Mario Gomez hängt sich voll für den VfB Stuttgart rein. Foto: Baumann

Die Bundesliga-Begegnung zwischen dem 1. FC Köln und dem VfB Stuttgart an diesem Sonntag ist auch der Vergleich zwischen den Stürmern Mario Gomez und Simon Terodde.

Stuttgart - Simon Terodde ist besser als Mario Gomez. Das klingt nach einer gewagten These, lässt sich durch Zahlen zunächst aber einmal belegen. Denn die Nummer 9 des 1. FC Kölnweist in vielen relevanten Datenkategorien bei einer nahezu identischen Einsatzzeit in der aktuellen Bundesligasaison die besseren Werte auf als die Nummer 27 des VfB Stuttgart. Terodde läuft mehr, er gewinnt mehr Zweikämpfe – und er hat in der für einen Stürmer nicht unerheblichen Torstatistik eine Sieben stehen, Gomez nur eine Drei.

Mit fünf Treffern in der Rückrunde ist Terodde nach seinem Wechsel vom VfB zum Effzeh sogar gemeinsam mit Robert Lewandowski vom FC Bayern der erfolgreichste Angreifer, seit der Ball nach der Winterpause wieder rollt. Doch auch jenseits der reinen Zahlen haben Fußballer einen Wert für ein Team – und da kommt vor dem Duell der beiden Torjäger an diesem Sonntag (15.30 Uhr) im Rhein-Energie-Stadion Gomez ins Spiel.

„Er verfügt über eine große Strahlkraft“, sagt der VfB-Manager Michael Reschke – weil er sich in der Kabine nicht über die Mitspieler erhebt, und weil er sich im Umgang mit allen Vereinsmitarbeitern natürlich gibt. Trotz seiner glänzenden Vita, die Gomez noch immer als einen der erfolgreichsten Angreifer in den vergangenen Jahren ausweist. Auch im internationalen Vergleich. Denn längst nicht alle Clubs aus dem europäischen Hochadel können mit einem Stoßstürmer aufwarten, der über die Abschlussqualitäten eines Gomez verfügt.

Gomez – 226 Tore in 406 Ligaeinsätzen

226 Tore listet das Fußballportal transfermarkt.de für Gomez in 406 Ligaeinsätzen auf – von 2003 an, weil er schon damals für die Stuttgarter als A-Jugendlicher bei den Aktiven traf, über seine Stationen beim FC Bayern, AC Florenz, Besiktas Istanbul und VfL Wolfsburg bis zu seiner Rückkehr zum VfB. Dazu kommen noch 31 Treffer in 71 Länderspielen. Das macht zusammen mit der stattlichen Titelsammlung auf Vereinsebene Eindruck, auch auf die Konkurrenz. Zumal der VfB, seit Tayfun Korkut das Traineramt von Hannes Wolf übernommen hat, ebenso Daniel Ginczek auf die Abwehrreihen loslässt. Der G-&-G-Sturm, der vor Tatendrang strotzt.

Es wäre jedoch vermessen, den Aufschwung des Aufsteigers im Kampf um den Klassenverbleib allein an Gomez festzumachen. Dennoch lässt sich festhalten, dass er an allen Schlüsselszenen beteiligt war, die dem VfB seit Mitte Januar 13 Punkte gebracht haben. Als Torschütze und Vorbereiter, aber auch als Vorkämpfer und Vorvorbereiter. „Nehmen Sie das Spiel beim FC Augsburg vor zwei Wochen“, sagt Reschke, „da ist er durch eine Grippe geschwächt in die Partie gegangen. Er hat dann aber nicht nur 90 Minuten durchgehalten und das Siegtor erzielt, sondern die letzten Körner aus sich herausgeholt.“

Körperlich völlig fertig saß der 32-Jährige anschließend in der Kabine. Doch als Gomez heraustrat, umspielte ein Lächeln seine Lippen. Es ist der gleiche entspannte Gesichtsausdruck gewesen, den er zuletzt immer gezeigt hat – auch wenn er selbst nicht getroffen hat. An der Mercedesstraße nehmen sie das als handfesten Beleg, dass sich ihr Star im alten Revier nicht nur wohlfühlt, sondern mit großem Ernst und frischem Ehrgeiz, die Mannschaft auf ein neues Level hieven will. „Mario Gomez hat nicht nur den Abstiegskampf komplett angenommen, sondern vom ersten Tag an den ganzen VfB“, sagt Reschke, der gelegentlich noch selbst über sich den Kopf schüttelt: Wahnsinn, dass er diesen Transfer hinbekommen hat.

Terodde – die Kölner Hoffnung hat ein Gesicht

Ohne gleichzeitig Terodde nach Köln abzugeben, wäre der Wechsel aber nicht über die Bühne gegangen. Denn weder finanziell noch sportlich hätte sich ansonsten eine Verpflichtung des Nationalspielers vom VfL Wolfsburg darstellen lassen. Doch da Gomez (Ablöse drei Millionen Euro) zurück zu seinem Herzensclub wollte, als sich die Möglichkeit bot, und es Terodde (Ablöse 2,5 Millionen Euro) nach einer schwierigen Hinrunde nicht mehr beim VfB hielt, kam es zur Heimkehrer-Sonderaktion, die diesen 25. Spieltag zu einem besonderen machen kann – für Gomez und Terodde im direkten Vergleich, aber vor allem für die Stuttgarter und Kölner insgesamt.

Das Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine ist die Begegnung zwischen dem Tabellenletzten, der um den Anschluss kämpft, und dem Tabellenzwölften, der seinen Aufwärtstrend fortzusetzen will, um möglichst bald das rettende Ufer zu erreichen. „Was die Kölner in Leipzig gezeigt haben, war in der zweiten Hälfte weit weg von der Leistung eines Abstiegskandidaten“, sagt Reschke. Gewonnen haben sie beim Champions-League-Kandidaten. Und auch wenn Terodde gegen die Sachsen nicht getroffen hat, manifestiert sich der Glaube der Rheinländer an die Wende zum Guten an dem 30-Jährigen, der 2011 fortging und sich anschließend in der zweiten Liga einen Ruf als Torgarant erarbeitete.

Mit Teroddes Treffern ist die Hoffnung nun in das Geißbockheim zurückgekehrt. So wie es der VfB dank seiner Tore wieder in die Beletage schaffte. Dennoch wurde über eine Klausel, die den Einsatz des einstigen Publikumslieblings gegen den VfB verhindert, nicht verhandelt. „Nach diesen Wechseln können sich alle vier beteiligten Parteien als Sieger fühlen“, betont Reschke. Terodde ist nach seiner Flucht aus Stuttgart wieder glücklich und der 1. FC Köln zurück im Spiel. Gomez weiß mit den hohen Erwartungen an seine Person umzugehen und der VfB profitiert von den Erfahrungen und der Klasse des Angreifers, die ihn auch zur WM bringen sollen.

Als Verlierer stehen so womöglich die Wolfsburger da, die einen Typen wie Gomez vermissen. Vorbei. „Der Mario“ ruhe in sich und lasse sich von ein paar Zahlen nicht beeindrucken, heißt es bei den Stuttgartern. Denn für Gomez wird erst am Ende abgerechnet – und da soll der VfB über dem roten Strich in der Tabelle stehen. Die eigene Statistik ist da nur zweitrangig.

VfB Stuttgart - Bundesliga

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