Oranje-Duo beim VfB: Cheftrainer Huub Stevens (li.), Assistent Ton Lokhoff Foto: Getty

Er war Chef, er war zweiter Mann, erneut Chef. Jetzt steht er wieder im zweiten Glied – als Assistent von VfB-Trainer Huub Stevens. „Wir funktionieren als Team – egal, wer auf dem Papier der Boss ist“, sagt Ton Lokhoff.

Stuttgart - Co-Trainer, könnte man meinen, sind nur ein Anhängsel des großen Zampanos. Der Chef gibt die Anweisungen und sagt, wo es langgeht, der Assistent ist sein Erfüllungsgehilfe. So war das vielleicht einmal, so ist es ganz gewiss nicht bei Huub Stevens (60) und Ton Lokhoff (54). Der Ex-Profi aus dem niederländischen Breda ist mehr als ein Hütchenaufsteller, er hat eine tragende Rolle bei Stevens. Vor drei Jahren durfte er das wörtlich nehmen.

Vor drei Jahren war das Oranje-Duo bei Red Bull Salzburg in Amt und Würden. Sportlich lief es nicht besonders gut, als am Tag vor einem Ligaspiel gegen den Linzer ASK ein fremder Mann auf dem Trainingsplatz erschien und etwas von „Schluss“ faselte. „Wie, Schluss? Zum Ende der Saison?“, fragte Stevens. „Nein, sofort“, lautete die Antwort. „Da habe ich die Hütchen meinem Co-Trainer Ton Lokhoff gegeben und bin mit dem Mann ins Büro gegangen. Es war kurios. Das muss man auch mal erleben, dass ein Anwalt auf den Platz kommt und sagt: Du bist nicht mehr Trainer.“

Heute lachen die beiden darüber. Stevens und Lokhoff lachen gerne. Aber sie können auch anders. Seit 2009 sind sie ein eingespieltes Team. Zwei Jahre in Salzburg, zuletzt neun Monate bei Paok Saloniki, jetzt beim VfB. „Wir haben großes Vertrauen zueinander“, sagt Lokhoff, „aber wir haben auch mal Streit. Und das ist gut so. Das macht den Weg frei für neue Lösungen.“

Gemeinsam bereiten sie die Trainingseinheiten vor, dabei besprechen sie sich mit Armin Reutershahn, dem anderen Co-Trainer, mit Torwarttrainer Andreas Menger und mit Konditionstrainer Christos Papadopoulos. Dabei gilt, was auch auf dem Platz hilfreich ist: der Teamgedanke. Stevens entscheidet, der Ton (Lokhoff) macht die Begleitmusik. „Huub will immer meine Meinung hören“, sagt er, „das wollte ich bei meinen Stationen als Cheftrainer auch.“ Also bei NAC Breda, bei dem er neun Jahre Profi und acht Jahre Co- und Cheftrainer war – noch heute lautet sein Spitzname dort „Mister NAC“ –, bei Excelsior Rotterdam und bei VVV-Venlo.

Worauf sie beim VfB Wert legen, womöglich auf die Stärkung der Defensive? Antonius Johannes Jacobus Lokhoff, kurz Ton, benannt nach seinen Vorfahren und nicht, wie seine Vornamen glauben machen, nach christlichen Vorbildern, schüttelt energisch den Kopf und sagt: „Fußball ist überall gleich, überall geht es um Leistung. Du musst eine Organisation auf dem Platz haben, die Mannschaft muss wissen, was sie zu tun hat. Es geht um einen Plan.“

Den hatte auch Huub Stevens, als er nach Salzburg ging. Bei Feyenoord Rotterdam hatte er von 1988 bis 1991 an der Seite von Ton Lokhoff gespielt, danach hatten sie sich aus den Augen verloren. Warum er sich nach 18 Jahren an Lokhoff erinnert hat? „Er brauchte Qualität“, sagt Lokhoff, dessen Ehefrau Jeanne (seit 32 Jahren), Tochter Kelly (29) und Sohn Nick (26) in Breda wohnen. „Sie kommen mich bald in Stuttgart besuchen“, sagt der zweifache Großvater.

Ton Lokhoff freut sich auf das Wiedersehen. Zuvor gibt es aber ein Wiedersehen der anderen Art. An diesem Samstag bestreitet Lokhoff mit dem VfB das erste Heimspiel. Gegner ist der Hamburger SV, und die Mercedes-Benz-Arena hieß noch Neckarstadion, als der ambitionierte Mittelfeldspieler Lokhoff 1989 mit Feyenoord Rotterdam im Uefa-Cup auf den VfB traf. Damals gewann der VfB 2:0 (1:2 im Rückspiel). Ein Ergebnis, das Ton Lokhoff an diesem Samstag besser schmecken würde als vor gut 24 Jahren.