Serdar Tasci zählte noch nie zu den Lautsprechern im Team, aber vor dem Pokalfinale gegen die Bayern läuft er heiß: Denn er weiß, wie es sich anfühlt, am Ende mit leeren Händen dazustehen. Im Finale 2007 unterlag er mit dem VfB dem 1. FC Nürnberg. Er sagt aus Erfahrung: alles ist möglich.

Stuttgart - Serdar Tasci zählte noch nie zu den Lautsprechern im Team, aber vor dem Pokalfinale gegen die Bayern läuft er heiß: Denn er weiß, wie es sich anfühlt, am Ende mit leeren Händen dazustehen. Im Finale 2007 unterlag er mit dem VfB Stuttgart dem 1. FC Nürnberg. Er sagt aus Erfahrung: alles ist möglich.

Noch einmal schlafen, dann steigt der große Höhepunkt. VfB-Kapitän Serdar Tasci und seine Teamkollegen, die seit Donnerstagabend im Berliner Schlosshotel Grunewald residieren, wollen an diesem Samstag (20 Uhr/ARD und Sky) im Pokalfinale die Sensation schaffen. „Der FC  Bayern ist das zurzeit überragende Team“, sagt Tasci, „deshalb brauchen wir den perfekten Tag.“

Tasci blieb dem VfB Stuttgart immer treu

Klar ist: Vor allem der Innenverteidiger wird hoch motiviert ins Endspiel gehen. Denn er hat noch eine Rechnung mit Berlin offen. Er war schon 2007 dabei, als der VfB als Meister in die Hauptstadt reiste, dort mit 2:3 das Pokalfinale gegen den 1. FC Nürnberg verlor und das Double verpasste.

Tasci war damals 20 Jahre alt. Ein Jungspund, der gerade den Sprung in den Bundesligakader geschafft hatte. Ein Emporkömmling, der zu Stammkräften wie Fernando Meira oder Thomas Hitzlsperger aufschaute – und gegen Nürnberg nach 100 Minuten in der Verlängerung eingewechselt wurde. Tasci stand auf dem Platz, als ein Däne namens Jan Kristiansen Maß nahm und den Ball aus rund 25 Metern zum 3:2 ins Tor drosch (109.). „Unglaublich“, sagt Tasci heute, „von dem hat man seither nie mehr was gehört.“ Im Gegensatz zu Tasci. Denn der Abwehrmann war damals schon in aller Munde. Und er ist es bis heute geblieben.

Viel ist passiert zwischen den Finalen 2007 und 2013 – Tasci blieb seinem Heimatclub immer treu. Und der Innenverteidiger machte zwischen den Endspielen eine Entwicklung durch, die er selbst als „sehr schön“ bezeichnet. Seine Ziele, sagt Tasci, seien in Erfüllung gegangen: „Ich wollte Stammspieler beim VfB werden, wollte in die Nationalelf, und jetzt bin ich Kapitän bei meinem Herzensclub. Ich kann zufrieden sein.“

Tascis Vertrag läuft 2014 aus

Das soll so bleiben – und zwar beim VfB. Tascis Vertrag läuft 2014 aus, bald soll er verlängert werden. „Ich kann mir sehr gut vorstellen zu bleiben“, sagt er, „ich fühle mich sehr wohl, wir werden uns schon einigen.“ Er denke daran, die Karriere in Stuttgart zu beenden, meint Tasci noch – ein Satz, der nicht immer selbstverständlich war.

Denn es gab sie, die Wellentäler. Die Saison 2010/2011 etwa hat Tasci noch nicht vergessen. Damals kämpfte der VfB gegen den Abstieg, und in jener Seuchen-Spielzeit verlor der Innenverteidiger auch seinen festen Platz im Kader der Nationalelf. „Ich glaube, dass es da einen direkten Zusammenhang gibt“, sagt Tasci, „wenn es wie bei uns damals im Verein nicht läuft, schwinden auch die Chancen eines einzelnen Spielers, im Nationalteam zum Zug zu kommen.“ Der Kapitän hofft, dass „sich der VfB weiter verstärkt“. Danach könne man oben angreifen: „Und das könnte meine Chancen in der Nationalelf erhöhen. Dann werden die Karten für die WM 2014 neu gemischt.“

Nun aber steht erst einmal das Pokalfinale an. Tasci wird sein Team als Kapitän aufs Feld führen. Sein Ziel ist, in gewohnter Manier Einfluss zu nehmen. „Ich versuche, meine Mitspieler im ruhigen Ton auf Dinge hinzuweisen“, sagt Tasci, „es bringt nichts rumzubrüllen – ich hätte als Jungspund auch keinen Fuß mehr vor den anderen gebracht, wenn mich ein Führungsspieler lauthals zusammengestaucht hätte.“ Viel abgeschaut habe er sich von Meira und Matthieu Delpierre, ebenfalls VfB-Kapitäne, sagt Tasci: „Man wächst automatisch in die Führungsrolle hinein. Durch Leistung, und dann hat man Führungsqualitäten, oder man hat sie nicht, das ergibt sich im täglichen Umgang.“

Jetzt kann Tasci die Qualitäten unter Beweis stellen. Auf der großen Bühne. „Der Kreis zu 2007 schließt sich“, sagt er, „das Finale 2013 soll der Höhepunkt werden.“