Der Düsseldorfer Matthias Zimmermann (Mitte) beim 0:0 im Hinspiel im Duell mit Nicolas Gonzalez vom VfB Foto: Baumann

Der Aufsteiger Fortuna Düsseldorf hat vier ehemalige Spieler des VfB Stuttgart in seinen Reihen und weist vor dem direkten Duell am Sonntag überraschend sieben Punkte mehr auf. Wie kann das sein?

Stuttgart - Im Dezember hat Matthias Zimmermann seine Freundin Lea in Düsseldorf standesamtlich geheiratet, im Juni folgt die große Hochzeitsfeier auf Mallorca. Im Optimalfall können die Gäste dort dann auch noch einmal auf den Klassenverbleib des 26-jährigen Fußballprofis mit Fortuna Düsseldorf in der ersten Liga anstoßen. Vor dem Spiel am Sonntag (18 Uhr/Liveticker) gegen seinen Ex-Club VfB Stuttgart sieht es jedenfalls gut aus, der Aufsteiger aus dem Rheinland weist als Tabellen-14. sieben Punkte mehr auf als der nächste Gegner als Tabellen-16. auf dem Relegationsplatz.

„Wenn uns das einer vor der Saison gesagt hätte, hätte das wahrscheinlich jeder von uns unterschrieben“, sagt Zimmermann. „Mit der Fortuna den Klassenerhalt zu schaffen, wäre etwas ganz Besonderes für die Stadt.“ Im Sommer wechselte er aus Stuttgart nach Düsseldorf, weil seine Dienste beim VfB um Sportchef Michael Reschke nicht mehr gefragt waren. Darüber hegte er Groll, woraus er vor dem Hinspiel im September in Stuttgart (0:0) auch keinen Hehl machte und unter anderem sagte: „Ich will gerne Herrn Reschkes Gesicht sehen, wenn wir gewinnen.“

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Aber das ist Vergangenheit, das spielt keine Rolle mehr für ihn. „Ich hatte drei schöne Jahre in Stuttgart. Der Aufstieg mit fast immer 60 000 Zuschauern im Stadion war ein Highlight“, sagt Zimmermann heute. „Vielleicht war ich am Anfang ein bisschen frustriert, aber eigentlich hätte es gar nicht besser für mich laufen können.“

Der vielseitig einsetzbare Defensivmann, der vornehmlich die Rechtsverteidigerposition bekleidet, hat in dieser Bundesliga-Saison nur zehn Minuten verpasst. Ansonsten spielte er stets durch, steuerte ein Tor sowie drei Vorlagen bei und gilt bereits als Wortführer bei der Fortuna. Er hat seinen Anteil daran, dass es für die Düsseldorfer um Trainer Friedhelm Funkel mit insgesamt vier Ex-Stuttgartern (Matthias Zimmermann, Leihspieler Marcin Kaminski, Jean Zimmer und Kevin Stöger) deutlich besser läuft als für den VfB.

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Was die Fortuna besser macht? „Ich kann nur beurteilen, was uns stark macht. Jeder ist füreinander da, jeder kämpft für den anderen und bügelt Fehler des anderen aus“, sagt Zimmermann. „Unsere Stärke ist, dass wir einfach ein geiles Team sind und immer an unsere Chance glauben.“

In Düsseldorf weiß jeder Spieler, um was es geht – ums nackte Überleben in der Bundesliga. Dieses Bewusstsein ist schon seit der Ankunft in der ersten Liga bei den Fortuna-Profis verankert. Der VfB-Trainer Markus Weinzierl sieht Vorteile in dieser Startbasis als krasser Außenseiter zu Saisonbeginn. „Sie stecken da unten drin und denken sich jeden Tag: Alles ist gut, und wir schaffen das trotzdem“, sagt er. „Bei uns ist es so, dass jeder im Umfeld und wir auch intern natürlich sagen: Um Gottes willen, mit der Situation haben wir eigentlich gar nichts zu tun. Aber das ist ein Fehler, das ist eine ganz andere Herangehensweise.“

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Die VfB-Profis betonen mittlerweile zwar auch seit Wochen, dass ihnen der Ernst der Lage bewusst sei und sie alles für den Ligaverbleib in die Waagschale werfen würden, doch haben sie die Worte noch nicht nachhaltig mit Taten belegt. Die Düsseldorfer dagegen treten als unbequeme Malochertruppe auf – „sie kämpfen und rennen, sie sind sehr gut organisiert und schmeißen das Herz auf den Platz“, wie es Weinzierl formuliert. Und das mit Erfolg.

Auch dank Zimmermann und den anderen Ex-Stuttgartern, die alle tragende Rollen spielen. Der polnische Innenverteidiger Marcin Kaminski (27), der bis Saisonende vom VfB ausgeliehen ist, hält die Abwehr zusammen, musste jüngst aber wegen eines Magen-Darm-Infekts passen. Jean Zimmer (25) fehlte zuletzt aufgrund eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel, bildet ansonsten aber mit Zimmermann ein eingespieltes Duo auf der rechten Seite. Kevin Stöger (25) zieht im zentralen Mittelfeld die Fäden. „Er gibt uns das spezielle Etwas im Spiel nach vorne“, sagt Zimmermann.

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Zunächst schien die Fortuna in der ersten Liga Fallobst zu sein. Ihre Serie von sieben Niederlagen nacheinander (inklusive der 1:7-Pleite bei Eintracht Frankfurt) beendeten die Düsseldorfer im November jedoch mit einem 4:1-Heimsieg gegen Hertha BSC und ließen anschließend mit einem 3:3 beim FC Bayern München aufhorchen. Mit vier Siegen in Folge um den Jahreswechsel herum, darunter der 2:1-Coup gegen Borussia Dortmund mit dem Tor des Monats Dezember von Jean Zimmer, setzten sie sich etwas aus der Abstiegszone ab. Zuletzt trotzten sie 1899 Hoffenheim auswärts ein 1:1 ab. Der VfB holte dagegen in neun Spielen gegen die ersten acht Teams nicht einen Punkt – bei einem Torverhältnis von 1:27.

Die jüngste 1:4-Niederlage der Fortuna am Mittwoch im DFB-Pokal beim FC Schalke 04 hat Zimmermann bereits abgehakt. „Das hat keine Auswirkungen auf das Spiel am Sonntag“, sagt er. „Volle Konzentration auf die Liga und den Klassenverbleib.“ Den wünscht er übrigens auch dem VfB: „Der Verein gehört in die Bundesliga.“

In unserer Bildergalerie zeigen wir, wie es für die vier Ex-Stuttgarter im Düsseldorfer Trikot bis jetzt in dieser Saison persönlich gelaufen ist.