VfB-Talente: Ferati, Baumgartl, Ristl (vorne von links). Mehr Talente finden Sie in unserer Bildergalerie. Foto: Baumann

Seit Montag läuft beim VfB Stuttgart die Vorbereitung auf die neue Saison in der Fußball-Bundesliga, an diesem Mittwoch geht’s ins Trainingslager nach Österreich. Mit dabei: sechs Talente, die auf den großen Durchbruch hoffen: Odisseas Vlachodimos, Marvin Wanitzek, Mart Ristl, Arianit Ferati, Jerome Kiesewetter und Kevin Stöger.

Stuttgart - Timo Werner hat es vorgemacht, zuletzt zog Timo Baumgartl nach: Die zwei Jungspunde haben in den vergangenen beiden Jahren den Sprung von den VfB-Junioren in die Bundesliga geschafft. Der Club will weiteren Talenten diesen Weg ebnen – einige stehen bereit. Ein Überblick:

Odisseas Vlachodimos: Erst VfL Wangen, seit der E-Jugend VfB – keine Frage: Odisseas Vlachodimos (21) ist ein Stuttgarter Junge und gilt seit Jahren als großes Talent. Der Keeper durchlief alle VfB-Jugendteams als Stammspieler und war von der U 15 bis zur U 19 auch Nummer eins im Tor der deutschen Nachwuchsmannschaften. Schon seit Jahren trainiert er mit den Profis, eingesetzt wurde er bislang aber nur beim VfB II. Dabei besticht er durch seine Reflexe auf der Linie und seine fußballerischen Fähigkeiten. „Bei der Strafraumbeherrschung und im Dirigieren seiner Vorderleute muss er aber noch besser werden“, sagt Torwarttrainer Thomas Walter. Die fehlende Konstanz ist ein weiterer Grund, weshalb man Vlachodimos nicht sofort das Erbe von Sven Ulreich anvertraut hat. Hinter Przemyslav Tyton und Mitch Langerak ist Vlachodimos die Nummer drei.

Mart Ristl: Schon Huub Stevens gehörte zu den Förderern von Mart Ristl – der Ex-Coach nahm den Mittelfeldspieler mit ins Wintertrainingslager. Wenig später galt der junge Mann aus Blaufelden als einer der Gewinner der Vorbereitung. Mit seinem konsequenten und von Übersicht geprägten Spiel hatte er sich Respekt verschafft. Ristl ist ein echter Sechser, ein Denker und Lenker, der viele Situationen durch Antizipation und gutes Stellungsspiel löst. Er kann aber auch mal ordentlich dazwischenhauen. Bei den A-Junioren kam der 18-Jährige auch schon als Innenverteidiger zum Einsatz. „Mart Ristl ist sehr weit für sein Alter. Seine Diagonalbälle sind eine Waffe in der Spieleröffnung“, sagt Rainer Adrion, Sportlicher Leiter U 17 bis U 23 beim VfB.

Marvin Wanitzek: Er ist der Senkrechtstarter im Nachwuchsbereich des VfB – dabei lief seine Karriere nicht unbedingt geradlinig. In der Jugend der TSG Hoffenheim wurde der 22-Jährige früh aussortiert, wechselte zu Astoria Walldorf, schaffte es dort in die Oberligamannschaft und wurde von VfB-II-Co-Trainer Walter Thomae entdeckt. Es folgte 2013 ein Probetraining auf dem Wasen – Wanitzek überzeugte. „Ich habe selten einen Spieler gesehen, der so lernwillig ist“, staunte VfB-II-Coach Jürgen Kramny damals. Wanitzek verausgabte sich teilweise so sehr, dass er beim gemeinsamen Abendessen noch am Tisch einschlief. Seitdem absolvierte er 63 Spiele in der dritten Liga, im Bundesliga-Kader stand er auch schon. Neben seinem Ehrgeiz sind Standardsituationen seine große Stärke. Zulegen muss er noch in den Bereichen Robustheit und Schnelligkeit. Derzeit plagt ihn noch eine Sprunggelenksverletzung.

Kevin Stöger: Ganz ähnlich veranlagt wie Wanitzek ist Kevin Stöger (21), der nach seiner zweijährigen Ausleihe vom 1. FC Kaiserslautern zum VfB zurückkehrt. Auch der Österreicher ist ein filigraner Techniker, ausgestattet mit viel Spielwitz und einem gutem Auge. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der zweiten Liga avancierte der Spielgestalter in der vergangenen Saison zu einer unverzichtbaren Größe und wäre mit den Roten Teufeln beinahe in die Bundesliga aufgestiegen. 30 Spiele, zwei Tore und drei Vorlagen standen am Ende für ihn zu Buche. Neben der Zweikampfhärte hat Stöger inzwischen auch in Sachen Variabilität zugelegt und kann auch auf beiden offensiven Außenpositionen eingesetzt werden. „Kevin muss das Verspielte etwas reduzieren und noch konkreter spielen“, sagt FCK-Trainer Kosta Runjaic aber auch. Stand heute muss er den Konkurrenzkampf mit Alexandru Maxim und Daniel Didavi aufnehmen.

Arianit Ferati: Bereits im Jahr 2011 kam Arianit Ferati von den Stuttgarter Kickers zum VfB – im zarten Alter von 13 Jahren. Heute ist er 17 und schickt sich an, den großen Sprung von der U 19 direkt zu den Profis zu schaffen. „Er ist variabel offensiv einsetzbar und immer für ein Überraschungsmoment gut. Trainer Alexander Zorniger will sich im Trainingslager in Mayrhofen ein genaues Bild von ihm machen“, sagt Adrion. Dort war er vor einem Jahr schon mit Ex-Coach Armin Veh zu Gast. Zu Hause ist Ferati im offensiven Mittelfeld, gerne auf dem linken Flügel. Der kleine Wirbelwind überzeugt dabei vor allem durch seine Geschwindigkeit und sein technisches Repertoire. An seiner größten Schwäche, der Robustheit, hat Ferati zuletzt verstärkt gearbeitet. Um für den Trainingsstart gerüstet zu sein, hat er seinen Urlaub früher beendet und die letzte Woche im Kader des VfB II mitgearbeitet.

Jerome Kiesewetter: „Jerome hat sich seit seiner Rückkehr unglaublich stabilisiert“, spielt Adrion auf die halbjährige Ausleihe an, die den in Berlin geborenen Deutsch-Amerikaner im letzten Jahr zurück zu Hertha BSC brachte. Zuvor hatte er eine schwierige erste Saison in Stuttgart hinter sich. Doch nun spricht auch VfB-II-Coach Jürgen Kramny davon, dass es bei dem pfeilschnellen Flügelspieler klick gemacht habe. Zudem scheinen die regelmäßigen Einsätze für die US-amerikanischen Nachwuchsteams zu seiner Steigerung beigetragen zu haben. Kiesewetter (22) bringt mit seiner Schnelligkeit, Dynamik und Torgefahr vieles mit, was man in der Bundesliga benötigt. In der vergangenen Saison kam er unter Stevens zu zwei Kurzeinsätzen, ganz überzeugt ist der Niederländer aber nicht. Auch Adrion meint: „Jerome muss einen weiteren Schritt machen.“ Ab sofort hat er Gelegenheit dazu.