Schön war der erste Auftritt nicht. Wenig Dynamik, dafür viel Leerlauf beim 1:1 gegen Plovdiv: Beim VfB Stuttgart muss vieles besser werden. Da hilft möglichst viel Spielpraxis. Nicht nur deshalb kommt der DFB-Pokal wie gerufen. Die Reise soll wieder in der Hauptstadt enden – im Finale.

Stuttgart - Sie haben es selbst vorgemacht. Vergangene Saison hat der VfB im DFB-Pokal Blut geleckt. In der ersten Runde startete er in Berlin beim SV Falkensee-Finkenkrug, am Ende war er wieder in Berlin – zum Finale gegen Bayern München. Jetzt nimmt er sich die gleiche Marschroute vor. „Das Pokalfinale war ein Höhepunkt. Da wollen wir wieder hin“, sagt Serdar Tasci, „und am Sonntag wollen wir damit anfangen.“

An diesem Sonntag (16 Uhr/Sky) startet das Abenteuer beim Oberligisten BFC Dynamo von neuem. „Wir wollen und wir werden gewinnen“, verspricht Trainer Bruno Labbadia. Trotz der müden Beine nach der Vorbereitung, trotz des unterschiedlichen Fitnessstands der Spieler und trotz zahlreicher Unzulänglichkeiten im Qualifikations-Hinspiel der Europa League gegen Botev Plovdiv. „Wir müssen noch an vielen Dingen feilen“, weiß Bruno Labbadia. Im Einzelnen:

Die Fitness: Wegen der Länderspielabstellungen nach der vergangenen Saison sind die Spieler zu unterschiedlichen Zeiten in die Vorbereitung eingestiegen. Deshalb sind sie jetzt unterschiedlich fit. Als Letzter kehrte Gotoku Sakai aus dem Urlaub zurück. Das ist dem Japaner anzumerken. Er steckt noch im Formtief. Statt mit nach Bulgarien zu reisen, trainierte er bei der U 23, absolvierte vier Einheiten in zwei Tagen und holte sich am Freitag im Test des VfB II beim Oberligisten TSV Grunbach Spielpraxis. Auch Martin Harnik hat nach seiner Entzündung in der Hüftkapsel Nachholbedarf. Ansonsten hat sich die Personalsituation entspannt. „Verletzt ist im Grunde nur Marco Rojas“, sagt Labbadia, „alle andere haben Trainingsrückstand oder Kleinigkeiten.“ Er wird sorgsam abwägen, wen er am Sonntag noch mal schont – im August warten bestenfalls noch sieben Pflichtspiele.

Die Abstimmung: Passspiel, Laufwege und Automatismen – da ist viel Luft nach oben. „Gegen Plovdiv hatten wir vor allem in den letzten 20, 30 Minuten zu wenig Ballkontrolle“, bemängelt Fredi Bobic. Torschütze Vedad Ibisevic räumt ein: „Wir hatten uns die Aufgabe ein wenig anders vorgestellt und haben teilweise etwas zerfahren gespielt. Aber das ist im ersten Pflichtspiel vielleicht normal.“ Der BFC Dynamo startet erst nächstes Wochenende in die Oberligasaison.

Die Spritzigkeit: Das Trainingslager und die Wochen mit drei Einheiten am Tag stecken den Spielern noch in den Knochen. „Die Beine waren ziemlich müde“, sagt Serdar Tasci, „in ein paar Wochen sieht das anders aus.“

Die Abgeklärtheit: Die Startelf des VfB kam auf ein Durchschnittsalter von 23,6 Jahren, Plovdiv hatte dagegen erfahrene Kämpen in der Abwehr. „Das hat man gemerkt, uns hat etwas die Abgezocktheit gefehlt“, sagt Labbadia, „einige Spieler sind schnell unruhig geworden, aber wir haben ja bewusst junge Spieler verpflichtet.“

Die Aussetzer: So einen Patzer wie beim Ausgleichstor gegen Plovdiv hat sich Sven Ulreich schon lange nicht mehr erlaubt. Ein harter Schuss von Romario Kortzorg überforderte ihn: „Ich habe ihn zur Seite weggefaustet“, erklärte der Torhüter. Eine Sinnestäuschung – es war direkt nach vorn zum Torschützen Valeri Domovchiyski. „Okay, vielleicht schräg nach vorn“, korrigierte sich Ulreich. So oder so: „Ich hätte es besser machen können“, fand Ulreich.

Die Spielanlage: Gepflegtes Kurzpassspiel, Tempo und Präzision schienen Fremdwörter gegen Plovdiv. Stattdessen flog ein langer Ball nach dem anderen in den gegnerischen Strafraum – und dort häufig ins Nichts. So kennt man den VfB, so will ihn niemand mehr sehen, das muss er abstellen.

Um es mit Serdar Tasci zu sagen: Am besten beginnt er damit an diesem Sonntag in Berlin.