Timo Werner wäre gerne bei der U-19-EM in Ungarn dabei, doch der VfB lässt ihn während der Vorbereitung nicht ziehen Foto: Baumann

Internationale Turniere sind für die Entwicklung der Asse von morgen hilfreich. Bei der U-19-EM muss Trainer Marcus Sorg dennoch auf wichtige Spieler wie Timo Werner vom VfB Stuttgart verzichten.

Stuttgart - Timo Werner war die Enttäuschung deutlich anzumerken. „Es ist natürlich schön, wenn der Verein so große Stücke auf einen setzt. Der VfB möchte eben, dass ich die ganze Vorbereitung mitmache“, sagte der Stürmer im Trainingslager in Schruns – und ergänzte mit langem Gesicht: „Aber klar hätte ich gerne bei der EM gespielt. Es fällt schwer abzusagen, aber jetzt muss ich damit leben.“ Dem 18-Jährigen bleibt durch das Veto des Bundesligisten die Chance verwehrt, in jungen Jahren einen internationalen Titel zu holen – so wie das die aktuellen Weltmeister Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Jérôme Boateng, Sami Khedira, Mesut Özil und Mats Hummels 2009 mit dem Triumph bei der U-21-EM schafften.

Die Möglichkeit, ein großes Turnier zu gewinnen, ist die eine Seite. Zum anderen bieten diese Spiele die optimale Bühne, weiter an sich zu arbeiten und zu reifen. Es geht nicht gegen Andorra oder Liechtenstein. Auch jetzt in Ungarn treffen sich die besten acht Teams in Europa zum Kräftemessen. Los geht es für Deutschland an diesem Samstag (20.15 Uhr/Eurosport) gegen Bulgarien. Es folgen die Duelle mit Serbien (22. Juli) und der Ukraine (25. Juli).

Rainer Adrion kennt die Problematik aus eigener Erfahrung. Auch der ehemalige U-21-Nationaltrainer hätte bei der EM 2013 gerne Spieler wie André Schürrle oder Julian Draxler in seinem Kader gesehen. Sie waren aber mit der A-Nationalelf bei der umstrittenen USA-Reise dabei. „Die Talente sind in ihren U-Nationalmannschaften aufgewachsen und identifizieren sich mit ihnen“, weiß Adrion. „Unabhängig von der Ausbildung im Verein sind solche zusätzlichen internationalen Turniere sehr wichtig für die Entwicklung des Spielers.“

Zu dieser Meinung steht der 60-Jährige, obwohl er inzwischen die Seite gewechselt hat. Als sportlicher Leiter U 17 bis U 23 beim VfB Stuttgart war er in den Fall Timo Werner allerdings nicht eingebunden. Der Angreifer gehört zum Profi-Kader. Die Entscheidung lag bei Armin Veh. Über die Spieler des Drittligateams kann Adrion bestimmen: Stürmer Felix Lohkemper und Innenverteidiger Francesco Lovric (er spielt für Österreich) erteilte Adrion die Freigabe für die EM – obwohl sie dadurch die ersten beiden Spiele der dritten Liga nicht bestreiten werden.

Im Kampf um die Talente kam der DFB den Vereinen entgegen. „Wir verzichten auf eine Vorbereitung. Die Spieler würden ihren Clubs maximal 16 Tage fehlen“, sagt DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock. VfB und Schalke bleiben dennoch hart. „Timo Werner würde den wichtigsten Teil der Vorbereitung verpassen“, begründet VfB-Sportdirektor Jochen Schneider die Entscheidung des Vereins. „Meyer ist für uns kein Ergänzungsspieler“, argumentiert Schalke-Manager Horst Heldt.

Trainer Sorg bleibt nichts anderes übrig, als dies zähneknirschend zu akzeptieren. „Wir hätten Werner und Meyer gerne mitgenommen“, betont der Ex-Coach der Stuttgarter Kickers. Andere Vereine kommen ihm entgegen. Leverkusen plant, Julian Brandt und Levin Öztunali ab dem zweiten Vorrundenspiel nach Ungarn zu fliegen. Eintracht Frankfurt stellt Marc Stendera komplett ab. Auch Marc-Oliver Kempf, der von der Eintracht zum SC Freiburg wechselt, ist dabei. „Dass die Trainer ihnen die EM-Chance nicht nehmen wollen, finde ich bemerkenswert“, sagt Andreas Rettig, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL).