Der Dortmunder Gonzalo Castro könnte schon bald das Stuttgarter Spiel antreiben. Foto: Baumann

Michael Reschke kennt Gonzalo Castro bestens. Der Mittelfeldspieler würde auch viel an Qualität mitbringen – aber schafft es der Manager des VfB Stuttgart tatsächlich, den Dortmunder nach Stuttgart zu holen?

Stuttgart - Gonzalo Castro hat als Profi schon viele Positionen eingenommen. Er war Linksverteidiger, er ist auch schon als Rechtsaußen über den Rasen gestürmt und zwischen diesen beiden Gegensätzen hat er im zentralen Mittelfeld gespielt. Meist defensiv, gelegentlich offensiv – was einiges über die Fähigkeiten des Fußballers Castro aussagt. Er kann viel.

Allerdings ist es auch so, dass der Deutsch-Spanier irgendwann genug hatte von dieser ganzen Variabilität, die ihm zu Karrierebeginn bei Bayer Leverkusen abverlangt wurde. Castro fühlte sich auf verlorenem Posten. Deshalb sollte ihm ein gewisser Michael Reschke im Zuge einer Vertragsverlängerung beim rheinischen Bundesligisten zusichern, dass er künftig nicht mehr außen, sondern innen spielen würde.

Das ist zwar Jahre her, aber so ist die Geschichte überliefert. Und mittlerweile zieht Reschke beim VfB Stuttgart die personellen Fäden, während Castro bei Borussia Dortmund unter Vertrag steht. Noch, muss hinzugefügt werden, da der Name des Mittelfeldspielers nahezu auf jeder schwarz-gelben Streichliste auftaucht, die aus dem Revier in die Republik versendet wird.

Reschke schweigt

Reschke, der gerade bei der WM in Russland weilt, weiß das natürlich. Es ist zudem kein Geheimnis, dass der VfB-Manager noch immer ein sehr gutes Verhältnis zu Castro pflegt. Zu Meldungen, dass die Stuttgarter an dem Ex-Leverkusener starkes Interesse zeigen, will sich Reschke jedoch nicht äußern. Es wäre aber verwunderlich, wenn der frühere Bayer-Kaderplaner nicht an das einstige Bayer-Eigengewächs denken würde, wenn es um die Besetzung der Mittelfeldzentrale beim VfB geht. Trotz dessen 31 Jahre, eher sogar wegen seines gereiften Alters – und der 358 Bundesliga-Einsätze, die Castro aufzuweisen hat. „Für uns geht es nicht darum, ob ein Spieler jung oder alt ist“, sagt Reschke, „sondern alles dreht sich um die Frage, welcher Spieler uns weiterbringt.“

Die Antwort könnte Castro lauten, da der Sportchef mit einem Teil seiner Transfers (Mario Gomez, Andreas Beck, Dennis Aogo) bereits bewiesen hat, dass es ihm zunächst um die Stabilisierung des Mannschaftsgefüges ging. Zuletzt wurde in die Zukunft investiert: Marc-Oliver Kempf (23) und David Kopacz (19), aber vor allem die beiden Außenverteidiger Pablo Maffeo (20) und Borna Sosa (20) – VfB-untypische Transfers, da es sich um Talente handelt, die schon einen Batzen Geld gekostet haben; die intern jedoch nicht auf Anhieb als Verstärkungen eingestuft werden. Maffeo und Sosa sollen die Zeit erhalten, sich in der Bundesliga zu entwickeln und etablieren.

Geld liegt bereit

Mit dem spielstarken Castro an der Seite des zweikampffreudigen Santiago Ascacibar wäre das anders und die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er auf der Sechserposition im Team von Trainer Tayfun Korkut gleich die Qualität hebt. Dafür liegt Geld bereit, und seit geraumer Zeit ist aus der Mercedesstraße zu hören, dass die Millionen eher in gestandene Spieler gesteckt werden sollen. Im Fall Castro wäre das nötig. Sein Markwert beläuft sich auf acht Millionen Euro und der U-21-Europameister von 2009 verfügt beim BVB über einen hoch dotierten Vertrag bis 2020. Von einem Jahresgehalt von fünf Millionen Euro ist die Rede, da der Mittelfeldmann zu Thomas Tuchels Wunschkandidaten zählte, als dieser 2015 Trainer in Dortmund wurde.

Noch im vergangenen Jahr verlängerte Castro seinen Kontrakt vorzeitig um eine Saison. Seine Rolle schien gefestigt, bis er in den Wirren der Nach-Tuchel-Ära seinen Stammplatz verlor. Peter Bosz setzte noch auf ihn, Peter Stöger nicht mehr. Und jetzt kann er unter Lucien Favre offensichtlich gehen – und würde für das Stuttgarter Spiel viel mitbringen, aber kommt er auch?