Daniel Didavi sagt vor dem Gladbach-Spiel: „In erster linie sind wir Spieler gefordert.“ Foto: Baumann

Nach der 0:6-Klatsche in Augsburg will der VfB wieder auf die Beine kommen. Dabei soll auch der motivierte Daniel Didavi mithelfen, der gegen Gladbach in der Startelf der Stuttgarter erwartet wird.

Stuttgart - Seine Anspielstationen waren zwar nur ein paar aufblasbare Trainings-Dummys – trotzdem hat sich Daniel Didavi beim Eckballtraining unter den Augen des neuen VfB-Co-Trainers Tobias Rathgeb mächtig ins Zeug gelegt. „Wir hatten zuletzt in unserem Spiel nach vorne nicht viele Aktionen – aber die Standards waren gefährlich“, sagt der offensive Mittelfeldmann, der am Samstag (18.30 Uhr) im Heimspiel des VfB gegen Borussia Mönchengladbach in der Startelf erwartet wird. Also schlägt Didavi Eckball um Eckball, mal auf die Plastikkameraden am kurzen, dann auf die am langen Pfosten, denn Detailarbeit ist dem neuen Cheftrainer Nico Willig sehr wichtig.

Der neue Trainer motiviert seine Spieler

Überhaupt hat Willig, 38, der in seinem bis zum Saisonende begrenzten Engagement den VfB vermutlich via Relegation erstklassig halten soll, die Spieler offensichtlich vom Start weg mitgenommen. „Der Trainer kam top rüber – ruhig und kompetent“, sagt Didavi: „Anders, als das mancher von einem U-19-Trainer zunächst vielleicht erwarten würde. Das hat mich beeindruckt.“

Für Didavi ist dabei ein Platz in der Startelf gegen Gladbach reserviert. „Ich hoffe es“, das sagte Willig jedenfalls auf die Frage, ob sein Zehner am Samstag spielt. „Mir geht es körperlich gut, ich kann seit Monaten ohne Unterbrechung trainieren“, sagt Didavi, der seine Knieprobleme und die Schmerzen an der Achillessehne auskuriert hat: „Ich bin schmerzfrei, habe aber in der Rückrunde wenig gespielt. Daher sind die volle Spielfitness und der Rhythmus nicht da – die können auch nicht komplett da sein.“

Mit Didavi in der Rolle des Spielgestalters hinter den Spitzen soll der VfB in Spiel eins nach dem glücklosen Ex-Trainer Markus Weinzierl dennoch wieder in eine aktivere Rolle schlüpfen. Auf die zuletzt nicht immer defensiv stabilen Gladbacher soll Druck ausgeübt werden. „Es ist wichtig, dass wir auf dem Feld aktiv auftreten, denn der Funke ist innerhalb der Mannschaft zuletzt zu selten übergesprungen“, findet auch Didavi: „Wir müssen gegen Gladbach Feuer ins Spiel bringen, müssen zeigen, dass wir leben.“ Denn gerade nach dem Geschmack der allermeisten Akteure aus der VfB-Offensivabteilung, das ist längst kein Geheimnis mehr, kam im System Weinzierl mit der Fünferkette zu wenig Unterstützung in der Vorwärtsbewegung.

Trainer Willig und die mentale Komponente

Doch auch die mentale Komponente hat Nico Willig bearbeitet. „Wir sind uns bewusst, dass wir eine schlechte Saison spielen. Das wirkt sich natürlich auch auf die Köpfe aus“, sagt Daniel Didavi, der in seinem neunten Bundesliga-Jahr in einer von Verletzungen beeinträchtigen Karriere dennoch auf die Erfahrung von 147 Spielen setzen kann: „Der neue Trainer hat viel Schwung reingebracht. Er hat uns gesagt, dass wir vergessen sollen, was war – wir sollen uns positive Gedanken machen.“

Das Ziel des VfB ist mit Blick auf die vier noch ausstehenden Bundesliga-Spiele gegen Gladbach, in Berlin, gegen Wolfsburg und mit dem anschließenden Liga-Finale auf Schalke klar definiert: Der drittletzte Platz in der Bundesliga – auf dieses Mindestniveau sind die Ansprüche bereits gesunken – soll gehalten werden. Dass angesichts von lediglich einem VfB-Sieg aus den vergangenen 15 Spielen noch nicht alles verloren ist, grenzt auch für Didavi „mit unserer Punktzahl an ein kleines Wunder“. Doch das Positive sei, findet der Linksfuß, „dass wir uns im Kampf um die Relegation weiter in der Pole-Position befinden“.

Die 0:6-Klatsche von Augsburg, welche etwa gemeinsam mit dem zuvor letzten 0:6 gegen Bremen aus dem Jahr 1985 das zweitschlechteste Resultat der Vereinsgeschichte hinter dem Negativrekord aus dem März 1964 (1:7 gegen Borussia Dortmund) darstellt, sie soll schleunigst aus den Köpfen raus. Dabei hilft der Trainerwechsel, denn es kommt auch wieder Bewegung in die zuletzt festgefahrene Teamhierarchie.

Pablo Maffeo bleibt weiter außen vor

Das schwarze Schaf Pablo Maffeo bleibt zwar weiter außen vor, doch Spieler wie Holger Badstuber, Borna Sosa oder Erik Thommy dürfen nun auf einen Neustart hoffen. „Wenn ein neuer Trainer kommt, sind auch die Spieler, die zuletzt weniger gespielt haben, zusätzlich motiviert – also herrscht allein deshalb eine andere Stimmung“, sagt Didavi, 29, der seinerseits im Saison-Endspurt eine tragende Rolle besetzen will.

Nico Willig hat also offenbar an vielen Stellen in der Kürze der Zeit die richtigen Impulse gesetzt. Doch Didavi weiß, worauf es ankommt: „Am Samstag sind in erster Linie wir Spieler gefordert.“