Beim VfB Stuttgart bilden sich leere Reihen auf der Mitgliederversammlung. Foto: Pressefoto Baumann

Trotz des Abstiegs aus der Fußball-Bundesliga hat der VfB Stuttgart das Geschäftsjahr 2016 mit einem großen Plus abgeschlossen. Finanzvorstand Stefan Heim präsentierte die erfreulichen Zahlen auf der Mitgliederversammlung.

Stuttgart - Geht es um die Bilanz für das Geschäftsjahr 2016, das dem VfB in der Rückrunde der Spielzeit 2015/16 die bitteren Stunden des Erstliga-Abstiegs und danach die Vorrunden-Halbserie in der zweiten Liga beschert hat, so ist dem Herrn der Zahlen nach einem kleinen Abschiedsreim zu Mute.

„Wir halten diese Tage in Ehren - mögen sie nie wiederkehren!“, sagt der VfB-Finanzvorstand Stefan Heim, ehe er den Spielern, Trainern und Mitarbeitern des gesamten Verein sowie seinen Partnern ein großes Lob ausspricht: „Wir haben diese schwierige Phase mit Bravour überstanden.“

Umsatz gesteigert

Weil es die Regeln der Bilanzierung so vorsehen, referiert Heim vor der Mitgliederversammlung in der Stuttgarter Messe nicht über das Zahlenwerk einer Saison, sondern über das eines Geschäftsjahres – in diesem Fall ist dies das Jahr 2016. „Durch diesen Umstand werden die stark unterschiedlichen Geldflüsse in erster und zweiter Liga nivelliert“, sagt Heim, der es ja in diesem Fall mit einem halben Jahr Liga eins und einem in Liga zwei zu tun hat.

Dass der VfB seinen Umsatz im Vergleich zu 2015 (125,5 Millionen Euro) mit diesmal 132,5 Millionen Euro trotz des sportlichen Niedergangs vor 18 Monaten sogar noch steigern konnte, hat aber neben dieser günstigen Mischung auch mit einem Aderlass via Transfermarkt zu tun.

Schließlich musste der VfB nach dem Abstieg seinen Kader nahezu komplett umkrempeln – und hat daher viele Spieler verkauft. Vor allem, um das Delta aus den wesentlich geringeren TV-Einnahmen abzufedern. So spülten im Sommer 2016 im Wesentlichen die Verkäufe der Profis Timo Werner, Filip Kostic, Lukas Rupp, eine Nachzahlung für Antonio Rüdiger sowie diverse kleinere Ablösesummen wie etwa bei Przemyslaw Tyton oder Carlos Gruezo dem Verein 39 Millionen Euro in die Kasse.

Bei den Kosten auf die Bremse gedrückt

Die Transfererlöse sind somit der größte Posten auf der Ertragsseite der Bilanz 2016, zu dem sich noch die Einnahmen aus dem Sponsoring, die im zweiten Halbjahr deutlich geringeren TV-Einnahmen sowie die Eintrittsgelder bei den Heimspielen (durch den Ticketverkauf sowie die Vermarktung der Logen und Business-Seats) gesellen. Durch seine Beteiligungen, etwa an der profitablen VfB-Reha Welt, durch das Catering im Stadion oder das Merchandising generierte der VfB weitere Einnahmen.

Auf der Gegenseite wurde derweil kräftig an der Kostenschraube gedreht. So konnte man den Spieleretat auf 36,3 Millionen Euro senken, der zu Champions-League-Zeiten beim VfB schon über 65 Millionen Euro lag. Mit nur 9,5 Millionen Euro an Transferausgaben drückte der Club ebenso auf die Bremse. Unter dem Strich steht beim VfB durch eine Summe von 117,7 Millionen Euro an Aufwendungen daher trotz des Abstiegs ein positives Ergebnis von 14,8 Millionen Euro. Dies wurde dem Vereinsvermögen zugeführt, das sich Ende 2016 auf 26,4 Millionen Euro belief.

„Handlungsspielraum so groß wie nie“

Dann wagt Stefan Heim einen Ausblick. „Unser aktueller Handlungsspielraum ist so groß wie nie“, sagt der 47-jährige VfB-Finanzchef: „Die Ausgliederung am 1. Juni hat den gewünscht positiven Effekt gehabt, der weiter anhält.“

Und so investieren die Stuttgarter ebenfalls weiter in ihre Infrastruktur: In den nächsten zwei Jahren soll im heutigen Schlienzstadion ein hochmoderner Trainingsplatz für die Profis entstehen. Mit Rasenheizung, Kameras zur Trainingsanalyse und -steuerung so wie einem Vorhang, der ein Geheimtraining, aber auch öffentliche Einheiten zulässt. „Die oberste Prämisse ist, dass wir an der Mercedesstraße bleiben“, sagt Heim. Ein Umzug auf die grüne Wiese ist also in absehbarer Zeit nicht angedacht. „Der derzeitige Standort hat auch seinen Charme. Unsere Nachwuchsspieler trainieren immer in räumlicher Nähe zu den Profis“, ergänzt der Vorstand, dem wichtig ist, den Umbau des Schlienzstadions unabhängig von der Zukunft der zweiten Mannschaft zu betrachten, die dort Teile ihrer Regionalliga-Heimspiele austrägt. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, sagt Heim und verweist darauf, dass über das Schicksal des VfB II an anderer Stelle entschieden werde.