VfB-Präsident Wolfgang Dietrich (links) mit Sportvorstand Michael Reschke. Foto: Pressefoto Baumann

VfB-Präsident Wolfgang Dietrich hat sich in der SWR-Sendung „Sport im Dritten“ zur Zukunft des Nachwuchsbereichs der Schwaben geäußert. Außerdem sprach der 69-Jährige über den Ex-VfB-Sportvorstand Jan Schindelmeiser sowie seinen Nachfolger Michael Reschke.

Stuttgart - Beim VfB Stuttgart ist nach der 0:1-Niederlage bei RB Leipzig im neunten Spiel der Bundesliga-Saison eigentlich alles beim Alten: Zu Hause hui – auswärts pfui.

Doch abseits dieser unnötigen Niederlage der VfB-Profis gab es in den vergangenen Tagen ein anderes Aufreger-Thema, das mit der zweiten Mannschaft der Schwaben zu tun hat: So berichtete die Stuttgarter Zeitung am Samstag, dass Sportvorstand Michael Reschke den VfB II wohl abschaffen möchte. Viele Fans zeigten sich enttäuscht von den Plänen.

Nun hat sich VfB-Präsident Wolfgang Dietrich in der SWR-Sendung „Sport im Dritten“ zu diesem Thema geäußert. Dabei nimmt der 69-Jährige der Brisanz in dieser Diskussion etwas den Wind aus den Segeln: „Was da kolportiert wird, ist nicht richtig. Michael Reschke erarbeitet mit viel Sachverstand, Akribie und Verantwortungsbewusstsein einen Plan, den wir im Januar vorstellen wollen.“

VfB habe zu viele Talente abgeben müssen

Dieser Plan soll aufzeigen, wie die Verantwortlichen der Schwaben den Nachwuchsbereich weiterentwickeln wollen. „Wir haben das Ziel, diesen Bereich zu verbessern“, erklärt Dietrich, „wir sind recht gut in der Ausbildung der Spieler, haben allerdings noch genug Luft nach oben“. Es sei allgemein bekannt, dass der VfB in den vergangenen Jahren zu viele Spieler viel zu früh im Übergang in den Profibereich verloren habe.

Innerhalb dieses Konzeptes stelle sich auch auch die Frage, wie der Verein mit der U23 umgeht. Zur Zukunft der zweiten Mannschaft sei noch keine Entscheidung gefallen. „Wir arbeiten im Team sehr eng zusammen. Michael Reschke hat auch alle Verantwortlichen aus dem Nachwuchsbereich in diese Diskussion eingebunden, es herrscht eine offene Kommunikation“, so Dietrich.

Entscheidung über VfB II im Januar

Warum soll diese Entscheidung im Januar fallen? „Die Kaderplanung bei den Profis und beim Nachwuchs steht noch an. Auf Grundlage dieser Entwicklung werden wir die Chancen und Risiken für die einzelnen Bereiche analysieren, dann wird eine Entscheidung fallen. Eines kann ich den Fans versichern: Wir machen das mit hohem Verantwortungsbewusstsein“, verspricht der VfB-Präsident.

Wolfgang Dietrich zur Philosophie des VfB Stuttgart: „Wir müssen uns der aktuellen Situation im Profi-Fußball stellen. Wir brauchen eine starke Jugend, daran arbeiten wir, das ist die wichtigste Grundlage unserer Arbeit im Profibereich. Die Jugend ist nur so stark, wie es uns gelingt, sie auch in den Profibereich zu überführen. Es nützt uns nichts, als Ausbildungsverein Spieler wie Kimmich früh zu verlieren, die in anderen Teams tolle Leistungen bringen. Einerseits freut es einen, andererseits ärgert es einen fast, wenn man sieht, wie erfolgreich die jetzt unterwegs sind. Das müssen wir verhindern, daran müssen wir arbeiten – und dafür steht Michael Reschke, damit er diese Problem lösen kann.“

Dietrich zur Schindelmeiser-Entlassung

Dietrich zum Thema Scouting: „Die Thema Scouting und Kaderplanung sind Grundlagen eines erfolgreichen Profi-Fußballvereins. Wir brauchen eine strategische Kaderplanung, die nicht nur situativ gemacht wird. Wir müssen heute schon planen, was wir im Sommer machen.

Wir haben in den vergangenen Jahren kaum Spieler verpflichtet, die wir teurer verkaufen konnten. Das zeigt auch, dass wir in diesem Bereich einen riesigen Nachholbedarf haben. Und das war am Ende der ausschlaggebende Punkt, warum ich um Michael Reschke gekämpft habe – er hat über 30 Jahre bewiesen, dass er das kann, dass er genau diesen Ansatz trägt, um den VfB weiterzuentwickeln“.

Dietrich zur Reschke-Verpflichtung: „Es ist mein Job, zu wissen, was in der Liga passiert und wo die Menschen sind, die uns weiterbringen können. Natürlich hatte ich ihn vorher nicht so intensiv gekannt. Wenn man aber ein Fußball-Verrückter ist wie ich, weiß man, was Michael Reschke in der Vergangenheit geleistet hat. Deswegen war es auch keine Kunst, auf ihn zu kommen. Und natürlich bin ich stolz darauf – für den VfB – dass es uns gelungen ist, so eine Koryphäe zum Verein zu holen mit dieser riesigen Erfahrung, und vor allem dass es so schnell gegangen ist, dass es keine Lücke auf dem Posten des Sportvorstandes gab“.

Wolfgang Dietrich über Jan Schindelmeiser

Dietrich zur Entscheidung, sich von Jan Schindelmeiser zu trennen: „Es war ein schleichender Prozess. Es gab verschiedene Ereignisse, die dazu geführt hatten, dass man nicht mehr das Vertrauen hatte, dass man den Weg, den man gemeinsam begonnen hatte, nicht mehr gemeinsam weiterführen konnte. Wir haben sehr ehrgeizige Ziele. Es ist eben die Aufgabe eines Präsidenten, nicht danach zu schauen, wie die Stimmungen gerade sind, sondern zu schauen, was morgen und übermorgen kommt. Und es war der einstimmige Beschluss aller Gremienmitglieder - wir waren alle der Überzeugung, dass wir einen anderen Weg gehen, eine andere Lösung finden wollen – das ist eine Sache, die einem nicht unbedingt Spaß macht. Ich bin angetreten mit dem Ziel, mit allen drei Vorständen den Weg gemeinsam zu gehen, dieses Ziel habe ich nicht erreicht. Und deswegen bin ich nicht froh darüber.“