Zwangspause nach Blinddarmoperation: Timo Baumgartl Foto: Baumann

Der Junge gilt als Mann der Zukunft. Vorerst aber ist Timo Baumgartl in der Hierarchie der Innenverteidiger beim VfB Stuttgart weit nach hinten gerutscht. Daran wird sich so schnell nichts ändern: Jetzt fällt er erst einmal vier Wochen aus.

Stuttgart - An diesem Mittwoch starten die VfB-Profis in die neue Woche. In zwei Trainingseinheiten stimmt Jürgen Kramny die Erfolgself der vergangenen Spieltage auf die Partie bei Schalke 04 an diesem Sonntag (17.30 Uhr/Sky) ein. Einen wird der Trainer, der schon auf die verletzten Daniel Ginczek (24) und Federico Barba (22) verzichten muss, nicht begrüßen können: Timo Baumgartl (19) hat nach seiner Blinddarmoperation am vergangenen Freitag im Klinikum Bad Cannstatt Ruhe verordnet bekommen. Mitte nächster Woche soll das Abwehrtalent wieder leichte Übungen absolvieren, seine Rückkehr ins Mannschaftstraining ist allerdings erst in drei Wochen realistisch.

Nun kommt ein entzündeter Blinddarm oder ein Magen-Darm-Virus, das ihn im Trainingslager im Januar in die Knie zwang, nie gelegen, doch für Baumgartl kommt die erneute Zwangspause wahrlich zur Unzeit. Denn eigentlich sollte er jetzt auf dem Trainingsplatz präsent sein, sich anbieten und aufdrängen, um verlorenen Boden gutzumachen: Hinter den gesetzten Innenverteidigern Georg Niedermeier (29) und Daniel Schwaab (27) und hinter dem Ersatzkandidaten Toni Sunjic (27) ist der Maichinger nur noch die Nummer vier im Abwehrzentrum. Das ist deshalb bitter, weil er bis kurz vor Weihnachten noch Stammspieler war.

Nur Neuzugang Barba, der noch kein Pflichtspiel für den VfB bestritten hat, ist noch weiter im Hintertreffen: Nach seinem Muskelbündelriss in der linken Wade im Test gegen die SG Sonnenhof Großaspach (0:2) dauert es noch mindestens vier Wochen, bis die Leihgabe vom FC Empoli ins Training zurückkehrt. „Für ihn geht es jetzt darum, den Kopf oben zu behalten“, sagt Sportvorstand Robin Dutt über den Italiener.

Ähnliches gilt für Timo Baumgartl, über den Dutt sagt: „Er ist ein Gesicht unserer Zukunft, auf das wir setzen.“ Das drückt sich in seiner Vertragsdauer bis 2020 aus, allerdings nicht in seinem aktuellen Stellenwert für die Mannschaft. Zwar ist auch Jürgen Kramny von Baumgartl überzeugt, den er als VfB-II-Trainer selbst an die Profis herangeführt hatte, doch Niedermeier und Schwaab verleihen dem Team eine ganz andere Stabilität, als dies zuvor Baumgartl an der Seite von Sunjic gelungen war. Was auch damit zu tun hat, dass die ganze Mannschaft unter Kramny kompakter verteidigt.

Baumgartl und Federico Barba als Abwehrduo der Zukunft

So wird sich Baumgartls Situation bis auf Weiteres kaum verbessern – wobei sich das spätestens zur kommenden Saison gründlich ändern könnte. Dann laufen die Verträge von Niedermeier und Schwaab aus, und beide Spieler müssen nicht zwingend davon ausgehen, dass sie auch verlängert werden. Dann soll Baumgartls Stunde schlagen, und Barba könnte sein fester Partner werden. Auf den Italiener hat der VfB eine Kaufoption in Höhe von drei Millionen Euro, und auch wenn er nach seiner Rückkehr ins Training nur noch wenige Spiele hat, um die Strategen des Vereins von seinen Qualitäten zu überzeugen, so deutet sich doch an, dass ihm der Verein im Sommer zu einer Festanstellung verhilft.

Toni Sunjic, der vor der Saison für 3,3 Millionen Euro aus Krasnodar kam und nur bedingt überzeugte, wäre dann die Nummer drei. Ob Stephen Sama (22) aus der zweiten Mannschaft den Anschluss schafft, ist zurzeit eher fraglich – schon im Trainingslager in der Winterpause hatte Jürgen Kramny auf den ehemaligen Verteidiger des FC Liverpool verzichtet. Bleibt – Antonio Rüdiger.

Noch steht nicht fest, ob der AS Rom den für vier Millionen Euro ausgeliehenen Innenverteidiger fest an sich bindet. Ziehen die Italiener die Kaufoption (für neun Millionen Euro) nicht, kehrt Rüdiger erst mal zurück, würde sich aber flugs wieder verabschieden: Der Nationalspieler würde sich einen anderen Arbeitgeber suchen. Eine Rückkehr zum VfB ist nicht vorgesehen – vermutlich zum Bedauern von Timo Baumgartl. Rüdiger war immerhin der Partner, an dessen Seite sein zunächst atemberaubender Aufstieg begonnen hat – der nun jäh unterbrochen ist.