Die Hoffnung stirbt zuletzt. Mit diesen Worten stieg ein Roter in den Flieger nach Glasgow. Es ist die Hoffnung, dass dem VfB an diesem Dienstag bei den Rangers ein Befreiungsschlag gelingt.

Stuttgart - Die Hoffnung stirbt zuletzt. Mit diesen Worten stieg ein Roter in den Flieger nach Glasgow. Es ist die Hoffnung, dass dem VfB an diesem Dienstag bei den Rangers (20.45 Uhr/ Live-Ticker) ein Befreiungsschlag gelingt. Wenn nicht, dürfte der VfB zum Befreiungsschlag ausholen. Markus Babbels Zukunft hängt am seidenen Faden.

Es sind die wortlosen Signale, die ausdrücken, mit welchen Gedanken und Gefühlen der VfB am Montagmorgen die Reise nach Schottland antritt. Es sind kleine Botschaften voller Anspannung und Unsicherheit. Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten ist weg. Keiner weiß mehr, wie sich der Erfolg anfühlt. Der letzte Sieg liegt drei Monate zurück. Es war das 3:0 gegen Eintracht Frankfurt. Schon damals hofften die Optimisten im roten Lager, dass dieser Erfolg befreiende Wirkung habe.

Hatte er nicht.

Das Ergebnis dieses Immer-weiter-Wurschtelns ist nun in der Bundesliga-Tabelle (16.) abzulesen. Und in den Gesichtern der Profis. Bei einem besonders: Pawel Pogrebnjak. Aschfahl, mit starrem Blick reiht sich der Russe im Terminal 3 in die Schlange beim Einchecken ein. Der Mann wirkt teilnahmslos - und ratlos. Weil er sich seit Wochen erfolglos bemüht, diesen gordischen Knoten zu zerschlagen. Mit einem Tor alle Probleme auf einen Schlag zu lösen. Daher bereitet Pogrebnjak schon die einfache Frage nach seinem Seelenleben große Nöte. Fast eine Minute ringt der Stürmer um eine ehrliche Antwort, ehe er schweigend das Weite sucht und entnervt abwinkt.

Als Stürmer trifft Pogrebnjak die Krise wohl am härtesten. Das Versagen der Angreifer wird als entscheidender Grund für die Misere der Roten genannt. Aber ganz gleich welche Antworten man bei der Ursachenforschung findet: Die Wirkung ist die gleiche. Bei Pogrebnjak und seinen Mitspielern: mentale Blockaden und die totale Verunsicherung. Dagegen helfen eigentlich nur Siege. Aber wie gesagt: Allein der Glaube an die Möglichkeit eines Sieges ist so gut wie erloschen. So bleibt den Roten vor dem Gruppenspiel der Königsklasse nur die Light-Variante des Glaubens. Sie heißt Hoffnung. Und die drückt Teamchef Markus Babbel so aus: "Vielleicht kommt es uns entgegen, jetzt in Glasgow zu spielen. Wir spielen auswärts, da ist der Druck vielleicht nicht so stark. Und Glasgow muss auch gewinnen, die müssen auch etwas tun. Vielleicht kommt uns das entgegen."

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vieles ist möglich. Auch dass Babbel gleich drei neue Spieler bringt: Serdar Tasci, Ricardo Osorio und Timo Gebhart waren mit an Bord des Charterfluges XR 8903 nach Schottland. "Ich habe immer wieder Ideen. Gut möglich, dass sich ein, zwei Positionen ändern. Aber vielleicht passiert auch gar nichts", sagt Babbel und reiht sich damit in die Phalanx der Unentschlossenen im Verein für Bewegungsspiele ein.

Dort gibt es schon lange keine klaren Bekenntnisse mehr. Obwohl der VfB innerhalb kurzer Zeit glänzende Perspektiven und viel Geld verspielt hat. Im DFB-Pokal und in der Liga. Was übrig bleibt, ist die Hoffnung auf bessere Zeiten. Eingeleitet durch einen Sieg in der Champions League bei den Rangers. Doch was passiert, wenn im Ibrox-Park auch diese letzte Hoffnung der Roten stirbt? Es sind wieder die wortlosen Gesten, die einem Antwort geben. Sie stoßen einen auf den Namen Christian Gross. Er ist noch Trainer des FC Basel.