Artem Kravets (links, gegen Joshua Kimmich) hat einen schweren Stand.Zwei Spieler, ein Los: ­Federico Barba (oben), Artem Kravets Foto: dpa

Die beiden bis Sommer ausgeliehenen Spieler kommen nicht in Tritt und haben kaum mehr eine Perspektive.

Stuttgart - Es ist noch nicht so lange her, dass der VfB zum ersten Mal in der Winterpause sowohl einen Stürmer als auch einen Innenverteidiger ausgeliehen hat. Der damalige Manager Fredi Bobic kündigte Federico Macheda und Felipe Lopes vor drei Jahren als Verstärkungen an, doch dann konnten sie sich in Stuttgart nicht durchsetzen und wurden im Sommer 2013 zu ihren alten Vereinen in Manchester und Wolfsburg zurückgeschickt. Jetzt wiederholt sich diese Geschichte offenbar – nur mit anderen Spielern. Denn im Januar 2016 hat der VfB zum zweiten Mal sowohl einen Stürmer als auch einen Innenverteidiger ausgeliehen. Die Entwicklung erinnert an 2013. Aber der Reihe nach.

Wegen der schweren Verletzung von Daniel Ginczek (Kreuzbandriss) und der auffälligen Abwehrschwächen wollte der heutige Manager Robin Dutt seinen Kader nach der Hinrunde personell verbessern. Da traf es sich gut, dass der Berater Alen Augustincic, mit dem er gerne zusammenarbeitet, gerade Artem Kravets (26) im Angebot hatte. Der Angreifer aus der Ukraine war bei Dynamo Kiew aufs Abstellgleis geraten, obwohl er dort noch bis 2018 unter Vertrag ist. So kamen die Parteien schnell miteinander ins Geschäft, für eine Gebühr von 500 000 Euro wechselte Kravets.

Kravets verliert die meisten Zweikämpfe

Er brachte es inzwischen auch schon auf dreizehn Einsätze (Liga und Pokal, ein Treffer, zwei Vorlagen), zuletzt über 90 Minuten am Samstag beim 1:3 gegen den FC Bayern. Er kann sich also nicht darüber beklagen, dass er keine Chancen bekommen hätte – aber genutzt hat er seine Gelegenheiten nicht. Vom Tempo, vom Durchsetzungsvermögen und von der Technik her hat er Schwierigkeiten, mit dem Niveau der Bundesliga mitzuhalten. Das führt dann dazu, dass er die allermeisten Zweikämpfe verliert und vorne im Zentrum nur wenige Bälle behaupten kann. So ähnlich war es einst übrigens auch bei Macheda. Deshalb dürfte Kravets im nächsten Monat kaum eine Festanstellung erhalten. Der VfB sucht auf dem Transfermarkt bereits nach Alternativen, wobei Sandro Wagner (28) vom SV Darmstadt gute Karten besitzt.

Gar keine Chance eingeräumt wurde bisher dagegen Barba – was zunächst seiner Verletzung (Muskelbündelriss) geschuldet war. Seit ein paar Wochen ist der Italiener, für den der VfB eine Million Euro an den FC Empoli überwiesen hat, körperlich jedoch wieder fit und dennoch außen vor. Keine Minute verbrachte er auf dem Platz, auch gegen den FC Bayern nicht, obwohl sich diese Partie eigentlich als Test angeboten hätte, weil ohnehin mit einer Niederlage gerechnet werden musste. Es sei letztlich eine knappe Entscheidung gegen Barba gewesen, erklärt der Trainer Jürgen Kramny, „doch am Ende haben wir uns gesagt, dass wir lieber auf unsere bewährte Formation zurückgreifen“.

Das bedeutete, dass der VfB mit drei Innenverteidigern operierte (Georg Niedermeier, Daniel Schwaab, Toni Sunjic), aber die beiden Spieler, die auf dieser Position ursprünglich mal die Zukunft verkörpern sollten, saßen nur auf der Bank: neben Barba auch Timo Baumgartl (20). Nun ist die Perspektive des Italieners mehr als ungewiss, denn beim VfB gibt es Vorbehalte. Intern heißt es, dass Barba zwar spielerisch durchaus überzeugt, aber dass ihm die Athletik und das Kämpferherz fehlen – eine Parallele dann wiederum zum Auftritt von Lopes 2013.

Bei Barba drängt die Zeit

Um sich ein endgültiges Urteil über Barba zu bilden, bleiben nur noch fünf Begegnungen. Dann ist diese Saison vorbei – und der VfB muss Empoli mitteilen, ob er seine Option zieht. Dutt sieht aktuell zwar „keinen Grund, in dieser Sache irgendwelche Wasserstandsmeldungen abzugeben“. Doch er weiß auch, dass die Zeit drängt. „Das ist sicher eine Problematik“, sagt Dutt, „aber dass unser Trainer in dieser Situation auf eine eingespielte Mannschaft setzt, ist ja verständlich. Da muss er auch keine Rücksicht nehmen.“

Aber so dürfte die Station beim VfB ein Kurzauftritt für Kravets und Barba werden – wie zuvor schon bei Macheda und Lopes.