Auf die VfB-Fans ist Verlass – nach Paderborn können aber nur 1759 mit Foto: Baumann

Die Unterstützung der Fans für das Team des VfB Stuttgart war zuletzt überragend. Ausgerechnet im entscheidenden Saisonspiel ist die Anhängerschaft im kleinsten Stadion der Fußball-Bundesliga aber dezimiert. Die Tickets für das Spiel in Paderborn sind längst vergeben, und teils doch wieder zu haben – zu horrenden Preisen.

Stuttgart - Es ist keine leichte Zeit für die Anhänger des VfB Stuttgart. Fanclubchef Joachim Schmid bildet da keine Ausnahme, wenn er sagt: „Der Kampf gegen den Abstieg ist eine Extrembelastung – auch für Fans.“ Immerhin: Der weiß-rote Anhang hat mal wieder sine Leidensfähigkeit unter Beweis gestellt und gezeigt, dass auf ihn Verlass ist. In den Heimspielen gegen den FSV Mainz 05 (2:0) und den Hamburger SV (2:1) war die Stimmung in der Mercedes-Benz-Arena überragend. Der Showdown der Saison steht aber noch aus.

An kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) geht es für den VfB Stuttgart im Auswärtsspiel beim SC Paderborn um alles – doch ausgerechnet am entscheidenden 34. Spieltag ist die Fangemeinde vor Ort viel kleiner als sonst bei Auftritten in der Fremde. Der Grund: Das Stuttgarter Saisonfinale steigt ausgerechnet im aktuell kleinsten Stadion der Liga. Was bedeutet: Nicht einmal 2000 Fans können den VfB in der Benteler-Arena, die insgesamt lediglich 15 000 fasst, unterstützen. Tickets für das Spiel in Westfalen sind entsprechend rares Gut.

Nur 55 RWS-Mitglieder haben ein Ticket ergattert

„Nur die Hälfte derer, die gerne mitgefahren wären, hat eine Karte bekommen“, sagt Joachim Schmid. Er ist Vorsitzender des größten VfB-Fanclubs (RWS Berkheim), normalerweise chartert er für jedes Auswärtsspiel je einen Doppeldeckerbus für seine Mitglieder; durchschnittlich sind es fast 100, die den VfB auf seiner Bundesligatour begleiten. Für den Samstag jedoch haben nur 55 RWS-Mitglieder ein Ticket ergattert. „Es hatten nur diejenigen eine Chance, die in dieser Saison schon mindestens sechs Auswärtsspiele besucht haben“, erklärt Schmid das Auswahlverfahren. Um den Bus voll zu bekommen, hat er sich mit drei andren Fanclubs zusammengetan.

So ähnlich wie den Berkheimern geht es vielen Anhängern der Roten. 1759 Karten (normalerweise zehn Prozent der Stadionkapazität) gingen nach Stuttgart, 400 davon an jene Fans, die alle 17 Auswärtsfahrten schon vor Saisonbeginn gebucht hatten. Ein weiteres Kontingent war für Dauerkartenbesitzer und Mitglieder reserviert, die sich bis zum 19. April hatten bewerben müssen, danach wurde gelost. Und für die übrigen Karten für die Fanclubs galten ähnliche Regeln, wie sie Schmid angewandt hat.

Die VfB-Fanbetreuung weiß genau Bescheid, welcher Fanclub bei welchen Auswärtsspielen mit wie vielen Personen vertreten war. Die entsprechende Rangliste ist dann Grundlage für die Verteilung für Stadien mit knapper Kapazität, vor rund drei Wochen wurde das Kontingent aufgeteilt. „Wir hätten insgesamt über 10 000 Karten für das Saisonfinale an unsere Fans ausgeben können“, sagt ein VfB-Sprecher. Um so verwunderlicher, dass nun dennoch welche im Internet angeboten werden.

Zehn Tickets wurden am Montag (Stand 18 Uhr) bei der umstrittenen Tickettauschbörse Viagogo eingestellt – zu horrenden Preisen. Die billigste Karte für den Gästebereich der Benteler-Arena sollte 500 Euro kosten, die teuerste stolze 1798,90 Euro – die Buchungsgebühr von 269,84 Euro nicht eingerechnet. Beim Internet-Aktionshaus Ebay ging am Montagnachmittag eine Karte für immerhin 352 Euro weg, andere sind für ähnlich hohe Gebote noch zu haben.

Die Ticketnummer ist in den Angeboten meist abgedeckt, so dass nicht sofort nachvollziehbar ist, wer hier seine zugeteilte Karte veräußert. Klar ist aber: der VfB versucht dennoch, den Verkäufern auf die Schliche zu kommen. Denn: Der Ärger über die gewinnbringende Weitergabe ist groß, vor allem bei jenen, die sich erfolglos um ein Ticket beworben haben. „Das ist eine Sauerei“, sagt Joachim Schmid, der die Tickets seiner Fanclub-Mitglieder immer erst auf der Busfahrt ausgibt und alle Nummern vorab notiert – obwohl er im eigenen Stall wenig Sorge wegen des Missbrauchs hat.

Die Mehrzahl der 991 RWS-Mitglieder verfolgt das Saisonfinale am Samstag ohnehin am TV-Gerät oder auf einer Großbildleinwand – zuhause, bei Freunden oder in einer Gaststätte. Ein vom VfB organisiertes Public Viewing wird es nämlich nicht geben. Zwar hatte sich zu diesem Zwecke sogar eine Facebook-Gruppe gebildet, die auch schnell mehrere Tausend Anhänger hatte, eine mögliche Planung stockte aber schon am ersten Punkt, den es bei solchen Veranstaltungen abzuklären gibt. „Öffentliche Ausstrahlungen von Bundesligaspielen sind aus lizenzrechtlichen Gründen nicht möglich“, ließ der VfB wissen. Der Pay-TV-Sender Sky stärkt dadurch die Gastronomen, die monatlich eine ordentliche Summe für ihr Abonnement berappen müssen. Bei einem möglichen Relegationsspiel könnte aber alles anders sein. Weil die Entscheidungsspiele vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen werden, ist ein Public Viewing nicht ausgeschlossen.