls trainiert hatten, dürften sich bei diesen Worten irgendwie wiedererkannt haben.

Boka selbst gab sich hinterher reumütig, er sagte, dass er die Kritik nachvollziehen könne: „Wichtig ist, dass ich den VfB damit nicht in die zweite Liga gebracht habe.“

Das letzte Spiel in München wird nun zum Schaulaufen – für den VfB, speziell aber für Arthur Boka. Der Ivorer hofft auf einen Einsatz von Beginn an. „Wir haben noch lange nicht mit der Saison abgeschlossen“, sagt er, „wir wollen beim FC Bayern etwas zeigen und unbedingt etwas mitnehmen.“

Womöglich wird sich Boka dabei wieder einen kleinen Schnitzer leisten – womöglich einen, den er sich nach dem Spiel selbst nicht so recht erklären kann. Eines aber ist klar: Arthur Boka wird wieder kämpfen. Wie ein Löwe. Ein letztes Mal.

Bokas Frisuren im Laufe der Zeit: www.stn.de/boka